Eigene TV-Reihe
Regensburger Kabarettistin Eva Karl Faltermeier bittet zu Talk und Tumult

10.01.2023 | Stand 15.09.2023, 2:09 Uhr
Eva Karl Faltermeier ist in kurzer Zeit an die Spitze der Kabarett-Szene gekraxelt. 2023 bekommt sie ihren nächsten Preis, gibt ihr neues Buch heraus und startet eine eigene TV-Reihe. −Foto: BR, Philipp Thurmaier

Die Regensburger Kabarettistin pflückt Preis um Preis. Jetzt bekommt sie auch noch einen festen Sendetermin im Fernsehen: Ihr Vierteiler „Karlsplatz“ startet am 19. Januar.

„Es geht dahi“, sagt der Bayer, wenn der Niedergang unaufhaltsam scheint. Für Eva Karl Faltermeier gilt die Volksweisheit mit umgekehrtem Vektor: Die Karriere der Regensburger Kabarettistin „geht dahi“, und zwar steil in eine Richtung: nach oben!

Die 39-Jährige pflückt seit dem Start ihrer Bühnenlaufbahn 2019 Preis um Preis. Ihr jüngster: der Thüringer Kleinkunstpreis 2023, der ihr im März überreicht wird. Und jetzt bekommt sie auch noch einen festen Sendetermin im Fernsehen – mit „Karlsplatz“.

Das läuft „grad ganz schee glatt“

„Talk und Tumult“ heißt das Format im Untertitel. Es läuft in der Winterpause von Hannes Ringlstetter, einem anderen ostbayerischen Humortalent, der seine Personality-Show im BR Fernsehen bis Anfang März aussetzt. Eva Karl Faltermeier gehört zum Kreis von Ringlstetters Autoren. „Wir überlegten schon länger, was eine Sendung ist, die man mal machen müsste. Und die Türen waren überall auf“, erzählt die Vielbeschäftigte unserer Zeitung am Wochenende, als zwischen zwei Terminen ein Zeitfenster einen Spalt offensteht. Sie traut dem eigenen Erfolg nur zögernd. „Des lafft aber jetzt grad ganz schee glatt“, sagt sie und klopft auf Holz.

Aus der angedachten Pilotsendung wurde eine kleine Reihe. Vier Mal übt Eva Karl Faltermeier im Januar und Februar also Talk und Tumult. Worum geht’s? „Es gibt lustige und spielerische Anteile, Musik, Kabarett und Gespräche, die sich überall hin entwickeln dürfen.“

Schwarzmann und Stadlober zu Gast

Das Debüt am 19. Januar widmet sich dem Sport-Eltern. „Die Besetzung is’ a Traum“, sagt Karl Faltermeier. Helmut A. Binser, noch so ein Kollegenfreund aus der bayerischen Szene, leidenschaftlicher Spaziergänger obendrein, steht ihr zur Seite. Mit Martina Schwarzmann, Kleinkunst-Königin aus Oberbayern und Fußball-Mama, die früher beim SV Überacker kickte, und Robert Stadlober, Filmstar aus Wien und erfolgreicher Segler, spielen sich am „Karlsplatz“ echte Sportsnaturen die Bälle zu. Die Gastgeberin sagt über ihre Auswahl: „Ich wollte bei meinen Gästen auch andere Seiten zeigen, die man nicht so kennt. Und war überrascht über deren Erfolge und deren Scheitern."

Die Fettnäpfchen des Alltags

Eva Karl Faltermeier tastet als Kabarettistin Fettnäpfchen und Fallen des Alltags ab. Mehr oder eher weniger praktische Lebenshilfe zieht sich auch als roter Faden durch ihr Fernsehformat. Sport, Handwerken, Familienfeste und schlechte Ideen sind die Themenfelder, die am „Karlsplatz“ abgegrast werden. Was tut man zum Beispiel, wenn die Familienfeier eskaliert? Für die alleinerziehende Mutter mit großem Anhang stellt sich die Frage nicht. „Für mich sind eskalierende Feiern die schönsten“, bekennt sie, und schildert, wie es daheim zugeht: „Ich hab’ eine riesige Familie, wir sind 25, 30 Leute und passen kaum noch in die Wohnung meiner Oma. Alle reden gleichzeitig, keiner hört dem anderen zu, und wer hinterher nicht Ohrensausen hat, hat was falsch gemacht. Ich empfehle für das gelingende Fest übrigens Rumtopf.“ Dass einer, der’s beim Feiern übertreibt, auf der Couch schläft, während ihn die Kinder bemalen, kann also durchaus passieren. „Schließlich“, sagt Karl Faltermeier, „kann man sich nirgends so wunderbar zurückziehen wie im Grundrauschen von Familie rundum.“

Erfahrung mit schlechten Ideen kann die gradlinige Bühnenfrau ebenfalls vorweisen. Als die Journalistin den gesicherten Job kündigte, um sich im Hauptberuf dem Kabarett zu widmen, übernahm gerade Corona die Regie. „Denkfehler sind keine Schande“, meint sie heute. „Es ist nur die Frage, was man aus ihnen macht.“

Bodenhaftung im Höhenflug

Aus heutiger Sicht war der Fehler ja auch keiner. Die Oberpfälzerin wird mit Auszeichnungen überschüttet: Kulturförderpreis Regensburg, Bayerischer Senkrechtstarter-Preis, die Auszeichnung des Bezirks für ihren Podcast „Es lafft“, der Prix Panthéon „Frühreif und Verdorben“ und der Stuttgarter Besen sind nur eine Auswahl ihrer Trophäen. Die Vielzahl der Auszeichnungen überrascht ein bissl auch die Preisträgerin, die sich durchaus skeptisch anschaut. Sie kennt die Kluft zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung und trifft womöglich gerade deshalb den Nerv des Publikums.

„Es ist noch keiner perfekt auf die Welt gekommen und perfekt gestorben“, sagt Eva Karl Faltermeier. „Damit muss man irgendwann Frieden schließen.“ Fehler zugeben und selbst im Höhenflug schön an die Bodenhaftung denken, findet sie wichtig. „Man darf alles nicht zu ernst nehmen. Morgen kann alles ganz anders sein“ , meint sie. „Don’t believe the hype“, trau’ dem Hype nicht, sagt sie noch. „Es kann schnell dahi gehen.“

Buch, Bühne und BR

„Karlsplatz“läuft im BR jeweils donnerstags um 22 Uhr, Themen sind „Sport-Eltern“ (19. Januar), „Handwerken“ (26. Januar), „Familienfeste“ (2. Februar) und „Schlechte Ideen“ (9. Februar).

„Mama fatale“, das neue Buch von Eva Karl Faltermeier, erscheint im März bei dtv.

„Taxi. Uhr läuft“,das aktuelle Solo der Kabarettistin, geht ab dieser Woche wieder auf Tour.