So apart kann Blasmusik sein
Frühjahrskonzert der Stadtkapelle Roding führte Zuhörer auf musikalische Reise durch Europa

14.04.2024 | Stand 14.04.2024, 16:14 Uhr |

Ein virtuoser und harmonischer Klangkörper: Die Stadtkapelle Roding mit Leiter Josef Köppl nimmt die Zuhörer mit auf eine Europareise. Fotos: Ferdinand Schönberger

„Wie arm wären wir ohne die Musik, die Menschen und Kulturen verbindet und keine Grenzen hat!“ So resümierte Stadtratsmitglied Renate Hecht im Grußwort anlässlich des 38. Frühjahrskonzertes der Stadtkapelle in der gut besetzten Stadthalle ein fulminantes Musikereignis.

Der musikalische Leiter Josef Köppl, der das Blasorchester seit 28 Jahren leitet („Mir macht es immer noch viel Spaß“), begrüßte dazu neben der Stadträtin besonders Landrat Franz Löffler mit Gattin, Stadtpfarrer Matthias Kienberger, Altlandrat Ernst Girmindl und Thomas Zierer, den Kreisvorsitzenden des Nordbayerischen Musikbundes. Dieser ehrte zu Beginn mit Köppl die Querflötistin Laura Fischer mit dem Leistungsabzeichen in Silber, das sie bereits im November 1922 mit sehr gutem Erfolg abgelegt hatte.

Musikalischer Hochgenuss

Was die 47 Musikerinnen und Musiker mit ihrem Dirigenten präsentierten, war ein musikalischer Hochgenuss. Sie beherrschten die festlichen, konzertanten Stücke auf hohem Niveau im Schwierigkeitsgrad Mittel- und Oberstufe bravourös und zeigten sich in Intonation, Klangausgleich, Rhythmik, Dynamik und Technik als homogener virtuoser Klangkörper. Besonders beeindruckten auch die genau getimten Zwischeneinsätze der verschiedenen Bläsergruppen und Perkussionisten.



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Die Leistung des Dirigenten fasste für die Kapelle Saxophonistin Daniela Bucher am Ende bei der Übergabe eines Geschenks, einer „Puppet on a string“, an Josef Köppl treffend zusammen: „Ähnlich wie ein Marionettenspieler, der seine Figur am Faden hält und steuert, gibst du nicht nur den Takt an, sondern bei dir laufen auch durch Mimik, Gestik und Blickkontakt alle Fäden zusammen.“ Umsichtig, mal dezent, mal energischer führte Köppl sein Orchester von einem Höhepunkt zum anderen.

Durch das Programm mit dem gerade heuer aktuellen Motto „Eine Reise durch Europa“ führte in angenehmer Stimmlage und auf charmante Weise die Flötistin Christina Lang mit einer Vielzahl an Informationen zu den Werken. Im Mittelpunkt der Komponisten stand dabei der Niederländer Kees Vlak (1938-2014). Seine festliche „Concert Fanfare“ eröffnete mit dem Strahlen der Blechbläser die Entdeckungsreise. Er komponierte auch unter fünf Pseudonymen, so als Alfred Bösendorfer die über zehnminütige, aus vier Sätzen bestehende Suite „Salzburger Serenade“, eine „Mozartkugel der besonderen Art“.

Auch „Alcázar“, die „Spanish Overture for Bands“ im Dreivierteltakt, stammt von Vlak, hier unter dem Namen Llano. Das Stück war geprägt von andalusischer Lebensfreude und spanischem Flair: Flamenco, Kastagnettenklang und Stampfen mit den Haken. Unter Luigi di Ghisallo schuf Vlak die symphonische Rockouvertüre „Stockholm Waterfestival“, die fünf Geschichten aus der schwedischen Hauptstadt erzählt. Als höchst anspruchsvoll erwies sich Vlaks neunminütige, mehrteilige Fantasy „The New Village“ aus dem Jahr 1993 mit modernem Sound.

Das Repertoire umfasste zudem die südböhmische Polka „Jihočeska“, eine Liebeserklärung des Komponisten Ladislav Kubeš (1924 - 1998) an seine Heimat mit typisch weichem Klang, den schneidigen „Fliegermarsch“ von Hermann Dostal (1874-1930), mit dem die „Fliegermanie“ der Zeit kurz vor dem Ersten Weltkrieg Einzug in die Operette hielt, sowie aus der in Wien komponierten Oper „Martha“ des deutschen Komponisten Friedrich von Flotow (1812-1883) zwei Stücke, darunter „The Last Rose of Summer“ mit graziöser Rhythmik und einem kurzen Trompetensolo von Johannes Oswald.

Josef Köppls Bruder Martin hatte der Kapelle letztes Jahr die Noten zur „Polka Italienne“ von Sergeij Rachmaninow (1873-1943) geschenkt. Dieses eigentliche Klavierwerk wurde von Stefan Schwalgin (*1965) neu und beschwingt für Blasmusik arrangiert und nun für den Geber gekonnt dargeboten.

Vier Hits im Crossover

Den krönenden Abschluss bildete das von Steve McMillan arrangierte Medley „Herb Alpert in Concert“ mit vier Hits im typischen Tijuana-Brass-Sound, bei dem mexikanische Spielweise mit Jazz und Funk verbunden ist. Lang anhaltender Applaus und Bravo-Rufe belohnte die Blaskapelle mit den Stücken „Puppet On a String“ und dem Marsch „Von-der-Tann“, zu dem die Besucher begeistert mitklatschten.

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