„Toll, du kommst schon ohne Duzl aus! An diesem Baum findet er ein neues Zuhaus. Sei stolz, häng ihn auf und komm mal wieder zu Besuch herauf.“ Diese Texttafel steht im Freizeitpark Quadfeldmühle gegenüber den Spielplatz-Booten an einem Weidenbaum.
Der Bauhof und Stadtgärtner Sebastian Karl präparierten ihn letzte Woche in einer kostengünstigen Aktion mit einem Netz, an dem ein paar kleine Plüschtiere und einige Karabiner hängen. Die neue Attraktion ist ein Duzlbaum.
Für Babys können Schnuller zur Beruhigung ein Segen sein. Doch es stellt sich die Frage, wie man den Duzl ohne großes Drama wieder los wird. Kleinkinder sollten nämlich bis zum 2. Lebensjahr, spätestens etwa zum 3. Geburtstag, freiwillig auf ihn verzichten. Andauerndes Lutschen könne nämlich unter anderem zu Zahn- und Kieferfehlstellungen und daraus sich ergebenden Sprachfehlern führen sowie möglicherweise das Risiko erhöhen, Erkältungskrankheiten oder Karies zu bekommen.
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Rebecca Vögerl von der Stadtverwaltung hatte von der tollen Idee eines Duzlbaums gehört, die ursprünglich aus Dänemark stammt, wo der älteste davon seit den 1920er Jahren auf der Insel Thurø steht. Auch in Deutschland setzt sich dieser Gedanke in den Städten immer mehr durch.
Bürgermeister Martin Stoiber war davon spontan begeistert. Am Dienstagvormittag übergab er mit Vögerl und Karl den ausgewiesenen Baum seiner Bestimmung. Dem Säuglingsalter entwachsene Kleinkinder können an ihm ihre alten, nicht mehr benötigten Schnuller an einem Karabiner befestigen. Damit wird die sonst eher problematische Trennung vom Schnuller mit einem positiven Erlebnis verbunden. Um sich leichter von ihrem Nuckel zu entwöhnen und auf ihn zu verzichten, sollen sie den Baum als tröstenden Freund ansehen, den sie immer wieder besuchen können.
Bürgermeister Stoiber sah in der Maßnahme noch weitere Vorteile. Der Duzlbaum passe hervorragend in die Planungen, die Quadfeldmühle zu einer größeren Anlage werden zu lassen, so durch eine Erweiterung des Spielplatzes und das Anbringen von inklusiven Spielgeräten. Damit erhöhe sich der Freizeitwert für Familien, und ein Besuch der Parkanlage trage zur Frequenzsteigerung für die familiengeführten Geschäfte in der Innenstadt bei. Überhaupt investiere die Stadt kräftig in all ihre Spielplätze. Demnächst soll auch ein Übersichtsplan erscheinen, in dem alle im Stadtbereich eingezeichnet sind.
Er hoffe, dass die Aktion von den jungen Familien angenommen werde. Kurz vorher war der Baum von zwei Müttern mit ihren Kinderwagen in Augenschein genommen und als gut erachtet worden.
cds