Theater
Wunsiedel: Luisenburg-Festspiele starten

Zur Eröffnung feiert die Eigenproduktion „Die Päpstin“ Premiere. Für Kinder gibt es auch Stücke – unter anderem „Madagascar“.

11.06.2019 | Stand 16.09.2023, 5:38 Uhr
Stefan Wallner

In der Luisenburg haben inzwischen etwas mehr als 1800 Besucher Platz. ArchivFoto: Führer/dpa

In der Luisenburg haben inzwischen etwas mehr als 1800 Besucher Platz. Egal, ob die Nachmittagssonne Muster aus Licht und Schatten auf die Felsen zeichnet oder der Regen die moosüberwachsenen Blöcke zu rutschigem Untergrund werden lässt: Den Besuchern der Luisenburg-Festspiele wird hochwertiges Schauspiel geboten. Die älteste Naturbühne Deutschlands verleiht den Theaterstücken, Musicals und Opern eine besondere Atmosphäre.

Nicht nur Goethe, der das Felsenlabyrinth Luisenburg 1785 zum ersten Mal durchkletterte, war fasziniert von den auseinandergebrochenen Gesteinskörpern. Heute noch zieht das Granitfelsmeer jährlich mehr als 100 000 Touristen an. Seit dem 18. Jahrhundert wird das Labyrinth von reisenden Schaustellern und Schülern als Kulisse für Sing- und Schauspielaufführungen genutzt. 1890 wurde an diesem Ort das „Losburg-Festspiel“ erstaufgeführt. Es ist der Beginn der Luisenburg-Festspiele.

Der Wandel der Zeit

Bereits zu Beginn fasst die Kulisse insgesamt rund 1000 Besucher. Im Laufe der Jahre wurde sie stetig ausgebaut und umgestaltet. Heute bietet das Freilichttheater Platz für 1.898 Zuschauer. Ein Segeldach schützt die Besucher vor dem rauen Wetter des Fichtelgebirges. Eine moderne Licht- und Tontechnik ist dazugekommen. 1964 besuchten erstmals über 100 000 Theaterinteressierte die Festspiele, mit 151 239 Zuschauern wurde 2011 der bis heute bestehende Rekord erzielt. Nicht nur die Zuschauerzahlen haben sich entwickelt: Auch die ältesten Freiluftfestspiele selbst haben einen Wandel durchlaufen. Bis 1925 wurde jährlich nur das „Losburg-Festspiel“ aufgeführt, heute gibt es auch noch Volkstheater, Klassiker, Opern und Operetten sowie Familienstücke.

Mit dem Musical „Zucker“ gibt es in diesem Jahr eine Premiere. Erstmals steht regionaler Stoff als Uraufführung auf dem Programm. Das Musical hat die künstlerische Leiterin der Festspiele, Birgit Simmler, selbst geschrieben. Die Geschichte ist inspiriert vom Hamburger Kaufmann Florentin Schmidt, der während der Zeit Napoleons in Wunsiedel eine Fabrik zur Weiterverarbeitung von geschmuggeltem Zucker errichtet hatte. Auch ohne historisches Wissen bietet die spannende und witzige Geschichte um Liebe und Verrat gute Unterhaltung.

Ausbruch und Aufbruch

Ausbruch und Aufbruch sind laut Birgit Simmler die gemeinsamen Nenner des Programms. Dazu passen neben „Zucker“ auch „Die Päpstin“ und „Shakespeare in Love“, die von Frauenfiguren erzählen, die aus ihren Geschlechterrollen ausbrechen und sich in einer Männerdomäne zurechtfinden wollen. „Die Päpstin“ – eine Theateradaption des Bestseller-Romans von Donna Woolfolk Cross – erzählt von der geheimnisumwobenen Johanna von Igelheim: Die einzige Frau, die jemals das Oberhaupt der katholischen Kirche gewesen sein soll. Regie führt bei der Eigenproduktion Simmler selbst. „Da ist eine Frau, die sagt: Ich bestehe darauf, dass ich Bildung erhalte“, erklärt Simmler. Das Stück spiegele den Konflikt zwischen Beruf und Sexualität. Es zeige, dass Emanzipation „kein Selbstläufer sei“ und transportiere so ein wichtiges aktuelles Thema.

Auch „Shakespeare in Love“ ist eine Adaption. Viola liebt das Theater und möchte auf die Bühne, was ihr jedoch als Frau im elisabethanischen England verwehrt ist. Als Mann verkleidet schafft sie es trotzdem und Shakespeare verliebt sich in sie. Der Ursprung für die Liebesgeschichte schlechthin: Romeo und Julia. Regie führt bei dieser Liebeskomödie Philipp Moschitz.

Zahlreiche bekannte Darsteller und Darstellerinnen haben die Naturbühne im Felsenlabyrinth bereits bespielt: Gustl Bayrhammer, Cornelia Froboess, Beppo Brem, Norbert Heckner und Katy Karrenbauer – um nur ein paar Namen zu nennen. In deren Fußspuren treten dieses Jahr unter anderem Ricarda Seifried als Viola in „Shakespeare in Love“ und Eli Wasserscheid als Johanna in „Die Päpstin“. Seifried steht noch am Anfang ihrer Karriere. Mit ihrer Interpretation der Becky in Jan Bonnys Film „Wintermärchen“ und als „Glupschi“ in der ARD-Krimireihe „Polizeiruf 110“ hat sie bereits erste Erfahrungen gesammelt. Wasserscheid hingegen hat schon auf renommierten deutschen Theaterbühnen und in großen Filmproduktionen überzeugt. Zurzeit ist sie als Wanda Goldwasser im Franken-Tatort zu sehen.

Zusammen stehen Seifried und Wasserscheid exemplarisch für die Mischung aus jungen, aufstrebenden Künstlern auf der einen Seite sowie etablierten Schauspielern auf der anderen Seite.

Kinder ins Theater locken

Bevor die Luisenburg-Festspiele am 14. Juni mit dem Festakt zur offiziellen Eröffnung und der Premiere von „Die Päpstin“ beginnen, feiert das Stück „Madagascar – ein musikalisches Abenteuer“ am 29. Juli seine Erstaufführung. Angelehnt an die Handlung des Animationsfilms dreht sich dort alles um den Löwen Alex, die Giraffe Melman, das Zebra Marty und das Nilpferd Gloria, die sich aus der Gefangenschaft im Zoo befreien wollen. Bunte Kostüme, Tanzchoreographien, lustige Szenen – das Musical richtet sich an die ganze Familie.

Das Märchen „Hans im Glück“, dem Schauspieler Christian Sengewald mit Hilfe von drei Puppen Leben einhaucht, ist ebenfalls für die ganze Familie geeignet. Sengewald, der im Luisenburg-Stück „Die Päpstin“ den Grafen Gerold verkörpert, will mit seinem Puppenspiel den Kindern das Theater näherbringen. „Auch die Kleinen sollen in den Genuss von Theater kommen. Was wäre naheliegender, als ein Märchen der Gebrüder Grimm zu spielen?“, sagt Simmler.

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