DJK-Coach mahnt und warnt
Eibl im Interview: „Vilzing ist aktuell perfekt für mich“ – Coach spricht über Interessenten und Herausforderungen

19.07.2024 | Stand 19.07.2024, 18:52 Uhr |

Ist richtig happy in Vilzing: Josef Eibl Foto: Tschannerl

In der Vorsaison war die DJK Vilzing die Überraschungsmannschaft schlechthin in der Regionalliga Bayern. Im Interview blickt Trainer Josef Eibl auf die Vizemeisterschaft zurück – und erklärt, welche Gefahr daraus resultiert.

Zudem spricht der 38-Jährige über das Interesse anderer Klubs an seiner Person − und seinen prominenten Schwager Markus Weinzierl, der mit ihm mitfiebert.

Fünf Testspiele, vier Siege, eine knappe Niederlage gegen Zweitligist Jahn Regensburg. Die DJK Vilzing scheint sehr gut gerüstet zu sein für den Start.
Josef Eibl: Ja, wenn man rein die Testspiele sieht, da haben wir uns gut präsentiert, da haben wir an die Form der Vorsaison anknüpfen können. Wir haben auch spielerisch zu überzeugen gewusst. Mit einer besseren Chancenverwertung hätten wir gegen den Jahn überraschen können. Mit der Trainingsqualität bin ich allerdings nicht zu Hundert Prozent zufrieden. Das hängt einerseits mit unserem Kader, der auch bedingt durch drei Langzeitverletzte, aktuell dünn ist, zusammen. Ich muss aber an die Jungs appellieren, dass wieder mehr Zug reinkommt. In den Spielen haben wir es ja bewiesen. Im Training sehe ich Steigerungspotenzial.

Wollt Ihr noch nachlegen?
Eibl: Definitiv. Die sportliche Leitung ist Tag und Nacht dran. Es ist aber extrem schwierig. Die Spieler arbeiten mittlerweile alle mit Beratern zusammen. Da kommen dann entweder utopische Forderungen oder die Spieler warten noch, weil sie unbedingt in den Profibereich wollen.

Mit der Vizemeisterschaft habt Ihr in der vergangenen Saison für Furore gesorgt. Wie blicken Sie mit etwas Abstand auf diese große Leistung zurück?
Eibl: Das war eine außergewöhnliche Leistung. Für einen Amateurverein ist es schwierig, sowas zu toppen. Ich hoffe, dass uns das jetzt nicht auf die Füße fällt. Man muss betonen, dass das einmalig war. Wir gehen extrem demütig in die neue Saison – mit dem ganz klaren Ziel, dass wir nichts mit dem Abstieg zu tun haben wollen. Wir dürfen die Erwartungen nicht zu hoch hängen.

Wie hält man die Motivation hoch, wenn man eigentlich nicht mehr erreichen kann als in der Vorsaison?
Eibl: Das fällt uns aktuell vielleicht auch im Training etwas auf die Füße. Die Jungs sind alle extrem ehrgeizig. Auch ich als Trainer bin das und sage nicht, dass mit Platz 13 alles top wäre. Als Amateur in der Regionalliga zu spielen, da bedarf es aber keiner Motivation von außen. Ich sehe es als Privileg, nach Illertissen fahren zu dürfen. Wir dürfen uns in dieser Liga mit Profis messen. Im Vorjahr hat Aleksandar Pavlovic noch gegen uns in Vilzing gespielt.

„Wir sind und bleiben ein Amateurverein“, hatte Sportlicher Leiter Roland Dachauer im Oktober 2023 mit Blick auf das Nichtbeantragen einer Drittliga-Lizenz gesagt. Gilt das immer noch oder gibt es Pläne, künftig für den Fall der Fälle gewappnet zu sein?
Eibl: Das ist aktuell überhaupt kein Thema. Es ist klar abgesteckt, dass wir nur schauen, dass wir aus der Abstiegszone wegbleiben. In die andere Richtung schauen wir überhaupt nicht. In der Vergangenheit hat es das eine oder andere Beispiel gegeben, wo Amateurvereine meinten, sie müssen sich professionalisieren. Das ist in die Hose gegangen. Sowas muss über Jahre wachsen. Vilzing hat dafür aktuell einfach nicht die Strukturen.

Erfolg weckt bekanntlich Begehrlichkeiten. Bei Spielern, aber sicher auch beim Trainer: Wie viele Anfragen haben Sie eigentlich bekommen?
Eibl: Es war nichts Interessantes dabei. Aus dem Grund, weil ich mich erstens nicht damit beschäftigt habe – und zweitens ich beispielsweise die in der 3. Liga notwendige Lizenz gar nicht hätte. Freilich kam aber der eine oder andere Anruf. Mir war aber klar, dass ich in Vilzing weitermachen will. Auch mit meiner Familie und meinem Lehrerberuf will ich genauso weitermachen.

