Abschluss
Nittenau: Ein Abitur unter ganz besonderen Voraussetzungen

07.07.2022 | Stand 15.09.2023, 4:32 Uhr
58 Schülerinnen und Schüler haben am Gymnasium Nittenau das Abitur abgelegt – zum Teil mit Traumnoten. −Foto: Jürgen Kuprat

Zum Abschluss des letzten Schuljahres wurden die Abiturientinnen und Abiturienten endlich im wahrsten Sinne des Wortes in die Freiheit entlassen. Das Motto des Jahrgangs lautete „Abinopoly – Wir kommen aus dem Gefängnis frei“.

In seiner Eröffnungsrede ging Thomas Reuschl, betreuender Oberstufenkoordinator des Abschlussjahrgangs, darauf ein und zog Parallelen zu Persönlichkeiten wie Frank Lee Morris, Clarence und John Anglin, Jack Sheppard oder Alfred George Hinds, auch bekannt als „Houdini Hinds“. Er beschrieb typische Situationen aus dem Schullalltag, die den Eindruck eines Gefängnisses erwecken könnten. Doch diese Zeit sei definitiv zu Ende. „Nun ist die Freiheit greifbar nahe, die Entlassungspapiere in Form des Abiturzeugnisses sind vorbereitet“, sagte er.

Nittenaus Bürgermeister Benjamin Boml stellte zunächst die Wichtigkeit des Ereignisses heraus: Es sei mehr als nur die Übergabe eines Stück Papiers, sondern ein neuer Lebensabschnitt beginne für die Schülerinnen und Schüler. Dieser sei oft auch mit einer Veränderung des Wohnorts verbunden.

Einen besonderen Dank sprach der Bürgermeister den Eltern, aus: Gerade in coronabedingten Zeiten sei die Unterstützung innerhalb der Familie essenziell. Eltern unterstützten in vielerlei Hinsicht und stellten für die eigenen Kinder immer wieder einen sicheren Hafen dar – inklusive der damit verbundenen emotionalen Herausforderungen. Auch die Elternbeiratsvorsitzende Claudia Müller-Völkl schloss sich dem an und bedankte sich besonders bei den Lehrkäfte, die in acht bzw. neun Jahren großes Engagement und viel Energie gezeigt hätten, um ihre Schülerinnen und Schüler zum Abitur zu führen.

Nach den Grußworten sprachen Bob Bolfrey und Jonathan Binner als Vertreter des Abiturjahrgangs. Sie griffen zunächst typische Vorurteile über die Arbeitsweise auf. „Heute früh nach mehreren Energiedrinks begannen wir mit einigen Stichworten, dann noch schnell den Rest, das hat immer gereicht“. Diese Haltung habe sich im Laufe der Oberstufe aufgrund der Anforderungen schnell ändern müssen – in Richtung längerfristiges Lernen. Dann kam Corona mit massiven, auch sozialen Einschränkungen. Insbesondere die Teilnahme an Videokonferenzen „vor einem schwarzen Bildschirm“ war herausfordernd, genauso wie die fehlende Möglichkeit, Mitschüler oder Freunde zu treffen. Um so schwerer fiel die Rückkehr in den Präsenzunterricht, denn der gefühlte Leistungsdruck war plötzlich wieder da.

Schulleiter Frank Fiedler griff diesen Punkt auf und beschrieb die Reifeprüfung von Karl Marx 1835. „So musste er in einer Augustwoche sieben, unter Aufsicht geschriebene Arbeiten abliefern. Jeweils fünf Stunden standen für einen deutschen und einen lateinischen Aufsatz sowie eine mathematische Arbeit zur Verfügung“, zitierte er. Seither hätten sich die Anforderungen verändert. Soft Skills oder auch Zivilcourage hätten an Bedeutung gewonnen, hob er hervor.

Den Ehrenpreis der Schule für besondere Engagement erhielt Valentin Mißlbeck – als Anerkennung für seinen Einsatz für das Projekt „Schule ohne Rassismus“, als Regisseur eines Schulfilms, als Schülersprecher sowie in schulübergreifenden Arbeitsgruppen.

58 Schülerinnen und Schüler erhielten das Reifezeugnis, 15 davon mit einem Gesamtschnitt von 1,5 und besser. Die Jahrgangsbesten waren Julia Ackermann (1,0), Fabian Rassl (1,2), Luisa Schambeck (1,2) und Martin Weigl (1,2). Eine herausragende Leistung erzielte Valentina Hilge, die mit einer sagenhaften Gesamtpunktzahl von 883 von 900 Punkten zu den bayernweit Besten gehört und sich für die Aufnahme in die Stiftung Maximilianeum bewerben wird.