Konzert Eine Klangmischung in Pastell

Regensburg.Bretislav Hera ist Bratschist beim Philharmonischen Orchester Regensburg, doch ein Musiker mit weiter reichenden Ambitionen: Seit einigen Jahren hat er eine Anzahl Kolleginnen und Kollegen um sich geschart, um gemeinsam große Orchesterpartituren in kammermusikalisch reduzierter Form darzubieten. Die Komponisten Tschechiens stehen dabei im Vordergrund, und seine Arrangements präsentiert Bretislav Hera selbst: als Dirigent eines Ensembles, das als „KlangFormation Regensburg“ auftritt und den äußeren Umfang eines Sinfonieorchesters mit Streichern, Holz- und Blechbläsern sowie Schlagwerk hat, jedoch die Stimmen nur einfach oder, bei den ersten Violinen, bis zu dreifach besetzt. Wer die Originalpartituren kennt, findet deren Höreindruck verfremdet, was nicht ungünstig sein muss. Die Stimmverläufe werden transparenter, und es stellt sich eine neue Klangbalance ein, bei der die übliche Dominanz der Streicher zugunsten eines Gleichgewichts mit den Bläsern aufgehoben ist.
„Zwischen Tod und Leben“: so war das jüngste Konzert der „KlangFormation Regensburg“ mit Werken tschechischer Komponisten aus dem späten 19. und frühen 20, Jahrhundert betitelt, wobei das Thema „Tod“ die erste Programmhälfte prägte. Denn tödlich endet Antonin Dvoraks sinfonische Dichtung „Die Waldtaube“: Eine Giftmörderin ihres Mannes scheitert mit dem Versuch, ein neues Glück zu finden und begeht, von den ganz tonmalerisch wiedergegebenen Rufen einer Taube gemahnt, die sich am Grab ihres Mannes niedergelassen hat, Selbstmord. Dieses dramatische Geschehen einmal in einer subtilen Klangmischung (auch mit einigen Klavierpassagen) zu hören, sozusagen in Pastell- statt in Ölfarben, war ein Erlebnis. Und bei den Trauermarsch-Klängen des Beginns stellte man verblüfft fest, wie sehr sich hier die Idiome Dvoraks und Gustav Mahlers berühren.
„Andrijs Tod“, „Ostaps Tod“ und „Prophezeiung und Tod des Taras Bulba“: gleich dreimal wird in Leos Janaceks Orchester-Rhapsodie „Taras Bulba“ gestorben. Janaceks Vertonung des Schicksals eines Kosakenführers nach einer Geschichte Nikolai Gogols erwies sich als die modernste Partitur des Abends: mit nur wenig breiteren Entwicklungen und dafür vielen Kurzmotiven in kleingliedriger Montage und fast filmisch wirkenden Schnitten und Überblendungen. Dem dreifachen Tod folgte freilich eine gewaltige Apotheose, bei dem sich auch der Klang der kleinen Besetzung unter Einbeziehung einer Orgel majestätisch verbreiterte.
Zurück in ein selbstbewusst auftrumpfendes „Leben“ ging es nach der Konzertpause mit der dritten Sinfonie des zu Unrecht in der Musikpraxis wenig präsenten Komponisten Zdenek Fibich, dessen Musik man die zeitliche Nähe zu Antonin Dvorak deutlich anmerkt. In e-Moll steht diese Sinfonie zwar, doch das hindert Fibich nicht, in vier Sätzen viel Schwung und Lebensfreude zu entwickeln. Und Originalität, wenn der langsame Satz als „Allegro con fuoco“ beginnt, bevor der Einspruch der Klarinette das Tempo bremst.
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