Ob Schleifer wie Felix Magath, alte Hasen wie Jupp Heynckes oder Positiv-Verrückte wie Jürgen Klopp: Auf den 18 Trainerbänken der Bundesligaklubs sitzen interessante Menschen. Wir stellen sie Ihnen vor.
Markus Babbel hat sich seiner Wurzeln beim FC Bayern erinnert und alles eingekauft, was bei den Bayern jung, deutsch und einigermaßen günstig zu haben war. Ottl und Kraft, dazu Lell, der schon länger bei Hertha BSC Berlin kickt, sollen die Aufsteiger im Oberhaus halten.
Robin Dutt wagt den Sprung aus der beschaulichen badischen Provinz in Freiburg in ambitionierte Regionen der Bundesliga. Leverkusen lautet sein neuer Arbeitgeber. Schon lange nicht mehr hat ein Trainer und ein Team derart gut zusammengepasst wie der hochtalentierte Dutt und die ebenso hochveranlagte wie junge Bayer-Elf. Es wird spannend sein, zu beobachten, was aus der Ehe wird.
Lucien Favre ist so etwas wie der Streber unter den Bundesligatrainern. Ein Perfektionist, der in Interviews nach Niederlagen immer so niedergeschlagen wirkt, als wäre das Spiel seiner Mannschaft eine Beleidigung für seinen Fußballsachverstand. Und der ist beim Trainer von Mönchengladbach anerkanntermaßen sehr groß.
Dieter Hecking hat sich schon etwas geärgert, dass in der vergangenen Saison die Aufmerksamkeit vor allem seinen Kollegen Tuchel, Slomka und Dutt gehörte. Dabei war Nürnberg mindestens eine genauso große Überraschung wie Mainz, Hannover und Freiburg. Am Ende lag sogar nur Hannover vor dem Club, der Sechster wurde.
Jupp Heynckes war eigentlich schon aus dem Trainerkarussel raus, als sein Freund Uli Hoeneß bei ihm anrief. Das war vor zwei Jahren. Jetzt ist Don Jupp überhaupt nicht mehr wegzudenken. Trotz seiner inzwischen 66 Jahre. Doch der Ruhestand kann ganz schnell wieder drohen. Bayern braucht in dieser Saison den Erfolg dringend. Selten war der Druck so groß wie in dieser Spielzeit. Gut das Heynckes im Alter die Ruhe hinzugewonnen hat.
Jürgen Klopp ist momentan DER Trainer in Deutschland. Dortmunds Trainer ist erfolgreich, der Schwarm jeder fußballbegeisterten Schwiegermutter und ist so herrlich authentisch emotional. Kann er das überhaupt noch toppen? Eigentlich nur mit einem Wechsel zum FC Bayern.
Marco Kurz ist ein Emotionsbolzen. Man könnte auch sagen, er ist ein Jürgen Klopp ohne dessen charmante Redegewandheit. Kurz lebt den Stil, der ín Kaiserslautern geliebt wird: Er haut sich rein. Der ideale Mann also für einen langen Abstiegskampf, den es wohl in dieser Saison in der Pfalz geben wird.
Inzwischen gibt es nur noch wenig Trainer in der Liga, die erfolgreichere Spieler als Bruno Labbadia waren. Der einstige Bayern-Stürmer will nach dem gelungenen Abstiegskampf in der vergangenen Saison mit Stuttgart beweisen, dass er nicht wie in Leverkusen und Hamburg nur eine halbe Saison erfolgreich sein kann.
Jos Luhukay kann beruhigt schlafen. Zumindest, wenn man der Führung des FC Augsburg glauben darf. Der Trainer hat nämlich seinen Posten sicher, auch wenn er 34 Spiele verlieren sollte. Was die Versicherung wirklich wert ist, wird sich zeigen müssen.
Felix Magath und seine Medizinbälle: Es ist eine legendäre, scheinbar überkommene Verbindung, die in der Vergangenheit noch bei jedem Klub Erfolg brachte. Bei Wolfsburg war es der Titel. Selten war die Herausforderung derart groß wie in Wolfsburg in diesem Jahr. Die Mannschaft ist teuer, als Team wie auch individuell im Vergleich zu Leverkusen, Dortmund und Bayern aber nur Mittelmaß. Es wird viele Medizinbälle brauchen.
Michael Oenning hat seinen Ruf als Schöngeist, der gerne Klavier spielt und Germanistik studiert hat, weg. In Hamburg hat er die Gelegenheit mit einer schwierigen Mannschaft, in einem ebenso schwierigen Umfeld zu beweisen, dass er ein netter Mensch ist, der auch Führungsstärke besitzt.
Ralf Rangnick gilt als manisch ehrgeizig. Bei Schalke hat er mächtig viel, an dem er diesen Ehrgeiz abarbeiten kann. Der Meisterschaft rennen die Knappen nun schon seit 1958 hinterher. Der Titel wird aber auch in dieser Saison ein sehr ehrgeiziges Ziel bleiben.
Was ist bloß mit uns passiert? Das fragen sich nicht nur Sportdirektor Klaus Allofs, vor allem aber Trainer Thomas Schaaf angesichts der Schwäche von Werder Bremen im vergangenen Jahr. Das offensive Feuerwerk der vergangenen Spielzeiten war zuletzt ein Rohrkrepierer und da traditionell die Abwehr schwächelt, war der Schlamassel perfekt. Jetzt muss der dienstälteste Trainer der Liga wieder Zug in das Team bringen, sonst wird auch er irgendwann nicht mehr zu halten sein.
Mriko Slomka war schon so etwas wie der Dauer-TV-Experte nach seinem Rausschmiss bei Schalke, doch dann rettete er erst Hannover vor dem Abstieg, um es in der vergangenen Saison sensationell auf den vierten Tabellenplatz zu führen. Nun wartet die dritte große Herausforderung auf ihn: Liga, Pokal und Europa-Cup muss er mit den mittelmässigen Mitteln der Niedersachsen meistern.
Wer wie Stale Solbakken schon auf dem Fußballplatz dem Tod von der Schippe gesprungen ist, den kann auch die erbarmungslose Kölner Medienlandschaft nicht schrecken. Und auch Lukas Podolski hat mit dem Norweger, der auf dem Platz einst einen Herzstillstand erlitt, schon unliebsame Bekanntshaft gemacht. Der Trainer hat ihn als Kapitän abgesetzt.
Marcus Sorg ist erst der dritte Trainer beim SC Freiburg in den vergangenen 20 Jahren. Ein Zeichen dafür, dass es sich in Baden ruhig arbeiten lässt, auch wenn Sorg in die großen Spuren von Robin Dutt tritt, der nach Leverkusen wechselte.
Holger Stanislawski ist nach wie vor ein St. Pauli-Urgestein, auch wenn er jetzt bei Hoffenheim das Zepter schwingt. Die Kultfigur vom Kultverein zum Retortenklub: das ist für viele nur schwer nachzuvollziehen. Immerhin dürfte Hoffenheim damit wieder ein Gesicht bekommen nach einer unspektakulären Saison.
Thomas Tuchel war der Newcomer unter den Trainern in der vergangenen Saison und führte Mainz in die Europa-League-Qualifikation. Dort versagten die Mainzer allerdings gegen Gaz Metan Medias aus Rumänien. Ein Zeichen dafür, dass es keine derart unbekümmerte Spielzeit werden könnte, wie zuvor.