Kultur
Regensburger Kunstverein zeigt einen Kosmos für Eingeweihte

14.11.2022 | Stand 15.09.2023, 2:58 Uhr
Claudia Böckel
Paul Ludwig Ressl mit seinem „Minimalflächenkörper“ beim Neuen Kunstverein: Die Ausstellung ist bis 27. November zu sehen. −Foto: Claudia Böckel

Der Kosmos Neukirchen, wo seit Jahren Künstler regelmäßig gemeinsam arbeiten, funktioniert als Ausstellung beim Neuen Kunstverein in Regensburg nur partiell.

Es war einmal ein Kunstsymposium, in Neukirchen im Bayerischen Wald. Das gibt es seit zehn Jahren. Die Künstlerin Renate Haimerl Brosch hat ihr Atelierhaus in diesem Dorf und ist auch für den Neuen Kunstverein Regensburg zuständig. Nun hat sie den Kosmos Neukirchen und den Kosmos Neuer Kunstverein zusammengeführt.

Acht Künstlerinnen und Künstler waren ausgewählt, in Neukirchen zu arbeiten, im Atelierhaus, aber auch in leeren Ladenlokalen und im aufgelassenen Gasthaus. Dazu kam eine Gruppe Studierender von der Münchner Akademie, die das Café Eisenkramer eröffneten, ein Happening, bei dem sich der Kosmos Kunst mit dem Kosmos Dorf vermischte, Interaktionen auf dem Prinzip Tausch basierten. Man sammelte Beeren an Stellen, die Einheimische verraten hatten, buk Kuchen und Brot, verspeiste das Ganze mit Gästen.

Und man schaute in den Himmel mit einem großen Teleskop. Allerdings bei Regenwetter. Deshalb entstand ein künstlicher Himmel im Innenraum mit dem Titel „Stets bedeckter Sternenhimmel über Neukirchen“. Uli Tyroller verknüpfte diverse Himmels- und Unendlichkeitsmodelle wie die ersten 5000 Stellen von Pi mit einem Farbcode, diesen mit künstlichen Farbsternen an künstlichen Nachthimmel. Zum Glück erschien anlässlich der Ausstellung (bis 27. November am Schwanenplatz zu sehen) eine Broschüre mit der Dokumentation, mit Informationen zu Künstlern und Projekten. Denn: Die Ausstellung gibt keine Vorstellung über das offensichtlich sehr gut funktionierende Kunstevent in Neukirchen.

Die feinen Land-Art-Objekte Esther Böhms, Stelen aus Naturmaterialien und Beton und die Interaktionen mit Ameisenkolonien, Beeren und Blättern, sind auf der Fotografie kaum nachvollziehbar. Konkreter ist die große weiße Blüte, ein Cosmos Caudatus, ein angebundener Kosmos: „Der ganze Kosmos als fragmentiertes Blümchen angebunden schwebend im Raum“. Christoph N. Fuhrer hat sie entwickelt und ihr reale, riesige Körperlichkeit gegeben.

Der Regensburger Bildhauer Paul Ludwig Ressl entwickelt strukturelle Bauelemente, aus denen sich regelmäßige Körper bilden lassen. Aus dünnen Holzspänen und Verbindungselementen aus dem 3D-Drucker hat er seinen „Minimalflächenkörper“ in eine alte Metzgerei gebaut, jetzt steht sie gewandelt als Stele am Fenster des Kunstvereins. Im Kleinen handelt es sich um ästhetische, sich überschneidende Blumenmandalas, die in der Gesamtheit einen ganzen wandelbaren Kosmos ergeben. Wenn aus Tauschobjekten Sternbildinstallationen werden wie bei Michaela Peter und Matthias Mulzer, wenn quasi ein neues Sternbild, Minor Nova Ecclesia, das kleine Neukirchen, entsteht, mag das ein magischer Moment gewesen sein. Nachvollziehbar in der Ausstellung ist das nicht, ebenso wenig leider wie die Aktionen der Puppenspielerin Gaby Weissenfels.

Dafür sind poetische Fotos ihrer Aufführungen in der Broschüre enthalten. Ein gehäkeltes, schweres Objekt aus Eisendraht von Elisabeth Dostert, mit Fundstücken aus Neukirchen angereichert, ist da schon konkreter.