Kultur
Neues Regensburger Jazzfestival lässt den Januar funkeln

23.11.2022 | Stand 15.09.2023, 2:48 Uhr
Michael Scheiner
Julia Hülsmann ist einer der prominentesten Namen bei „Sparks & Visions“. −Foto: Michael Scheiner

Nach dem gelungenen Relaunch des Bayerischen Jazzweekends im Sommer bahnt sich für den Winter ein weiteres vielversprechendes Jazzfestival in Regensburg an.

Von 27. bis 29. Januar findet im Theater Regensburg „Sparks & Visions“ statt, international und hochkarätig besetzt, vorwiegend mit jüngeren Bands und Interpreten aus mehreren europäischen Ländern.

Die Visionen, die Organisatorin Anastasia Wolkenstein vorschweben, finden sich bereits im Titel, in „Sparks“: Es soll richtig funken und funkeln. Das Festival will den Blick öffnen dafür, wie vielfältig sich der Jazz in den vergangenen zehn, 20 Jahren entwickelt hat. Neun Bands mit Mitgliedern aus zwölf Ländern sind zu erleben. Darunter sind so bekannte Köpfe wie Pianistin Julia Hülsmann, Trägerin des Deutschen Jazzpreises, und Groove-Stars wie Kamaal Williams. Vertreten sind aufregende Bands, die hierzulande auf eine eher überschaubare Fangemeinde blicken, wie Sängerin Veronika Harcsa und das Trio Santa Diver. Beide kommen aus Ungarn, das seit den 1980ern erstaunlich moderne Projekte von Punkjazz bis Jazzavantgarde hervorgebracht hat.

An der Geige hat es trotz der reichen ungarischen Tradition bislang nur Zoltan Lantos zu internationaler Bekanntheit gebracht. Mit Santa Diver ist die virtuose Jazzviolinistin Luca Kezdy auf dem besten Weg, ihn zu überholen. Sie kreiert mit David Szesztay (Bass) und David Szego (Drums) ein faszinierendes Amalgam an der Schnittmenge von Jazz, World und Rock. Einige Kritiker erinnert ihr Spiel an Nigel Kennedys erstes selbstkomponiertes Album „Kafka“. Das ungewöhnlich besetzte Trio erzeugt traumverlorene, angeschrägte, immer aber hypnotische Sounds, die eine ganz eigene Magie ausstrahlen.

Ganz anders Veronika Harcsa, die mit ihrer außergewöhnlich variablen, kristallklar-präzisen Vokalkunst in Ungarn zum Star wurde. Ihr aktuelles Projekt widmet sich den Liedern des Impressionisten Claude Debussy. Deren zart flirrender, sphärischer Verwunschenheit geht sie in Live-Electronics mit Anastasia Razvaljaeva (Harfe) und Marton Fenyvesi (Gitarre) auf den Grund.

Julia Hülsmann präsentiert in ihrem neuen Projekt „Heaven Steps to Seven“ mit Lisa Bassenge, Aline Frazao aus Angola und Mia Knop Jacobsen (Gesang), Stephan Braun (Cello), Eva Klesse (Drums) und Marc Muellbauer (Bass) die poetischen Welten von Shakespeare, Federico Garcia Lorca, Margaret Atwood und E. E. Cummings. Als Supergroup kann das Quartett mit Benjamin Lackner (Piano), Mathias Eick (Trompete), Jerome Regard (Bass) und Manu Katche (Schlagzeug) gelten. Das Albumdebüt „Last Decade“ schien im Oktober bei ECM.

Elina Duni aus Albanien gastiert mit einem Trio in Regensburg. Ihre mehrsprachigen Lieder reichert sie um tangofarbenen Skandi-Jazz und eine bunte mediterrane Tradition an. Nu-Jazz-Shootingstar Linda Fredriksson (Saxophon) stellt ihr neues Projekt Juniper vor, das die „schüchterne und ruhige“ Seite ihrer Musik enthüllt, wie sie sagt. Das englisch-schwedische Modern-Jazz-Trio Enemy um Pianist Kit Downes zeigt sich von seiner meditativen Seite, verzichtet jedoch nicht auf die eine oder andere chatchy Melodie.

Aus der Schweiz reist Vokalist Andreas Schaerer mit „A Novel of Anomaly“ an. Er lebt mit Lucas Niggli (Drums), Luciano Biondini (Knopfharmonika) und Kalle Kalima (Gitarre) sein Faible für freie Improvisation aus. Der Produzent und Tastenspezialist Kamaal Williams, der zum New London Jazz zählt, verbindet Spiritual Jazz spielerisch mit Funkanklängen, HipHop-Grooves, treibendem Grime und gechilltem Breakbeat. Die federleichte und urbane Mixtur erinnert an Weather Report und Herbie Hancock.

Veranstaltet wird das neue Jazzfestival von einer gemeinnützigen Unternehmensgesellschaft mit Anastasia Wolkenstein als Kuratorin. Die Regensburgerin ist seit Jahren als Agentin des zeitgenössischen Jazz im Musikgeschäft tätig. Mehrmals war sie Jurymitglied beim Deutschen Jazzpreis, der nationale und internationale Jazzmusiker prämiert.

•Alle Details: sparks-and-visions.com bis 17 Uhr