Als Walter Just im September 2022 sein 85. Lebensjahr vollendete, löste er die Galerie im Waldlerhaus – dem Schwarzauer Haus in Lohberg – auf. Er fühlte sich zwar noch fit, machte auch täglich seine ausgedehnten Spaziergänge, wollte aber nicht mehr an Öffnungszeiten gebunden sein. Nun ist der langjährige Galerist des Schwarzauer Hauses gestorben.
Seit 14 Jahren wohnte er in seiner Wahlheimat Lohberg. Das Schicksal führte Walter Just vor rund 24 Jahren nach Lohberg. Ab 1999 befasste er sich – unterstützt von seiner Lebensgefährtin Anneliese Sedlmayer – mit dem Bestreben, der Kunst des Bayerischen Waldes ein Zuhause zu geben. Nachdem der Hoch- und Tiefbauingenieur von Theodor Sellner den Hinweis erhalten hatte, kontaktierte er den damaligen Bürgermeister Hans Mühlbauer, mit dem er sehr schnell einig wurde. Beide fanden die Konstellation „revitalisiertes Bauernhaus und Kunstgalerie“ eine ideale Lösung.
Pächter seit 2001
Bei der offiziellen Eröffnung trat erstmals ein Bayerischer Staatsminister über die Schwelle der einstigen Hofstelle. Ab 1. Juni 2001 war Walter Just Unterpächter im Schwarzauer Haus. Die Exponate in der Galerie stammten nur zum Teil aus seinem Besitz. Die Kontaktaufnahme zu rund 250 Malern, Keramikern und Bildhauern des Bayerischen Waldes stieß auf ein derart reges Ausstellungsinteresse, dass der Betreiber längst nicht alle Bewerber unterbringen konnte.
Viele Jahre fanden in dem Waldlerhaus ganz besondere Veranstaltungen zum Weltfrauentag statt. Es wurden stets bekannte Vertreterinnen des weiblichen Geschlechts in den Fokus gestellt. Etabliert hatte sich auch der Malkreis, der sein Domizil gut 20 Jahre unter dem Dach des mehr als 190 Jahre alten Gebäudes zu schätzen wusste. Nicht zu vergessen die soziale Ader des Hausherrn, der mit kleinen Sammelaktionen eine hohe fünfstellige Summe, größtenteils für die Kinderkrebshilfe, sammelte. Mittlerweile fanden in dem Baudenkmal auch viele standesamtliche Trauungen statt.
Geboren wurde Walter Just in der Mark Brandenburg. Als er ein halbes Jahr alt war, zog die Familie nach Goslar im Harz, wo er die Kinderjahre verbrachte. Über das Lebenswerk des 85-Jährigen weiß am besten seine Lebensgefährtin zu berichten. Zeit seines Lebens war Walter Just ein ausgesprochener „Baulöwe“. Gebäude, bei denen er beteiligt war, stehen von Münster bis München und von Murnau bis Mühldorf. Seine Aufträge führten ihn bis ans Meer zu einem ihrer beiden Lieblingsorte, nämlich Istrien in Kroatien. „Die Baugene“ hat Walter Just weitervererbt an seinen Sohn Thomas.
Der 85-jährige war aber auch ein ausgesprochener Glasliebhaber und Sammler. Just und Sedlmayer waren lange Zeit (fast) in keiner Stadt oder Ortschaft, ohne zuerst den Weg zum Antiquitätenhändler oder in die Museen einzuschlagen. Ihr erster gemeinsamer Urlaub führte sie in den Bayerischen Wald zu Baron Poschinger sen. „Von solchen Besuchen sind wir immer vollgepackt heimgefahren. Die Liebe zum Glas hat Walter Just eng mit dem Bayerischen Wald verbunden“, weiß Anneliese Sedlmayer.
Plötzlich selbst der Künstler
Vor einigen Jahren färbte der ständige Kontakt mit den verschiedensten Künstlern etwas ab. Der langjährige Unterpächter entwickelte nämlich das Bedürfnis, sozusagen die Ufer zu wechseln und seine eigenen Ideen umzusetzen. Infolgedessen hat der Hausherr eine ganze Reihe von kreativen Objekten, die ihm zum Teil schon länger im Kopf herumgeisterten, geschaffen.
In den vergangenen fünf Jahren arbeitete der Galerist an zwölf Bildern, die er unter anderem einer weiteren Leidenschaft widmete. „In ihnen spiegelt sich meine Liebe zur Jazzmusik wider“, erklärte Just gerne seine Beweggründe. Das Wort Künstler nahm der Wahllohberger für sich selbst nicht in Anspruch. „Aber ich habe meine Kreativität in den letzten zehn Jahren intensiv ausgelebt“, verweist er auf etliche Unikate aus seiner Hobbywerkstatt.
kfl