Kunst
Mit dem Malerfürsten durch die Nacht

Markus Lüpertz zeigt in der Regensburger Galerie Bäumler 60 Arbeiten – und bittet im Anschluss zu einem Freejazz-Konzert.

19.03.2015 | Stand 16.09.2023, 7:11 Uhr
Markus Lüpertz, 2010 im Kunstforum Ostdeutsche Galerie, an seiner Seite: seine Frau Dunja: Sie wird ihn bei seinem Regensburg-Besuch begleiten. −Foto: altrofoto.de

Markus Lüpertz, eine der wichtigsten Figuren in der deutschen Gegenwartskunst und sicher die schillerndste, nimmt sich eine Nacht Zeit für Regensburg. Andrea Madesta, Inhaberin der Galerie Bäumler, lotst den Malerfürst an die Donau – ein Coup.

Da hat offenbar das Netzwerk funktioniert: Madesta kennt den Maler, Bildhauer und Grafiker seit einigen Jahren, kam bei seiner Retrospektive in der Bundeskunsthalle Bonn 2009 näher mit ihm in Kontakt und hatte ihn kurze Zeit später selbst zu Gast: als damalige Direktorin des Kunstforums Ostdeutsche Galerie, die dem Neoexpressionisten Ende 2010/2011 unter dem Titel „Mythos und Moderne“ eine große Werkschau widmete.

Helden bevölkern sein Werk

Markus Lüpertz arbeitet häufig an Figuren der Mythologie, Ganymed, Daphne oder Aphrodite gehören zu den Themen, die er umkreist. Er bringt die Heroen der Antike in Skulpturen zum Leben, befragt sie nach dem Hier und Jetzt, setzt sie in Bezug zu eigenen künstlerischen Positionen und macht Vorschläge, wie wir die Helden neu verhandeln können. In Regensburg wird Lüpertz rund 60 neue Arbeiten auf Papier und Skulpturen zeigen.

Einige Exponate werden bei der Bäumler-Vernissage sozusagen dem jungfräulichen Zustand entrissen. Sie kommen „direkt aus dem Atelier“, wie Madesta sagt, und sind in Regensburg erstmals zu sehen. Ein Bild auf der Einladungskarte zur Ausstellung zeigt eine „Frau mit Panier“, eine Lithografie von 2014, auf einem anderen ist eine kleine bemalte Bronze, ebenfalls von 2014, zu sehen. An der Liste der Exponate feilt Madesta derzeit noch.

Maler, Musiker und Dichter

Markus Lüpertz gilt als Universalbegabter. Er malt, zeichnet, bildhauert, er war aber auch als Rektor an der Düsseldorfer Kunstakademie extrem erfolgreich und gilt als Netzwerker, dem in der Kunstszene keine Tür verschlossen bleibt. Parallel zu seiner Arbeit als bildender Künstler hat er immer auch geschrieben – Gedichte, Tagebücher – und Musik gemacht: Jazz, fast ausschließlich Freejazz, vor allem am Klavier und gelegentlich mit der Profi-Formation TTT. Bassist und Bandleader Franz Wollny hatte TTT 1983 gegründet, damals mit einem anderen bedeutenden deutschen Maler: mit A. R. Penck. An Stelle von Penck stieß dann Mitte der 1990er Jahre Lüpertz zu dem Projekt. Im Lauf der Zeit wechselten die Besetzungen, zum Stamm gehört Percussion-Star Wolfgang Lackerschmid. Die Strategie von TTT beschrieb Frank Wollny bei einem Auftritt so: Das Stück wird dirigiert von der Hingabe des Pianisten. Was Lüpertz spielt, werde von den Profi-Kollegen sozusagen umrundet.

Ach ja, eine weitere Gabe hat der Mann der vielen Talente auch noch: Er ist ein Selbstdarsteller von hohen Gnaden, der bei einschlägigen Anlässen im schwarzen Gehrock auftritt, angetan mit massivem Schmuck und mit seinem berühmten Stock mit silbernem Totenschädel. Dürfte eine interessante Nacht werden mit dem Malerfüsten.