Was nicht alles hat die Gruppe Singer Pur schon in Konzerten oder auf Tonträgern ihrem begeisterten Publikum dargeboten: Romantische Chormusik, Jazziges und Poppiges fehlten ebenso wenig wie Kompositionen von Zeitgenossen oder Alte Musik.
Auf ihrer eben bei Spektral erschienenen CD besinnt sich die Gruppe nun ganz auf ihre Regensburger Wurzeln. Zu hören gibt es ausschließlich geistliche Vokalmusik der Renaissance, die in der Proske-Sammlung der Bischöflichen Zentralbibliothek überliefert ist. „Musica Divina“ ist die CD betitelt, in Anlehnung an die Veröffentlichungen Carl Proskes, der im 19. Jahrhundert eifrig Werke der klassischen Vokalpolyphonie sammelte und erschloss.
Neben Musik von Meistern ersten Ranges wie Josquin Desprez, Orlando di Lasso und Palestrina bietet die CD auch anonym Überliefertes und Raritäten wie etwa ein „Media in vita“ von Ludwig Senfl, das in keiner anderen Quelle zu finden ist. Und dem evangelischen Regensburger Kantor Andreas Raselius erweist Singer Pur seine besondere Reverenz, indem dieser mit zweien seiner Motetten die Werkauswahl eröffnen und beschließen darf.
Dem guten Ruf des Gesangsensembles macht die Neuerscheinung wieder einmal alle Ehre. Bruchlos verschmelzen die fünf Männerstimmen mit dem Sopran Claudia Reinhards zu einem homogenen Ganzen. Schlank und durchsichtig wirkt der Gesamtklang, bei dem die Einzelstimmen sich zu einem schier endlosen Klangband verflechten, in das die polyphonen Einzellinien wie unmerklich einmünden oder wieder aus ihm heraustreten.
Wer eine drastischere barocke Affektsprache gewöhnt ist, wird sich in die Vokalpolyphonie von Singer Pur erst einhören müssen. Sie verzichtet darauf, Stichworte wie Tod, Trauer, Sünde und Hölle mit rhetorischen Mitteln herauszuheben. Auch insofern ist der Titel „Musica divina“ treffend: Die Musik klingt wie von allen menschlichen Anfechtungen gereinigte Himmelsmusik.