Kultur
Regensburgs Theater ist startklar: Fünf Premieren eröffnen die Saison

06.09.2022 | Stand 15.09.2023, 3:47 Uhr
Das Theater Regensburg stellt alles auf Anfang: Intendant Sebastian Ritschel (links) und Finanzchef Matthias Schloderer, hier vor einem Piktogramm aus dem neuen Spielzeitbuch −Foto: Jochen Quast

Ins Theater zieht wieder Leben ein. Mit einer Gala am 17. September und fünf Premieren an den drei Tagen 23. bis 25. September beginnt die neue Saison. Eine Produktion für eine Nacht gibt’s obendrauf.

Ins Theater zieht wieder Leben ein. Erste Regungen waren am Montag am Bismarckplatz zu beobachten: Neue und alte Ensemblemitglieder trafen sich auf Bierbänken zu Speeddating und Bratwurstsemmel. „Jetzt sind wir alle voller Energie und legen los“, sagt Matthias Schloderer, Finanzchef des Hauses, später vor Journalisten.

Tatsächlich geht es auf den Regensburger Bühnen nun Schlag auf Schlag: Auf eine Eröffnungsgala (17. September, Bismarckplatz), bei der sämtliche Sparten Kostproben neuer Produktionen vorstellen und das Publikum „sein“ Theaterteam kennenlernt, folgen einige öffentlichen Proben, dann gehen zu Saisonstart fünf Premieren an einem Wochenende über die Bühne.

Intendant Sebastian Ritschel gibt mit „Der Prozess“ (Premiere: 24. September, Bismarckplatz) seine Visitenkarte ab. Er inszeniert die Oper von Gottfried von Einem nicht nur, er hat auch Bühne und Kostüme entworfen. Den Stoff von Kafka, verspricht er, werde man hier ausgesprochen komisch-grotesk erleben. Das Werk, für Radebeul in Koproduktion mit Regensburg inszeniert, wurde hier neu einstudiert. Die gewaltige Orchesterbesetzung ist geschrumpft, auf – im Fall des Falles – coronataugliche Maße.

Die Stadt im Tanz

Spektakulär: Der neue Intendant bringt zum Start ein für Regensburg maßgeschneidertes Auftragswerk mit, inszeniert von Antje Thoms, neue Leiterin der Sparte Schauspiel (Premiere: 23. September, Antoniushaus). Autorin Anne Jelena Schulte tigerte für „Zukunftsmusik“ durch die Stadt, sprach mit Influencern, Forschern oder Managern und schrieb ein Stück, das mit Humor und Musik Sorgen und Sehnsüchten nachspürt. „Echtes Leben in theatrales Erleben überführt“, skizziert Ritschel. Bei der Uraufführung, und nur da, stellen sich sämtliche 20 Köpfe des Schauspiels vor.

Wagner Moreira, neuer Chef der Sparte Tanz, zeigt sich zum Einstand sehr nahbar: In „I play de(a)d“ verarbeitet er den Freitod seines Vaters (Premiere: 25. September, Haidplatz). Das Solo, 2017 in Dresden uraufgeführt, holte mehrere Preise. Trotz düsteren Themas kündigt Ritschel auch hier einen heiteren, lustigen, klar: auch nachdenklichen Abend an. In seiner zweiten Produktion zum Start bespielt, vielmehr: betanzt Moreira mit der ganzen Truppe die Stadt. In „Massa Mobil“, einer hochgelobten Performance, die neu auf Regensburg zugeschnitten wurde, zeigt die Kompanie am Haidplatz, im Stadtpark oder auf der Steinernen Brücke choreografische Miniaturen und bittet ihr Publikum, die Passanten, zum Tanz (Auftakt: 23. September, Jahnsinsel).

Oda Zuschneid, neue Chefin des Jungen Theaters, macht ihren Aufschlag als Regisseurin von „Pinguine können keinen Käsekuchen backen“ (Premiere: 25. September, Junges Theater). Das Stück über Freundschaft, Rivalität und Gerechtigkeit nennt der Theater-Leoporello einen „grandiosen Krimi, herrlichen Quark und Slapstick vom Allerfeinsten“. Zu den fünf Premieren packt das Theater zum Saisonstart noch eine Video-Produktion obendrauf, eine mulitimediale Show, produziert für eine Nacht.

Lichtshow für eine Nacht

Sven Stratmann hat schon mehrfach mit Ritschel zusammengearbeitet und sich nun für die Arbeit „Zyklus“ mit Regensburger Geschichte und Kuklturschaffen befasst. Er schickt bewegte Bilder über die Theaterfassade, begleitet von Musik und Soundeffekten. „Das sind mehr als bunte Lichter“, sagt Ritschel, und verweist auf raffinierte Lichteffekte und auf optische Täuschungen.

Das Theater stellt alles auf Anfang. Das neue Programm liegt ab sofort im Theater am Bismarckplatz auf, die neue Webseite geht heute online. Und die Pressesprecherin des Hauses heißt ab sofort Andrea Hoffmann. Die promovierte Kulturwissenschaftlerin wechselt nach fünf Jahren in Celle, wo sie für die Öffentlichkeitsarbeit des Schlosstheaters zuständig war, jetzt an die Donau.

Zu Saisonstart wurden auch die Abos neu zugeschnitten. Langjährige Theaterfreunde reagierten empört. Die Zahlen entwickeln sich aber gut: Mit knapp 5000 Abos listet das Haus beinahe genau so viele wie zuletzt. „96 Prozent der bisher gebuchten Plätze waren bereits vor Saisonstart erneut vergeben“, sagt Matthias Schloderer am Montag.

Freilich: Frühere Spitzenquoten mit 6000 Abos und mehr brachen seit Corona ein. Aber während Bühnen bundesweit sinkende Zahlen beklagen, steht Regensburg gut da. Vor allem das Familien-Abo mit Kinderbetreuung und früheren Anfangszeiten findet laut Schloderer viel Zuspruch.