Interview
Wincent Weiss: „Die Familie erdet mich“

Popsänger Wincent Weiss lieferte mit „Musik sein“ einen Megahit. Doch seine Karriere birgt für ihn auch Schattenseiten.

24.05.2017 | Stand 16.09.2023, 6:32 Uhr
Philipp Seitz

Irgendwas gegen die Stille: Wincent Weiss stürmt die Charts. Foto: dpa

Gibt es eine Interviewfrage, die Dir noch nie jemand gestellt hat, aber die Du schon immer hören wolltest?

Ja, das wäre schon die Frage. Die habe ich tatsächlich noch nie gehört. Ich habe einen richtigen Interviewmarathon hinter mir, habe eigentlich alle Fragen rund um mich, um meine Musik und mein Album gehört. Die meisten Interviews starten ja gleich voll durch. Ich denke, man könnte Interviews ja erst einmal mit einer lockeren Frage starten, so etwa: Wie geht es Dir denn eigentlich? (lacht)

Ja, dann erzähl mal: Wie geht es Dir denn eigentlich?

Joah, ich habe gerade Mittag gegessen, deshalb geht es mir sehr gut. Voller Magen und von daher lässt es sich gerade sehr gut aushalten.

Du beschreibst Dich selbst als „verplanten Chaoten“. Was ist denn das letzte Mal bei Dir so richtig schief gegangen?

Du hast derzeit aber auch viele Termine...

In den letzten Wochen waren wir wirklich jeden Tag unterwegs. Klamotten waschen, Koffer packen und dann weiter zum nächsten Festival. Noch finde ich das ganz gut. Das ist ja wie beim Reisen: Ich lerne jeden Tag neue Städte in Deutschland kennen. Aber es ist natürlich auch ein stressiger Job, ständig von A nach B zu reisen – und das die ganze Woche.

Jetzt ist Dein erstes Album „Irgendwas gegen die Stille“ fertig. Welcher Druck fällt da von einem ab?

Das war echt ein Tag, an dem mir ein riesengroßer Stein vom Herzen gefallen ist, weil ich so lange an dem neuen Album gearbeitet habe und vor allem auch die Fans so lange darauf warten mussten. Die Veröffentlichung war ja eigentlich schon viel früher geplant.

Auf Facebook postete Wincent Weiss ein Foto mit seinem neuen Album:

Du hattest ja zwei sehr populäre Songs. Wie hoch war Dein Anspruch, weitere ähnlich erfolgreiche Songs nachzulegen?

So viel Druck mach ich mir gar nicht. Es muss nicht unbedingt ein Hit werden. Man kann nie davon ausgehen, dass ein Song richtig erfolgreich wird oder nicht – schade eigentlich.

Mit seinem neuen Album landete Wincent Weiss gleich auf Platz drei der deutschen Album-Charts:

Wer hat Dir das schönste Kompliment zum neuen Album gemacht?

Für mich ist es das schönste Kompliment, wenn die Fans mir persönliche Texte zu den Songs schreiben und damit irgendwie eine eigene Lebensstory verbinden. Das sind ganz persönliche Sachen, bei denen ich mir immer denke, ich bin doch eigentlich eine wildfremde Person und der vertrauen sie so etwas an, weil sie sich mit den Songs angesprochen fühlen.

Kannst Du ein Beispiel für eine Zuschrift nennen, die Dich besonders bewegt hat?

Boah, das sind halt echt wirklich viele. Vor allem gerade zu dem Song, den ich meiner kleinen Schwester geschrieben habe („Nur einen Herzschlag entfernt“; Anm. d. Red.), schreiben mir sehr viele Fans. Es geht in dem Song darum, dass ich meine Familie immer im Herzen trage, egal wo ich gerade bin. Sehr viele schreiben mir, dass sie etwa von zuhause weggezogen sind oder die Eltern sich getrennt haben und auseinander weggezogen sind und sie trotzdem beide Familienmitglieder im Herzen tragen.

Schreibst Du dann auch mal zurück?

