Regensburg
Mathias Hornung bei Lesmeister: Landschaften auf Druckstöcken

26.09.2022 | Stand 15.09.2023, 3:29 Uhr
Claudia Böckel
Mathias Hornung in der Galerie Lesmeister: Bei ihm wird der bearbeitete Druckstock selbst zum Kunstwerk. −Foto: www.altrofoto.de

Die Galerie Lesmeister in der Bachgasse hängt voller Druckstöcke. Das sind Holztafeln, zusammengesetzt aus verschiedenen Holzteilen.

Eigentlich werden sie vom Holzschneider geschnitten, mit Farbe bestrichen und im Hochdruckverfahren bedruckt. Mathias Hornung macht es anders. Bei ihm wird der bearbeitete Druckstock selbst zum Kunstwerk, erst geschnitten, dann gefärbt. Ausschließlich in Blau- und Grüntönen.

Der Künstler, 1969 in Tübingen geboren, studierte Bühnenbild und Kostümdesign und lebt in Berlin. Riesige Farbholzschnitte standen am Beginn seiner Arbeit gleich nach dem Studium, erzählt er. Er habe sich dann immer zwischen zweiter und dritter Dimension befunden, bis sich in den 1990ern eine Entwicklung hin zu bearbeiteten Druckstöcken ergab, auf wenige Materialien beschränkt. Seine Platten bestehen aus Eiche, die größeren Tableaus, ein bisschen weicher, aus Birke oder Pappel.

Senkrechte und waagrechte Linien, Einschnitte ins Holz, schwarz gefärbt, überziehen die Platten. Mit der Flex werden sie geschnitten, in größere und kleinere Kompartimente. Wie Landkarten von am Reißbrett geplanten Landschaften sehen manche aus, bei anderen türmen sich kleinteiliger und großflächiger bearbeitete Abschnitte übereinander, bilden Horizonte, Hochhäuser, Stadtansichten. Verschiedenste Methoden finden Anwendung. Das Holz, schildert Hornung, muss immer wieder nachgearbeitet werden, weil oft beim Schneiden Teile abbrechen. Eiche wird von selbst schwarz, wenn man sie mit Funken beschießt, muss allerdings vorher feucht sein. Das Aufbringen von Farbe, das Schwärzen und Bläuen, sei immer wieder aufregend, bringe immer wieder andere Ergebnisse. Viele Farbschichten und Auswaschungen mit Lösungsmitteln folgen aufeinander. Hornung beschreibt seine Arbeit als ständiges „Loslassen und Verdichten, Zufügen und Wegnehmen“. Der schönste Moment sei das finale Einstreichen der Oberfläche mit der Walze. „In einer Minute entscheidet sich alles.“ Offsetfarbe wird aufgebracht, wie wenn gedruckt werden sollte. Manchmal druckt Hornung auch wirklich mit seinen Druckstöcken. Drei solche Druckgrafiken hängen ebenfalls in der sonst blauen Ausstellung („Blue Codes“, zu sehen bis 19. November).

Den Reiz seiner Arbeiten macht allerdings etwas anderes aus: Die Diskrepanz zwischen dem Material der Druckstöcke und dem Nicht-Drucken, zwischen den vielfältigen Vorbereitungen mit Druckerfarbe und dem finalen Rückzug auf den Druckstock. Die Platten bewahren eine uralte Technik, definieren sie neu in der Ausformung. Hornung ist ganz akribisch, was die Farbgebung angeht. Kleinste Nuancen interessieren ihn, Farbverläufe, die sich auf den Stegen ergeben. Das Dazwischen muss schwarz sein, sagt er. „Digital Dark Blue“ heißt die neue Serie. Hornung schlägt den Bogen vom Holzschnitt in die digitale Welt: Drucken oder Nicht-Drucken.