Bärli, Herzl, Schatz: Auch wenn man sich über manche Aufschriften streiten kann, gehört das Lebkuchenherz zum Oktoberfest wie die Maß Bier und das Brathendl. Viele Informationen über das kultige Gebäck zeigt die MZ-Bildergalerie. (Fotos: dpa)
Über 100 Stände auf der Theresienwiese verkaufen die Süßigkeit, die bis zu zwei Jahre nach dem Kauf verzehrt werden kann.
Ein Stand auf dem Oktoberfest verkauft bis zu 500 Wiesn-Herzen pro Tag. Die Besucher können dabei aus zahlreichen Sprüchen wählen.
Dabei ist das Herz nicht nur ein Souvenir. Vielmehr ist es eine wortlose Geste, die trotzdem etwas aussagt. Auch bei diesem Liebespaar erzielt es die gewünschte Wirkung.
Meist kommen die Herzen von der Stange. Einige Wiesenbuden-Verkäufer verzieren und beschriften aber den Lebkuchen nach Wunsch noch selber. Besonders auf diesen Sonderanfertigungen spiegelt sich das Seelenleben der Besucher wieder.
Oftmals werden auch asiatische Schriftzeichen oder kyrillische Buchstaben von den Volksfest-Besuchern aus aller Welt gewünscht. Die Kunden müssen dabei allerdings ihren Satz vorschreiben.
Auf der Wiesn werden 2012 erstmals Herzen mit der Aufschrift "Wiesnklimafreunde" verkauft, die dazu beitragen sollen, den Ausstoß von Kohlendioxid zu senken. Ein Teil des Kaufpreises soll in Projekte fließen, mit denen die CO2-Emissionen verringert werden.
Der Trend geht dieses Jahr zu immer größeren Herzen, die die Herren der Schöpfung ihren Herzdamen auf dem Oktoberfest kaufen.
Verkäufer Michael Schifferl (Bild) hat die Rekord-Herzen 2012 (rechts) der Firma Zuckersucht: Sie wiegen stattliche 1,6 Kilo, haben einen Durchmesser von 60 Zentimetern und tragen Aufschriften wie "Das größte Herz für den liebsten Mensch der Welt" oder ""Des ollergreste Herz da Welt, damit unsa Liab a immer hält".
Die Wiesn-Buden werden zum Beispiel von der Manufaktur Zuckersucht mit Herzen versorgt. Sie liefert derzeit täglich etwa 40.000 fertige Herzen mit 120 verschiedenen Sprüchen aus, die nicht nur nach München gehen, sondern zu 60 Prozent nach ganz Europa.
Insgesamt werden zur Wiesn-Zeit rund eine Million Herzen verkauft. Die 120 Mitarbeiter arbeiten in der Zeit Schicht, weil sie jeweils 600 Herzen pro Tag verzieren. Sehnenscheidenentzündungen bleiben da oftmals nicht aus.
Aber nicht nur Liebesbeweise können auf den Lebkuchen stehen. Eine Frau, die im Sterben lag, hat angeblich 50 Herzen mit der Aufschrift "Ich bin dann mal weg" bestellt. Damit wollte sie ihre Angehörigen und Pfleger ein letztes Mal beschenken.
Das Geschäft mit den Herzen gilt als sehr krisensicher. Das könnte vielleicht an der ungeschriebenen Regel "In München geht koa Madl ohne Herzal hoam" liegen.
Wer die Wahl hat, hat die Qual: Um den richtigen Spruch für seine Liebste zu finden, braucht man bei der großen Auswahl oftmals etwas Zeit.
Nach dem ersten Wiesn-Wochenende entscheidet sich, welche Motive am begehrtesten sind. Danach werden vor allem Herzen mit diesen Trendsprüchen hergestellt.
Typisch bayerische Verzierungen wie Rauten, Krüge oder Edelweiß sind auf den Lebkuchenherzen zu finden. Die Firma Zuckersucht war die Erste, die Herzen mit bayerischen Sprüchen auf die Theresienwiese brachte.
Die hohen Preise für die Lebkuchenherzen beziehen sich unter anderem auf die Handarbeit bei Produktion, Verpackung und Verzierung. Das Rekordherz kostet beispielsweise 50 Euro.
Immer beliebter werden Lebkuchen-Herzen auch als Schmuck zum Dirndl.