Regensburg
Pracht und Elend des Barock: Erst Eindrücke der Landesausstellung 2023

18.11.2022 | Stand 15.09.2023, 2:51 Uhr
Peter Wolf vom Haus der Bayerischen Geschichte gab am Freitag zum Auftakt des Regensburger Herbstsymposions Einblick in eine aufregende Epoche. −Foto: Sperb

Bayern und Tschechien rücken in der neuen Landesausstellung das Barock ins Licht, eine Epoche voller Gegensätze: ab Mai 2023 in Regensburg , ab Dezember in Prag.

In Regensburg, dem „mittelalterlichen Wunder“, gerät manchmal aus dem Blick, wie intensiv das Barock die Stadt geformt hat. Das Regensburger Herbstsymposion rückt nun in seiner 37. Ausgabe eine Epoche extremer Kontraste ins Licht (noch diesen Samstag und Sonntag, Info: regensburg.de/herbstsymposion).

Opulent breitet nächstes Jahr die Landesausstellung das 17./18. Jahrhundert aus. Besucher tauchen in eine Zeit voller Licht und Schatten, von Glanz und Pracht, Krieg und Krankheit. Die Schau folgt politischen Wirren und konfessionellen Zerklüftungen, fächert Kunst, Architektur und Wissenschaft auf. Der Freistaat konzipiert die Ausstellung mit dem Nachbarn Tschechien für zwei Orte: Ab Mai 2023 ist sie im Bayern-Museum Regensburg zu sehen, ab Dezember 2023 im Nationalmuseum Prag. Das Vorhaben ist komplex und heikel, schilderte Peter Wolf vom Haus der Bayerischen Geschichte, der gestern zum Start des Herbstsymposions einen ersten Einblick gab. „Jedes Detail muss beide Perspektiven bedenken, die bayerische und die tschechische.“ Selbst bei den Objekten ist Parität gewahrt; beide Länder steuern jeweils 50 Prozent bei.

In Bayern ist das Barock positiv konnotiert, in Tschechien lange eher negativ bis ambivalent. Die Verkantungen reichen zurück bis 1620, zur Schlacht am Weißen Berg. Der Aufstand der böhmischen Stände wurde zu einer Art Ur-Katastrophe. Während man Maximilian I. von Bayern in der Folge in Regensburg den Hermelin als Kurfürst anlegte, herrschte in Böhmen blutige Unterdrückung. Die nationale Schmach schwärte lange.

100 Jahre nach der Schlacht am Weißen Berg entfaltete die Epoche 1723 noch einmal alle Pracht: beim Fest des Jahrhunderts in Prag, zur Krönung von Karl II. „Barock! Bayern und Böhmen“ setzt ein Ausrufezeichen, betonte Peter Wolf. Der Titel passt: „Das Barock will Aufmerksamkeit, will Emotionen wecken, setzt nicht auf sanfte Übergänge, sondern auf krasse Gegensätze, verkündet starke Botschaften und spricht alle Sinne an.“

Ein letztes Kapitel der Schau blickt auf das Verbindende, auf die Patrone. Mit Maria und Nepomuk wählten sich beide Länder die gleichen Schutzheiligen.