Wenn mich eine Zuschrift berührt, dann schreibe ich da natürlich zurück.

Antwortest Du oder dein Management?

Nein, ich mache das noch selber.

Ungewöhnlich.

Noch geht es gerade.

Im Video stellen wir das neue Album von Wincent Weiss vor:

Das Video ist leider nicht mehr verfügbar. Suchen Sie ein bestimmtes Video? Hier geht's zur Mediathek.

Wie surreal ist Deine steile Karriere für Dich?

So richtig realisieren kann man das nicht, weil es alles so schnell geht und man einen Termin nach dem nächsten abarbeitet. Ich finde es immer ganz komisch, wenn ich im Radio ein Interview gebe und da die Rede davon ist, dass ich so erfolgreich bin. Ich habe das gar nicht so mitbekommen, dass ich so groß geworden bin.

Hat der Erfolg auch Schattenseiten?

Puh, die einzige Schattenseite, die ich gerade merke, ist, dass man sehr wenig Zeit hat. Zum Beispiel für die Familie oder Freunde. Ich versuche aber, mir diese Zeit jetzt einfach zu nehmen.

Familie und Freunde als Rückzugsort?

Das heißt, Du fährst dann künftig mit Deinem Motorrad auf Konzerte?

Das habe ich vor, wenn die Konzerte nicht so weit weg sind von dem Ort, an dem ich gerade bin.

Deine Erfolgsgeschichte startete ja in Eutin. Es heißt, bei einem Schulprojekt...

Genau, ja. Wir haben das zu zweit gemacht, in Partnerarbeit. Mein Klassenkamerad hat Klavier gespielt und ich gesungen. Das haben wir dann aufgenommen und in der Klasse vorgespielt. Für mich war es das erste Mal, dass ich anderen Leuten Gesang von mir gezeigt habe.

Du bist ein junger Sänger. Welche Talente muss ein Nachwuchskünstler mitbringen und wie wird man bekannt?

Ich glaube, dass man hart daran arbeiten und einfach dran bleiben muss. Es gab auch bei mir mehrere Rückschläge und Absagen von Labels. Einfach weitermachen, sich das nicht ausreden lassen! Man hat heute über die Social-Media-Kanäle so viele Möglichkeiten, Reichweite zu generieren, Songs hochzuladen und die Leute zum Hören zu motivieren. Ich habe das ja auch gemacht. Das kann mit ein paar Klicks wirklich jeder machen.

Du nutzt Deine Popularität ehrenamtlich für die Kindernothilfe.

Woher kommt Dein Engagement?

Ich finde, jeder, der irgendwie in einer Position steht, um helfen zu können, sollte das tun. Ich habe viele Leute, vor allem junge Leute, die ich erreichen kann. Ich will ihnen zeigen, dass Kinder die Zukunft sind und da ist es sehr gut, wenn ich diese Reichweite nutze.

Wincent Weiss ist Botschafter für die Kindernothilfe:

Kurz noch zu Dir: Warum eigentlich Wincent mit W?

Das steht tatsächlich so in meinem Perso und meine Mum hat das so entschieden. Sie fand das schöner mit den zwei Ws. Und sie wollte, dass die Initialen gleich bleiben beim Namen. Deshalb hat sie gefragt, ob sie statt dem V ein W machen kann, und die haben gesagt alles klar, mach das. Jetzt habe ich den Salat.

Wincent Weiss ist natürlich auf Facebook unterwegs. Genau wie sein Opa; und das sorgt ab und an für einige Lacher beim Musiker:

Gewinnspiel: Wir verlosen fünf von Wincent Weiss unterschriebene Autogrammkarten. Einfach eine Mail angewinnspiel@mittelbayerische.demit dem Betreff „Wincent Weiss“ und der eigenen Adresse schicken. Einsendeschluss ist der 01.06.2017. Wir schicken den Gewinnern dann eine Autogrammkarte zu. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Wir wünschen viel Glück!

Weitere Infos zu Wincent Weiss und seinem neuen Album:

Alles rund um Musik finden Sie hier.