2023 haben Sie die A-Lizenz erfolgreich absolviert. Streben Sie auch noch die Uefa-Pro-Lizenz, den Fußballlehrer, an?
Eibl: Das ist utopisch. Da gibt es jährlich nur einen Lehrgang mit 16 Teilnehmern. Generell würde ich es aber nicht ausschließen, weil ich einer bin, der extrem wissbegierig ist. Ich will mich immer weiterbilden – ob im Fußball oder in der Schule als Lehrer. Die A-Lizenz hat mir extrem viel gebracht, auch persönlich.

Junge Trainer sind begehrter denn je. Der Profifußball ist aber bekanntlich ein schnelllebiges Geschäft. Würde Sie das überhaupt reizen?
Eibl: Vilzing ist aktuell perfekt für mich. Für die Zukunft würde ich es aber nicht ausschließen. Ich bin wissbegierig und ehrgeizig.

Durch Ihren Schwager Markus Weinzierl haben Sie ja einen guten Einblick in das schnelllebige Geschäft. Was hat der eigentlich zu Ihrer bärenstarken Saison gesagt?
Eibl: Er verfolgt es hautnah mit und hat sich extrem für mich gefreut. In der Familie reden wir viel über Fußball, gehen aber nicht so ins Detail. Bei unseren Familientreffen stehen die Kinder im Mittelpunkt und das ist auch am schönsten so.

Hat er mal zugeschaut in Vilzing in der vergangenen Saison?
Eibl: Er war beispielsweise gegen Würzburg da. Oder auch gegen Bayern II in München mit dabei. Er schaut schon mehrere Spiele.

Auch Sie haben schon eigene Erfahrungen mit Profifußball gesammelt. Scouten Sie eigentlich noch für Schalke 04?
Eibl: Das mache ich noch bis einschließlich August. Dann waren es siebeneinhalb Jahre. Es hat mir viel Spaß gemacht, war aber mit einem enormen Aufwand und oft mit Nachtarbeit verbunden.

Erst Marco Pledl, nun Elija Härtl: Der nächste Vilzinger hat den Sprung in den Profifußball geschafft. Wie stolz macht das den Trainer?
Eibl: Das macht uns natürlich stolz. Wir haben mittlerweile schon vier Spieler an einen Profiverein abgegeben. Da gehen Träume in Erfüllung. Marco kam von einem Kreisklassisten zu uns. Seinen ersten Profi-Einsatz in Paderborn habe ich zufällig bei uns im Vereinsheim gesehen. Das habe ich dann danach vor unserem Spiel mit in die Ansprache eingebaut. Jeder Spieler kann stolz darauf sein, denn solch ein Erfolg ist nur durch unseren Mannschaftserfolg überhaupt erst möglich. Wir haben einerseits ein weinendes Auge, weil uns die Abgänge weh tun, wir freuen uns aber andererseits, wenn es solch einen Lauf nimmt.

Wer ist der Nächste?
Eibl: Einige Spieler haben das Potenzial. Ich will da aber keinen hervorheben. Es gehört viel dazu. Nur ein Prozent der Spieler schaffen jährlich den Sprung aus den Regionalligen in die 3. Liga.

Mit Luis Bezjak habt Ihr im Sommer auch wieder einen Neuen vom Jahn geholt. Damit habt Ihr nun acht Spieler mit Regensburger Vergangenheit im Kader. Wie gerne fungiert Ihr da als Auffangbecken?
Eibl: Da haben wir bereits den einen oder anderen Glücksfall gelandet, das waren win-win-Situationen. Beim Jahn ist der Sprung zu den Profis manchmal einfach noch zu groß. Da kommt uns auch die räumliche Nähe entgegen, dass wir den einen oder anderen bekommen konnten.

Fast 1800 Zuschauer waren im Duell gegen den Jahn da. Bei einem Testspiel. Die Fußball-Euphorie muss groß sein in Vilzing.
Eibl: Das war absolut genial, es war eine wunderbare Kulisse. In der Vorsaison haben wir in der Regionalliga Bayern Fußballfeste gefeiert. Dazu haben wir auch mit unserem erfrischenden Offensivfußball beigetragen. Daran wollen wir in dieser Saison anknüpfen.

Zum Auftakt geht es am Samstag nach Illertissen. Was erwartet Euch da?
Eibl: Von 18 Trainern haben 14 Illertissen als Mitkandidat für den Titel in der Regionalliga Bayern genannt. Auch ich gehöre dazu. Sie sind wahnsinnig gut besetzt. Wir fahren definitiv als Außenseiter nach Illertissen. In der Vorbereitung haben aber auch wir bewiesen, dass wir Potenzial in unserer Mannschaft haben.

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