Viele Redewendungen der deutschen Sprache verwirren ungemein. Warum lässt man jemanden im Stich und wieso sagen wir, dass alles in Butter ist? Unsere Bildergalerie erklärt die Herkunft von beliebten Sprichwörtern. (Fotos: dpa)
"Alles im Butter": Diese Redenwendung kommt aus dem Mittelalter. Wenn Gläser transportiert werden mussten, gingen sie dabei meist kaputt. Die Menschen kamen auf die Idee, die Gläser in Fässern zu stapeln und diese dann mit flüssiger Butter aufzufüllen. Die Butter wurde nach dem Abkühlen wieder fest und schützte die Ware vor Erschütterungen.
"Sich etwas hinter die Ohren schreiben": Im Mittelalter konnten die meisten Menschen nicht lesen oder schreiben. Ihre Verträge besiegelten sie deshalb immer im Beisein von Zeugen. An diese Verträge mussten sich die Zeugen auch Jahre später noch erinnern können. Damit sie sich die Details besser einprägten, wurden die Zeugen an den Ohren gezogen.
"Im Stich lassen": Beim Tjost versuchten die Kämpfer auf mittelalterlichen Turnieren sich gegenseitig mit ihren Lanzen vom Pferd zu stoßen. Wurde ein Ritter getroffen und fiel vom Pferd, konnte er wegen seiner schweren Rüstung nicht alleine aufstehen und aufs Pferd zurückklettern. Er brauchte Hilfe von seinem Knappen. Wenn dieser aber zu langsam oder zu schwach war, ließ er seinen Herren „im Stich“ des gegnerischen Schwertes.
"Jemandem einen Korb geben": Freier versuchten im Mittelalter ihre Angebetete mit einem Lied zu erobern. Die Liebste ließ dann aus ihrem Fenster einen Korb herunter, mit dem sie den Freier zu sich nach oben zog. War der Freier aber unerwünscht, lockerte sie vorher den Boden und der Korb brach beim Heraufziehen.
"Aus heiterem Himmel": Bestimmte Pfeile waren früher bei ihrem Flug durch die Luft nicht zu hören. Sie trafen ihr Opfer vollkommen unvermutet.
"Einen Vogel haben": Ein alter Volksglaube besagte im Mittelalter, dass Vögel in den Köpfen von Geisteskranken ihre Nester bauen würden. Daher kommt auch der Spruch „Bei dir piept's wohl“.
"Das kann kein Schwein lesen": Dieses Sprichwort hat eigentlich gar nichts mit echten Schweinen zu tun. Es bezog sich auf die besonders angesehene und gebildete Familie Swyn aus Schleswig-Holstein. Wenn etwas so undeutlich geschrieben war, dass selbst ein Swyn Probleme hatte es zu entziffern, sagte man unter den Bauern „Dat kann kein Swyn lesen“.
"Torschlusspanik bekommen": Noch bis ins 19. Jahrhundert mussten abends die Tore einer Stadt geschlossen werden. Wer bis dahin nicht wieder innerhalb der Stadtmauern war, musste die Nacht vor den Toren verbringen. Die Redensart hat also nichts mit dem Torschuss beim Fußball zu tun, was oft fälschlicherweise vermutet wird.
"Mit allen Wassern gewaschen": Heute gilt man als clever und erfahren, wenn man mit allen Wassern gewaschen ist. Ursprünglich kommt diese Redewendung aus der Seefahrt: Seeleute, die mit ihren Schiffen weit gereist sind und somit verschiedene Gewässer befahren haben, zeichneten sich durch besonders große Lebenserfahrung aus.
"Auf den Hund gekommen": Im Mittelalter waren auf dem Boden von Truhen oft Bilder von Hunden eingeschnitzt. Der Hund galt als Wächter des Schatzes. Wenn man das Bild sehen konnte, war folglich nicht mehr viel Geld in der Truhe - der Besitzer war auf den Hund gekommen.