Eine Reihe von Politikern aus Ostbayern haben ihre Leben nach dem Abschied aus dem Landtag neu sortiert. Um es gleich vorweg zu nehmen: Langeweile ist bei keinem ausgebrochen – und der Abschiedsschmerz hält sich in Grenzen.
Joachim Hanisch (Freie Wähler) kann auf eine Rückkehr in den Landtag spekulieren: Er käme als Nachrücker zum Zug, wenn seine Parteikollegin Tanja Schweiger bei den Kommunalwahlen das Regensburger Landratsamt erobert. „Ich drücke ihr die Daumen“, sagt er. Der Posten des Innenausschuss-Vorsitzenden, den er zuletzt innehatte, ist im Landtag allerdings bereits vergeben. Fit genug für den Wiedereinstieg wäre der 65-Jährige auf jeden Fall: Dank neuer Freizeit geht er drei Mal die Woche zum Krafttraining, spielt auch regelmäßig Tennis. (Foto: MZ-Archiv)
In einer komfortablen Lage ist der Regensburger Philipp Graf von und zu Lerchenfeld (CSU): Er ist direkt in den Bundestag gewechselt. Er vermisse die familiäre Atmosphäre im Landtag. „Im Bundestag sind mehr als drei Mal soviel Abgeordnete. Fraktionen und Parlament, alles ist größer.“ Auch die Gestaltungschancen hätten aber eine neue Dimension. „In Berlin sind wir Gesetzgeber, in München haben wir Dinge oft nur anstoßen können.“ (Foto: CSU)
Maria Scharfenberg (Grüne) blieb keine Atempause. Sie kandiert ebenfalls als Regensburger Landrätin. „Ich habe nicht einmal Urlaub gemacht.“ Es sei auch keine Zeit gewesen, den Landtag zu vermissen. Sie profitiere aber nun von den vielen Kontakten, die sie im Maximilianeum geknüpft habe.
Der Amberger CSU-Mann Heinz Donhauser (62) hat sich eine zeitraubende Beschäftigung gesucht: Er baut sein Wohnhaus komplett um. Der Anruf der MZ erreicht ihn, als er gerade Bodenbohrungen im Garten überwacht. Dem Landtag trauert er nicht nach. „Die Entscheidung, dass ich aufgehört habe, war absolut richtig.“ (Foto: MZ-Archiv)
Der Schwandorfer CSU-Mann Otto Zeitler (69) genießt es, dass ihm die frühmorgendlichen Fahrten nach München erspart bleiben und er stattdessen ausschlafen kann. Als passionierte Jäger verbringt er viel Zeit in der Natur. „Das ist schöner, als die Häuserschluchten von München.“ (Foto: MZ-Archiv)
Der Regensburger Thomas Dechant, der eine Legislatur für die FDP als Abgeordneter aktiv war, zählt zu den wenigen, die das Parlamentsleben vermissen. „Ich war ja nur fünf Jahre da.“ Am meisten fehlen ihm die Einflussmöglichkeiten auf politische Prozesse. „Bisher habe ich mitgespielt, jetzt stehe ich an der Seite.“ Politisch hat er sich inzwischen anders orientiert: Aus der FDP ist er ausgetreten, bei den Kommunalwahlen kandidiert er unter der Flagge der Freien Wähler. Beruflich konzentriert er sich auf seine eigene IT-Beratungsfirma, mit der er zuletzt das Gretl-App herausgebracht hat – eine Plattform für regionale Direktvermarkter von Lebensmitteln. (Foto: Michaela Hanke)
Für FDP-Mann Andreas Fischer aus Abensberg (Lkr. Kelheim) ging es ebenfalls nahtlos weiter. Er ist nun Richter an der 6. Kammer des Regensburger Verwaltungsgericht, mit Schwerpunkt Baurecht. „Ehrlich gesagt, ist es schön, wieder etwas anderes zu machen.“ In der Kommunalpolitik ist er aber weiter aktiv. (Foto: MZ-Archiv)