Stütze der Gesellschaft
Altenpflegeschule in Bad Kötzting feiert Jubiläum und verabschiedet ihre Absolventen

03.08.2024 | Stand 03.08.2024, 5:00 Uhr |
Alois Dachs

Die erfolgreichen Absolventen der Fachschule für Pflege mit VHS-Geschäftsführer Winfried Ellwanger (l.), Schulleiterin Anneliese Schmuderer (vordere Reihe links) und den Lehrkräften der Fachschule für Pflege Fotos: Dachs

Sie leisten einen buchstäblich lebenswichtigen Dienst an den Menschen und sind eine wesentliche Stütze der immer älter werdenden Gesellschaft: Den Absolventen einer dreigliedrigen Ausbildung in Pflegeberufen galt deshalb am Freitag bei der Feier zum 30-jährigen Bestehen der Fachschule für Pflege in Bad Kötzting nicht nur die besondere Aufmerksamkeit, sondern ein Dank aller Festredner.

Die außergewöhnliche Leistung der Pflegeschülerinnen und -schüler wurde mit einer Feierstunde im außergewöhnlichen Rahmen gewürdigt – in der stilvoll dekorierten, ehemaligen Kraftfahrzeughalle der früheren Kreisberufsschule, wo heute Pflegekräfte für den Dienst an Bedürftigen unterrichtet werden.

Schulleiterin Anneliese Schmuderer gratulierte den Absolventinnen und Absolventen (die Männer waren in der Pflegeausbildung deutlich in der Unterzahl) nach der Begrüßung der zahlreichen Gäste zu ihrem Abschluss und freute sich, dass nach vielen „musiklosen“ Jahren bei der Abschlussfeier mit den Two Chairmen wieder eine Musikbegleitung realisiert wurde.

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„Pflege ist für alle Bürger ein Thema“, stellte Landrat Franz Löffler fest, denn sie gebe der Gesellschaft ein menschliches Gesicht. „Wenn wir Menschen, die unser Land mit aufgebaut haben, im Alter nicht richtig betreuen könnten, wäre das ein Armutszeugnis für unsere Gesellschaft“, so der Landrat. Die Realität sei aber auch, dass in einigen Einrichtungen Pflegebetten leerbleiben müssten, weil die notwendigen Fachkräfte fehlen. Auch die finanziellen Ressourcen ließen in der Pflege keine Anhebung des Standards mehr zu, gab Löffler zu bedenken. Als Bezirkstagspräsident habe er festgestellt, dass 20 Jahre lang ein Drittel der Pflegebedürftigen auf staatliche Hilfen angewiesen waren, inzwischen reichten bei zwei Drittel der Betroffenen die eigenen Finanzmittel nicht mehr für die Finanzierung der Pflege aus. Die Pflegeversicherung müsse jedenfalls neu aufgestellt werden.

Meilensteine gesetzt

„Im Beruf am Menschen arbeiten zu können, ist ein Privileg“, sagte der Landrat, ehe er daran erinnerte, dass 1994 mit der Volkshochschule die Fachschule für Altenpflege in der ehemaligen Holzapfelschule in Kötzting eröffnet wurde. 2003 sei dann die „Berufsfachschule für Altenpflege und Pflegehilfe“ gegründet und als „Meilenstein“ die duale Ausbildung mit theoretischem Unterricht und praktischen Anwendungen begonnen worden. Schließlich sei die nun wieder in der ehemaligen Berufsschule untergebrachte Einrichtung 2018 in eine Fachschule für Pflege und Pflegehilfe umgewandelt worden, in der auch Krankenpfleger ausgebildet werden. Durchschnittlich seien im Bereich Altenpflege jeweils 80, bei den Pflegehelfern rund 30 Bewerber pro Jahrgang ausgebildet worden, so der Landrat. Ab 2024/25 werde auch eine Pflegeausbildung in Teilzeit möglich sein. Dennoch würden Pflegekräfte aus dem Ausland gebraucht, zum Beispiel aus dem Nachbarland Tschechien, aber auch aus Kirgistan, wo Deutsch in den Schulen als erste Fremdsprache gelehrt werde.

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Bürgermeister Markus Hofmann lobte den Landkreis, der in der ehemaligen Berufsschule diese Fachschule für Pflege etabliert hat. Für Bad Kötzting, das eine hohe Dichte an Pflegeeinrichtungen habe, biete sich diese Schule an, weil hier Bewerber praktische Erfahrungen sammeln könnten. Für Erfolg in Pflegeberufen bräuchten die Menschen ein großes Herz, Geduld und viel Empathie, so der Bürgermeister, der es schade findet, dass erst die Covid-Pandemie die richtige Wertschätzung für Pflegekräfte brachte.

