Regensburg
Deifedanz im Dirndlkleid: Dreiviertelblut mischt Thon-Dittmer-Hof auf

10.08.2022 | Stand 15.09.2023, 4:03 Uhr
Andrea Leopold
Dreiviertelblut punktete sowohl mit Musik als auch mit Hilfe des Outfits von Sebastian Horn: Der Sänger trat im geblümten Dirndkleid auf, stark geschminkt und tätowiert. −Foto: Andrea Leopold

„Aufgeweicht in einer positiv-weinerlichen Stimmung“, weil die Tour nun endete, startete die Lenggrieser Band Dreiviertelblut im voll besetzten Hof des Thon-Dittmer-Palais. Was harmlos begann, steigerte sich zu einer fulminanten enthusiastischen Party.

Die Zuschauer standen geschlossen auf und tanzten und sangen mit, bei bekannten Liedern und neuen Stücken aus dem Album „Diskothek Maria Elend“. So widersprüchlich wie der Titel präsentierte sich auch die Band. Der charismatische Sänger Sebastian Horn etwa trat im ausgewaschenen Dirndlkleid der 1970er auf, mit viel Schminke im Gesicht.

Dreiviertelblut begeisterte durch ein perfekt und – trotz hochkomplexer Kompostionen – luftig wirkendes Zusammenspiel. „Folklorefreie Volksmusik“ nennt die Band selbst ihren Stil. Oder, wie Sebastian Horn sagt: „Wir sind so eine Grufti-Hippie-Band.“

Die Texte sind kurios, aber hochpoetisch. Edgar Alan Poe trifft sozusagen auf Herbert Achternbusch. Melancholie und Weltschmerz kontrastieren mit unbändiger Lebensfreude. Musikalisch bewegt sich Dreiviertelblut im Geist des Punk-Rock. Die Seele der Volksmusik und die Dynamik des Rock sind in bayerischer Mundart vereint. Sie „danzn mitm Deifi“ und haben „guade Schua!“.

Paradies und Deifedanz, Himmel und Hölle, Leben und Tod liegen bei Dreiviertelblut ganz nah beinander. Die Lyrik von Gerd Baumann und Sebastian Horn ist tiefgründig, erdig und gedankenverloren. Rhythmisch herrschen Walzer, Zwiefache und schnelle, tanzbare Uptempo-Nummern vor.

Das Publikum im Thon-Dittmer-Hof ging begeistert mit – bei einem Abend, der ein Höhepunkt des Palazzo-Festivals wurde.