Am Freitag nahm Blaibach Abschied von Ingeborg Jentsch, die sich über Jahrzehnte in vielfältiger Weise um die Gesellschaft verdient gemacht hatte. Im Alter von fast 90 Jahren ist Ingeborg Jentsch gestorben.
Da sie ein überaus erfülltes Leben hatte, mache es den Abschied vielleicht etwas leichter, sagte Pfarrer Augustin Sperl. Ingeborg Jentsch wurde 1934 als zwölftes von insgesamt 14 Kindern in Nürnberg geboren. Sie wurde Kauffrau und blieb dem Beruf ihr Leben lang treu. Im Jahr 1961 heiratete sie Julius Jentsch. Im gleichen Jahr begannen die Eheleute mit der Herstellung von Strickwaren. 1962 wurde Tochter Birgit geboren. 1973 begann der Bau der neuen Produktionsstätte an der Kolmberger Straße. Die Fertigstellung erlebte Ehemann Julius nicht mehr, er starb im März 1973.
Arbeitgeberin und Motor der Frauen-Union
Ingeborg Jentsch wurde zur Arbeitgeberin für viele Frauen aus dem Ort und der Umgebung. Der Betrieb fertigte hochwertige Damenbekleidung. 2003 – nach fast 40 Jahren – musste sie den Betrieb aufgeben. Die Verstorbene war eine „Powerfrau“, so Pfarrer Sperl. Sie engagierte sich in den Ortsvereinen und brachte ihre Werte auch in die Politik ein. Das Wohlergehen von Frauen lag ihr am Herzen, auch bei der Tafel war sie engagiert. Ingeborg Jentsch war geistig wach bis ins hohe Alter und nahm mit Freude zur Kenntnis, wie sich Enkel Christian beruflich etabliert, und erfreute sich an Urenkel Ferdinand. Sie verbrachte einen geborgenen Lebensabend, liebevoll gepflegt von der Familie.
Nachruf von Emilia Müller
Nach dem Gottesdienst folgten viele Nachrufe. Die ehemalige Staatsministerin Emilia Müller sprach von einer außergewöhnlichen Persönlichkeit. Ingeborg Jentsch habe die Frauen-Union auf Landes- und Bezirksebene geprägt und Wege für Frauen in der Politik mit geöffnet. 34 Jahre war sie Mitglied im Bezirksverband, davon acht Jahre als stellvertretende Bezirksvorsitzende. Auf Landesebene brachte Ingeborg Jentsch über 24 Jahre ihren Sachverstand im Vorstand und im Arbeitskreis Wirtschaft ein. Alle kannten sie als die „Grande Dame“ – elegant, chic und im Takt der Zeit. Die Verstorbene habe Pionierarbeit für Frauen geleistet. Familienpolitik und der Schutz des ungeborenen Lebens waren ihr eine Herzensangelegenheit. Viele Jahre war sie Bevollmächtigte für Donum Vitae in Cham. Für ihr Wirken wurde Ingeborg Jentsch mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande gewürdigt.
Pionierarbeit für Frauen geleistet
Die stellvertretende Landrätin Gerlinde Graßl dankte der Verstorbenen für über 40 Jahre herausragendes Engagement in der Kommunalpolitik und im Ehrenamt. Von 1978 bis 2008 gehörte sie dem Kreistag an. Dort habe sie sich der Verwirklichung des Gleichstellungsauftrages sowie um die Einrichtung einer kommunalen Beratungsstelle für Frauen bemüht. Über Jahrzehnte habe sie ein modernes Frauenbild vorgelebt und für die Integration von Frauen im öffentlichen Leben Vorbildliches geleistet.
FU-Kreisverbandsvorsitzende Barbara Haimerl sagte, dass die CSU eine über 50 Jahre lang engagierte Frau verliere. Sie führte die FU von 1976 bis 2001 als Kreisvorsitzende. Doris Schiller, Leiterin der Beratungsstelle von Donum Vitae, sagte, Ingeborg Jentsch habe immer Familie, Frauen, Männer und Kinder im Blick gehabt.
Auch Blaibachs Bürgermeisterin ehrte das Leben der „bemerkenswerten Frau“. Sie war eine außergewöhnliche Persönlichkeit, die sich mit Hingabe für die Gemeinde eingesetzt habe. Ludwig Baumgartner sprach für die Ortsvereine. Jentsch gehörte 55 Jahre der Wald-Verein Sektion Blaibach an und 54 Jahre der Schützengesellschaft Blaibach. Am stärksten war Ingeborg Jentsch dem Trachtenverein verbunden. Dort war sie seit der Wiedergründung 1972 dabei, 1975 übernahm sie das Amt der Fahnenmutter, später das der Festmutter und ein weiteres Mal das der Fahnenmutter. Dem TSV Blaibach gehörte sie seit 1975 an, beim Tennisclub war sie Gründungsmitglied. Auch den OGV unterstützte sie 39 Jahre lang als Mitglied. Sie war Gründungs- und seit 2017 Ehrenmitglied der Laienspieler. Dem KFBD gehörte Ingeborg Jentsch 41 Jahre an.
khu