Der Geschäftsführer der Volkshochschule, Winfried Ellwanger, erinnerte an die Anfänge vor 30 Jahren, als die Holzapfelschule grundlegend saniert werden musste, um den Unterricht für Pflegekräfte zu ermöglichen. Damals seien viele deutschstämmige Übersiedler aus der ehemaligen Sowjetunion nach Deutschland gekommen, die vom damaligen Arbeitsamt in die Pflegeausbildung vermittelt wurden.

„Das ist Kontinuität!“, sagte Ellwanger, als er daran erinnerte, dass in 30 Jahren mit Gabi Urban und Anneliese Schmuderer nur zwei Schulleiterinnen aktiv waren und Maria Bachl in Teilzeitbeschäftigung die gesamte Verwaltungsarbeit erledigte. Die Durchgängigkeit in der Pflegeausbildung sei jetzt so groß, dass von der Schulung zum Pflegehelfer bis zum Bachelor-Abschluss an der benachbarten TH Deggendorf alle Stufen durchlaufen werden könnten.

„War kein Spaziergang“

Schulleiterin Anneliese Schmuderer verglich die Entwicklung der Ausbildung mit einem alten, aber stets zuverlässigen Auto. Die hier ausgebildeten Pflegekräfte hätten manchen „Stau“ gelassen überwunden, aber nicht immer in flotter Fahrt die Herausforderungen bewältigt. „30 Jahre Pflegeschule waren kein Spaziergang!“, machte Schmuderer deutlich. Sie dankte VHS-Chef Ellwanger und der Regierungs-Schuldirektorin der Oberpfalz, Gisela Staudtner, für die Unterstützung. Die Absolventen regte Schmuderer an, fest „das Steuer in die Hand“ zu nehmen und sich nicht durch gelegentliche Schlaglöcher aus der Richtung bringen zu lassen. „Sie haben hier gelernt, wie man mit Herausforderungen umgeht“, sagte die Schulleiterin.

Mit einem Geschenk verabschiedete Anneliese Schmuderer die Gerontopsychologin Heidrun Sindilariu aus Regensburg, die bis zu ihrem 80. Geburtstag an der Fachschule unterrichtete. Mit frenetischem Applaus der Schülerinnen und Schüler wurde Martina Iglhaut-Krieger als Lehrkraft verabschiedet, die ihrerseits den Absolventen als Leitspruch auf den Weg mitgab: „Habt Spaß am Leben!“. Der spontan gegründet „Lehrerinnen-Chor“ widmete ihr einige Gstanzl.

Eine besondere Ehrung erfuhr Maria Bachl, die 30 Jahre lang als Sekretärin der „gute Geist“ der Fachschule oder „die externe Festplatte der Schulleiterin“ war, wie Marianne Bauer in ihren Reimen auf die Teilzeitkraft formulierte, deren Arbeit nun drei Vollzeitkräfte übernommen hätten. Mit einem Wanderstock samt „Bschoadtüchl“ dankte ihr Anneliese Schmuderer.

Zeugnisse: Nachdem die Schülersprecher der drei Abschlussgruppen für die Zusammenarbeit und Förderung in der Ausbildung gedankt hatten, übergaben Anneliese Schmuderer und Winfried Ellwanger die Zeugnisse, verbunden mit Wünschen und einem Lob, dass alle ihre Abschlussprüfungen bestanden haben.

Die Absolventen



Altenpflegehelferinnen oder -helfer: Die einjährige Ausbildung absolvierten Verena Amberger, Andrea Bohrer (Kursbeste mit Note 1,0), Eva Hartenstein, Xenia Dimpfl, Dennis Häselbarth, Adina Cucja Illie, Sabrina Laußer, Hana Pestova, Lydia Seidl, Michaela Sperl, Maria Stang, Daniela Ziereis und Olhe Zovenko.

Pflegefachkräfte: Als solche wurden verabschiedet Aisha Akmatsadykova, Sophie Aggder, Laura-Sofie Cieslik, Marie Fousova, Marie Greiner-Mai, Selina Lankes, Larissa Müller, Jill Schießl, Markus Schlecht und Chantal Zielonkowski.

Examenskurs G2: Jessica Artmann, Marie Gotthardt (Note 1,61), Julia Heigl, Cindy Heinig, Daniela Huber, Eva-Maria Müller, Sonja Ruhland, Irina Stier und Marie Zigan.

kad

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