Mehrere prestigeträchtige deutsche Großprojekte wurden entweder nie verwirklicht oder zum steuerlichen Milliardengrab. Ganz aktuell unter ihnen: Der neue Berliner Flughafen (BER). (Fotos: dpa)
FLUGHAFEN BER: Die Gesamtkosten des neuen Berliner Flughafens sollten ursprünglich 2,83 Milliarden Euro nicht überschreiten. Jedoch verschob sich der Eröffnungstermin bereits mehrfach um Monate, weil immer wieder bauliche und sicherheitstechnische Mängel gefunden wurden. Die Kosten liegen inzwischen beim mehr als Doppelten der ursprünglich veranschlagten Summe und ein endgültiger Eröffnungstermin ist noch nicht fix,
STUTTGART 21: Das Kernstück des 2010 begonnenen Bau-Projekts ist der Umbau des Kopfbahnhofes Stuttgart in einen Durchgangsbahnhof. Kritiker halten das Projekt für betriebsschädlich, nicht kundenfreundlich, umweltbelastend und überteuert. Der "Gesamtwertumfang" des Projekts wurde von der Deutschen Bahn mit ursprünglich 4,33 Milliarden Euro angeben. Am 5. März 2013 wurde die Finanzierung auf 6,5 Mrd. angehoben. Frühestens 2022 soll der Bahnhof fertig sein.
ATOMFABRIK HANAU: Das fast fertiggestellte Werk im hessischen Hanau ging nie in Betrieb. Siemens hatte 1982 mit dem Bau der rund 700 Millionen Euro teuren Anlage zur Herstellung von Plutonium-Brennstäben begonnen. Als eine kleinere Atomanlage in Hanau nach einer Serie von Zwischenfällen geschlossen wurde, geriet auch das neue Werk in die Kritik. Aus Furcht vorAuseinandersetzungen legte Siemens das Projekt 1995 zu den Akten.
SCHNELLER BRÜTER KALKAR: Das "Wunderland" in Kalkar am Niederrhein entstand auf dem Gelände des ehemaligen Atomkraftwerks "Schneller Brüter". Der Meiler, in den rund sieben Milliarden Mark (etwa 3,6 Milliarden Euro) investiert wurden, ging nie ans Netz. Von Beginn an stieß er auf die Ablehnung von Anliegern und Atomkraftgegnern. Wegen Zweifeln an seiner Sicherheit erhielt das AKW nie eine Betriebsgenehmigung. 1995 kaufte ein Investor aus den Niederlanden das Gelände und errichtete dort den Freizeitpark "Wunderland Kalkar".
WAA WACKERSDORF: Ende 1979 stellte die Bundesregierung unter Helmut Schmidt (SPD) die Weichen zum Bau einer atomaren Wiederaufarbeitungsanlage (WAA). 1985 erteilte das bayerische Umweltministerium die erste atomrechtliche Teilerrichtungs-Genehmigung für eine WAA im oberpfälzischen Wackersdorf. Es folgten Massenproteste. 1989 wurde die Errichtung der Atomfabrik gestoppt. Rund 3,2 Milliarden Mark (1,63 Milliarden Euro) hat die deutsche Energiewirtschaft der missglückte Versuch gekostet.
TRANSRAPID: Die Magnetschwebebahn Transrapid sollte erst zwischen Hamburg und Berlin fahren, dann zwischen Düsseldorf und Dortmund sowie vom Münchner Hauptbahnhof zum dortigen Flughafen. Die "Stammel-Rede" des damaligen bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber (CSU) über die Vorzüge des Projekts wurde zum Internet-Hit. Ansonsten blieb von dem Vorhaben in Deutschland nicht viel übrig, es scheiterte an zu hohen Baukosten. (Foto: Transrapid International GmbH)
ELBPHILHARMONIE HAMBURG: Bereits seit April 2007 baut die Stadt Hamburg an dem Konzerthaus in der HafenCity. Durch Kostensteigerungen und massive Verzögerungen gilt der Bau mittlerweile als Skandalprojekt. Aus den geplanten 77 Millionen Euro wurden über die Jahre 575 Millionen und die ursprünglich geplante Eröffnung 2010 verschob sich auf 2017.
TOLL COLLECT: Im März 2003 verkündete der damalige Bundesverkehrsminister Manfred Stolpe, dass in ein paar Monaten LKW Maut für jeden Kilometer zahlen müssten, den sie auf hiesigen Autobahnen zurücklegen. Von anderen Ländern abheben sollte sich das deutsche System durch hochentwickelte Technik – zu hoch entwickelt, wie sich zeigte. Erst Jahre später, nämlich 2006, konnte das System wie geplant arbeiten.