Weit und meistens auch beschwerlich war früher der Weg, den ein Neugeborenes bereits am zweiten Tag seines Erdenlebens zurücklegen musste. So früh wie möglich taufen, hieß es zu damaliger Zeit, damit das Kleine, falls es plötzlich sterben sollte, kein „Heidenkind“, wie es hieß, mehr ist.
Deshalb wurden die Neugeborenen bereits am zweiten Tag in die zuständige Pfarrkirche getragen. Doch dies war oftmals mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden, besonders dann, wenn im Winter die Wege tief verschneit und verweht waren.
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Die Vorbereitungen zur Taufe oblagen der Hebamme, die dies auch sehr gewissenhaft durchführte. Sie war auch dafür verantwortlich, dass der Täufling vor allem gut eingepackt wurde und auf den weiten Weg zur Kirche nicht fror. Das war an sehr kalten Wintertagen schwierig, und mindestens eine Wärmeflasche im flauschigen Taufkissen war da schon notwendig.
Das Taufwasser war eingefroren
Der Weg zur Taufkirche wurde zu Fuß zurückgelegt. Der Täufling wurde in der Regel von der Hebamme getragen, die sich höchstens einmal mit dem begleitenden Paten abgewechselte. Der Kindsvater war immer die dritte Person im Gefolge. Reiche Bauern die ein „Rosswagerl“, Schlitten und Pferde hatten, ließen sich natürlich ein wenig „angeberisch“ mit einem Gespann „chauffieren“.
In den damaligen unbeheizten Kirchen war es oft sehr kalt, so dass das Taufwasser eingefroren war, und der Mesner dieses kurz vor der Taufe zuhause auf dem Küchenherd auftauen musste. Die Taufe selbst wurde schnell vollzogen, und die Hebamme trat mit Paten und dem Vater sogleich den Nachhauseweg an. Es vergingen oft bis zu drei Stunden, bis der Täufling wieder daheim in die vorgewärmte Wiege gelegt werden konnte. Der Weg zu den abgelegenen Einödhäusern war nämlich meistens weit. Niemand dachte zu damaliger Zeit an einen „Taufschmaus“ im Dorfwirtshaus neben der Kirche. Bei den reicheren Bauern kam es aber schon vor, dass die Hebamme mit dem Kind und der Pferdeknecht mit Roßwagerl nach Hause geschickt wurden, und der Bauer und der Pate ausgiebig beim Dorfwirt einkehrten. Nicht selten soll so eine Einkehr mehrere Tage gedauert haben, besonders dann, wenn ein „Stammhalter“ geboren wurde.
Hebamme gehörte fast zur Familie
Jede Frau, ob Häuslerin oder Bäuerin, hatte früher bei all ihren Geburten, oft mehr als ein Dutzend, die gleiche Hebamme. Da nur Zuhause entbunden wurde, gehörte so eine Hebamme fast zur Familie und war auch mit den häuslichen und familiären Verhältnissen bestens vertraut. So konnte eine Hebamme auch reichlich von der großen Not erzählen, die damals unter den armen Leuten herrschte, und wo für die vielen Kinder oftmals kein Stück Brot vorhanden war.
Eine dieser Hebammen, die vor vielen Jahrzehnten wohl Hunderten von Kindern auf die Welt geholfen hat, war Fanny Wanninger aus Schorndorf. Sie war eine sehr beliebte Hebamme und hatte ein großes „Gäu“ zu betreuen. Der Beruf war damals nicht leicht und hat oftmals große Strapazen abverlangt. Ob zur Tages- oder Nachtzeit, immer musste der Weg zu einer werdenden Mutter zu Fuß zurückgelegt werden und die Wege waren oft weit.
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