Musik
EAV hat sich selbst zu Grabe getragen

Großes Kino beim Konzert der Ersten Allgemeinen Verunsicherung. Sie spielten vor 4500 Fans Hits der vergangenen 40 Jahre.

11.03.2019 | Stand 16.09.2023, 5:50 Uhr
Angelika Lukesch

Klaus Eberhartinger winkt zum Abschied der EAV. Foto: Jens Niering

Was soll man sagen? Die Erste Allgemeine Verunsicherung (EAV) war da und die Stimmung zündete wie seinerzeit, als die österreichische Band mit „Ba-Ba-Banküberfall“ (1985) zum ersten Mal die österreichischen Hitlisten stürmte. Es war die Abschiedstournee der Band, auch wenn viele Fans hoffen, dass dies die „erste Abschiedstournee“ sein möge.

Die Luft am Samstagabend ist erfüllt von Vorfreude und die Altersdurchmischung des Publikums erstaunt: Man hätte annehmen können, dass in der Hauptsache die Generation 60 plus gekommen wäre, schließlich ist die EAV schon seit 40 Jahren aktiv. Doch als Klaus Eberhartinger das Publikum nach dem Alter fragt, stellt sich heraus, dass die 30- bis 50-Jährigen den Hauptanteil ausmachen.

Der Spirit der EAV

Klaus Eberhartinger (68) und Thomas Spitzer (65), Gründungsmitglied der Band, schaffen es auch an diesem Abend, den Spirit der EAV frisch und unverbraucht aufleben zu lassen. Die Show beginnt mit Grabesstimmung. Ein schwarzer Sarg wird herbeigetragen. Eberhartinger erscheint und erklärt dem Publikum, dass das Projekt EAV in Regensburg gestorben sei und nunmehr zu Grabe getragen werde. Den Abschied vom Publikum so auszudrücken, ist ganz im schwarz-satirischen Stil der EAV gehalten.

Was oftmals vergessen wird, ist, dass die EAV sich stets mit ernsthaften Problemen in Politik, Umwelt und Gesellschaft auseinandergesetzt hat. Dies in oft stark überzeichneter und satirisch verfremdeter Form. Manche der kritischen Songs wurden zu Hits, wie der seinerzeit im Bayerischen Rundfunk verbotene Song Burli, der 1987, also ein Jahr nach Tschernobyl, die Verseuchung durch Radioaktivität mit großem Zynismus auf die Spitze treibt. Auch die Titel Samurai (1990), in dem der Sex-Tourismus angeprangert wird, oder Geld oder Leben (1985), in dem Gesellschaftskritik geübt wird, nehmen sich aktuelle Themen vor.

Besonders berühmt jedoch ist die EAV durch Songs geworden, die – im Hintergrund zwar auch kritisch – doch im Vordergrund einfach lustig sind. Gleich zu Beginn der Show erklingt ein Medley aus den Anfangszeiten der EAV mit Tanztanztanz (1983) und Schweinefunk (1984). Der Titel Alpenrap (1983) lässt tatsächlich einen kurzen Gedankenblitz in Richtung Andreas Gabalier, dem selbsternannten Alpenrocker, zu. Hatte die EAV damals eine Vision? Auch Klaus Eberhartinger kann dies nicht beantworten, lässt jedoch die Assoziation mit einem Grinsen zu.

Eberhartinger in Hochform

Die EAV zeigt bei ihrer Abschiedsvorstellung alles, was sie kann. Die Musiker sind in Hochform, das Bühnenbild ist bis ins Detail genau geplant und gibt den passenden Hintergrund ab für all die Szenen, die während der Songs gezeigt werden. Dies ist die EAV-typische Art der szenischen Überzeichnung ihrer Songs, die auch bei der Abschiedsvorstellung den humoristisch/satirischen Effekt der Songs perfekt verstärkt. Klaus Eberhartinger ist wie immer der Motor des Konzerts. In seinen Moderationen geht er auf aktuelle Themen ein, karikiert Donald Trump, warnt vor dem Rechtsruck und geißelt die Gesellschaft, in der nur Geld zählt. Alles nimmt die Fangemeinde in der Donau Arena mit Begeisterung auf, doch im Innersten warten alle auf die geliebten Hits und sie kommen: Heiße Nächte in Palermo (1985), Copacabana (1987) und Küss die Hand, schöne Frau (1987) erklingen und die Stimmung ist großartig. Mit Der Tod (1987) trägt sich die EAV selbst zu Grabe. Doch von wegen „tot“! In den Zugaben kracht es ordentlich und die Band rund um Klaus Eberhartinger scheint sehr lebendig zu sein. Beim Kerkermeister (1985) beginnt der Aufstieg zur letztgültigen EAV-Klimax, bei Fata Morgana (1985) und Märchenprinz (1985) wird sie fast erreicht. Der Höhepunkt ist das Schlusslied der EAV: Morgen (1985). Das gibt Hoffnung auf ein Wiedersehen mit der österreichischen Band.