Es war schon längere Zeit geplant, schien aber wegen der Zwischenlagerung am Arber kurzfristig nicht umsetzbar. Noch vor Saisonstart am Bayerwaldkönig Mitte Dezember bahnte sich jedoch eine Lösung an.
Die Rede ist vom Umstieg der gesamten Fahrzeugflotte inklusive Pistenbullys auf synthetischen Kraftstoff, der zusätzlich eine Einsparung von 300 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr ermöglicht. Betriebsleiter Thomas Eckl und das Team der Arberbergbahn waren über die Nachricht, dass man sich von der Betankung mit Diesel trennen kann, mehr als erfreut, zumal diese nachhaltige Bewirtschaftung der Pisten noch pünktlich zum Saisonstart 2024/2025 begann.
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Möglich machte es die Zusammenarbeit mit dem Unternehmen MaierKorduletsch in Vilshofen. Sämtliche Fahrzeuge der Arberbergbahn, inklusive der Pistenraupen, tanken seit Mitte Dezember zu hundert Prozent den synthetischen Kraftstoff ohne Rohöl. Wie gesagt, die Pläne lagen längere Zeit auf dem Tisch, aber die Arberbergbahn verfügte bisher nicht über genügend Fassungsvermögen, damit das Tankfahrzeug aus Vilshofen zum Bayerwaldkönig fährt.
Lösung durch Zusatztank
Die Lösung für diesen wunden Punkt war die Anschaffung eines Zusatztanks. Die Bedingungen, die Thomas Eckl mit dem Unternehmen MaierKorduletsch in Vilshofen aushandelte, waren für beide Seiten akzeptabel. „Der Deal nützt natürlich auch dem Image der Arberbergbahn“, weiß der Betriebsleiter. Der synthetische Kraftstoff, der mittlerweile in Deutschland offiziell zugelassen ist, habe 90 Prozent weniger CO2-Ausstoß und basiert nicht auf fossilem Brennstoff (kein Rohöl). Allerdings gebe es im Umkreis noch keine Tankstelle, weshalb die Anlieferung in entsprechenden Mengen aus Vilshofen erfolgen muss.
HVO-Biodiesel emittiert nicht nur weniger Schadstoffe für die Umwelt, sondern ist auch für den Menschen benutzerfreundlich, denn er enthält so gut wie keine Schwefelpartikel und Aromaten in freier Form und ist nahezu geruchsneutral. Mit der Stromgewinnung mittels PV-Anlagen und dem zugekauften Ökostrom, für den es Gewissheit durch ein Ökostromzertifikat gibt, sei der Bayerwaldkönig nun in Sachen regenerativer Energie wieder einen entscheidenden Schritt vorwärtsgekommen.
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Auf der Bergstation der Gondelbahn wurde bereits im Sommer eine PV-Anlage mit einer Leistung von 70 KWp montiert. Sie versorgt direkt die Gondelbahn. In dieser Höhenlage des Bayerwaldkönigs liegt eine Mittelspannungseinspeisung vor. Die Arberbergbahn verfügt über ein eigenes Stromnetz, in dem die Gondelbahn, die Eisensteiner Hütte und das Arberschutzhaus hängen. „Falls die Gondelbahn den Strom gerade nicht brauchen würde, kommt die Gastronomie zum Zuge“, erklärt Betriebsleiter Thomas Eckl auf Nachfrage.
Öko-Strom vom Netz für die Gasthäuser
Ein Speicher wäre vor Ort nicht rentabel, weil die Seilbahn den erzeugten Strom in der Regel für sich benötigt. Die Gasthäuser beziehen Öko-Strom vom Netz. „Wir sind auf dem besten Weg, dass wir in den nächsten Jahren eine hundert Prozent regenerative Energiebilanz erreichen“, so Eckl. Die Erweiterung der Photovoltaik und der Umstieg auf synthetischen Kraftstoff sind nicht die einzigen Schritte, die das fürstliche Unternehmen in diesem Sommer nach vorne gemacht hat. „Wir haben im Wasserkraftwerk in Bayerisch Eisenstein in der früheren Pappenfabrik die Steuerung komplett erneuert“, gibt der Betriebsleiter Auskunft. Weiterhin läuft das Genehmigungsverfahren für die Ertüchtigung der Wehranlage.
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Das fürstliche Unternehmen strebt eine Automatisierung der Wasserregulierung an, die bisher händisch nachjustiert wird. Eine Automatisierung stimme die Wasserzufuhr auf den Bedarf der Turbine ab. Dadurch wird die Wassermenge optimal genutzt, dementsprechend funktioniert auch die Stromerzeugung besser.
Zweites Wasserkraftwerk
Die Arberbergbahn verfügt aber noch über ein zweites Wasserkraftwerk in Arberhütte. Grundlage für die Standortwahl war der dortige Teufelsbach. Da die Füllung des Beschneiteichs am Arber nicht ausreicht, wurde die Idee in die Tat umgesetzt, Wasser vom Teufelsbach über eine unterirdische Leitung zur Arber-Talstation zu pumpen. „Ohne die Beschneiungsanlage gäbe es das zweite Wasserkraftwerk, das ganzjährig umweltfreundlichen Strom produziert, gar nicht“, stellt Prokurist Thomas Eckl einen Vorteil des Maschinenschnees heraus, den ein modernes Skigebiet zur Pistenverbesserung brauche. „In sich ist alles ein schlüssiges Konzept“, ist der Betriebsleiter über den derzeitigen Stand der Dinge sehr zufrieden.
Im Übrigen läuft auch die zweite PV-Anlage auf dem Arberseehaus mit 89 KWp bestens.
Was ist HVO100?
Leistung: keine Einbußen bei Leistung oder Reichweite
Zusammensetzung: HVO gilt als nachhaltiger Kraftstoff im Vergleich zu herkömmlichem fossilen Diesel. Er wird aus erneuerbaren Quellen wie pflanzlichen Ölen, tierischen Fetten und gebrauchtem Speiseöl hergestellt. Diese Rohstoffe können nachgepflanzt oder recycelt werden, was den kontinuierlichen Nachschub sichert.
kfl
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