Ausstellung
Ein Bild von einer Frau: Elvira Bach

Das Kunstkabinett Regensburg zeigt neue Arbeiten der früheren „Jungen Wilden“. Besonders fallen die ruhigeren Bilder auf.

31.01.2016 | Stand 16.09.2023, 6:49 Uhr
Claudia Böckel

Ausstellung Elvira Bach Galerie Kunstkabinett Untere Bachgasse Foto: altrofoto.de

So, wie die Frauen aus Elvira Bachs Bildern herausschauen, so direkt, so frontal (so „ungeschminkt“ wollte man sagen, würden die Augen nicht immer schwarz umrandet unter dicken schwarzen Augenbrauen liegen): So jedenfalls schaut einen Elvira Bach selbst an, mit knallrotem Mund unter dem Turban, die großen Ohrgehänge in Schwarz-Weiß. Die Hände groß, immer in Bewegung, meist mit Zigarette und Sektglas bestückt. Elvira Bach war die Queen im Kunstkabinett, bei der Vernissage ihrer Ausstellung mit brandneuer Malerei und Grafik.

Brandneu, im Januar 2016 erschienen, ist auch das wunderbare Künstlerbuch über Elvira Bach aus dem Wienand Verlag, eine kiloschwere Publikation, die alle Facetten ihres umfangreichen Werkes beleuchtet und dem sie auch eine sehr persönliche Notiz zum Thema „Die Hand in der Kunst“ als Einleitung mitgegeben hat.

Dr. Herbert Schneidler hatte am Eröffnungsabend versucht, in Elvira Bachs Werk einzuführen, über ihre sinnlichen, gemalten, starken Frauenfiguren zu sprechen, über die afrikanischen Einflüsse, über die Kraft der Farbe in ihren Bildern. Immer hatte die Künstlerin selber was dazu zu sagen, und sie reagierte auf den Bericht von ihrem 550 Quadratmeter-Atelier in Berlin besonders heftig: „Man kann im kleinsten Raum malen, alles machen, auch Großformate.“

Ein Erdbeergirl weist nach oben

Von ihren großen Bildern, Öl oder Acryl auf Leinwand, gibt es im Kunstkabinett einige sehr gute zu sehen. „Selig“ aus dem Jahr 2012, auf dem die Frau, die immer Elvira Bach ähnelt, ein riesenhaftes grünes Blatt in ihren ebenso riesigen blauen Händen hält, mit verzückt geschlossenen Augen. „Berlin, Dakar, Neuenhain, New York“ aus dem Jahr 2015 zeigt die Frau mit besonderem Kopfputz, der das ganze Leben der Elvira Bach enthält: Blüten, Stöckelschuhe, das Dreigespann von Herz, Kreuz und Anker. Der sehr gelängte Hals reckt sich zwischen den Wolkenkratzern links und rechts, die Festerfronten der Häuser haben ähnliche Strukturen wie die Ohrgehänge.

In Berlin lebt die Künstlerin, in Neuenhain wurde sie geboren,aus dem Senegal stammt ihr Ehemann, in New York lebt einer ihrer beiden Söhne. Ein Erdbeergirl, in den Pflanzen stehend und eine Steige mit Erdbeeren haltend, in Rauten gekleidet wie Picassos Harlekine, weist den Weg nach oben, wo kleinere Arbeiten, auch von der Farbwahl her leisere, hängen.

Fünfte Schau im Kunstkabinett

Elvira Bachs Melancolia („Von oben betrachtet“) zum Beispiel: eine weiße Frau mit weißer Mähne auf weißer Kugel sitzend, den Kopf in die Hand gestützt, wie es sich spätestens seit Dürer für Melancholiker gehört. Auch eine Liegende á la Boucher lässt sich ausmachen („Nur für mich“), ein „Gruß an Andy“ von 2014, eine Frau ganz in Gelb, vor gelbem Hintergrund und mit Banane. Diese farblich ruhigeren Werke, die auch nicht die oft spitzigen Formen früherer Jahre zeigen, sondern eher mal das Runde, Fließende, fallen in dieser bemerkenswerten Ausstellung –ihrer fünften im Regensburger Kunstkabinett– besonders auf.

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