In den Wäldern rund um Waldmünchen wachsen nicht nur Tannen, Fichten oder Gräser, sondern zu dieser Jahreszeit sprießen auch kleine Leckerbissen aus dem Boden: Pilze. Doch beim Schwammerlsammeln gilt es einiges zu beachten.
„Keine Kindermorde und keine Leichenschändungen“, sagt Pilzberaterin Elfriede Kellnhofer. Diese Warnung bedeute, dass Pilzsammler weder junge noch alte Exemplare auflesen sollten. Denn bei jungen Schwammerln seien die Merkmale meist noch nicht eindeutig ausgebildet. Bei alten Exemplaren bestehe hingegen die Gefahr einer Lebensmittelvergiftung, da die Pilze ein leicht verderbliches Eiweiß besitzen, so Kellnhofer.
Sollen Pilze abgeschnitten oder aus dem Boden gedreht werden?
Weder noch, sagt Kellnhofer. Grundsätzlich sollten Pilze vorsichtig mit einem Messer aus dem Boden gehebelt werden. „Der Grund ist ganz einfach: Die wichtigsten Merkmale befinden sich häufig am Stiel“, erklärt Kellnhofer. Würde man sie einfach abschneiden, könnte man diese wichtigen Kennzeichen nicht erkennen, wie zum Beispiel beim Knollenblätterpilz, der seine Knolle im Boden hat und leicht für einen Champignon gehalten werden kann.
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Durch das Heraushebeln würde man außerdem die Mykorrhiza, die Pilzwurzel, nicht verletzten. Und um das Geflecht vor einer anderen Schädigung zu schützen, sollen Sammler die Stelle anschließend wieder zudrücken, sagt die Pilzberaterin.
Schwammerl kühl lagern
Zur Ausrüstung gehören neben einem stabilen Messer, einer Bürste auch ein luftdurchlässiger Korb. Auf eine Plastiktüte sollte verzichtet werden, da die Schwammerln in dieser schwitzen und schneller verderben. Kellnhofer rät, zusätzlich Brotzeittüten mitzunehmen, um unsichere Exemplare von Speisepilzen getrennt transportieren zu können.
Nach dem Sammeln sollen die Pilze kühl gelagert und wie rohes Fleisch innerhalb von ein bis zwei Tagen verarbeitet werden. Grundsätzlich sollten Pilze nicht roh verzehrt werden, so Kellnhofer, und müssen außerdem ausreichend gekocht werden, etwa 20 Minuten. Auch eine zu große Menge an Pilzen und zu viel Fett könnten sich negativ auf die Bekömmlichkeit auswirken.
3000 bis 5000 Pilzarten in der Region
Am liebsten bestimmt Kellnhofer die gefundenen Exemplare und fotografiert sie. Sie kocht aber auch gerne eine klassische Schwammerlsuppe. Um einen besseren und intensiveren Geschmack zu bekommen, rät sie, mindestens drei bis vier verschiedene Sorten zu verwenden.
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„Ich freue mich über seltene Arten“, sagt die Pilzberaterin. Darunter fallen Sorten die beispielsweise erstmalig in Bayern gefunden wurden. In der Region gebe es etwa 3000 bis 5000 Arten. Rund 500 Sorten habe Kellnhofer bereits bestimmt und fotografiert, darunter auch erstmalige Funde. „Wenn man eine Art aber nicht ständig findet, vergisst man sie wieder“, sagt Kellnhofer. Dann muss auch die Pilzberaterin wieder in ihren Büchern nachschlagen, um das Exemplar zu bestimmen.
Zum Verwechseln ähnlich
„Einsteiger sammlen Röhrlinge“, sagt Kellnhofer. Zu den beliebtesten zählen zum Beispiel Steinpilze, Birkenpilze und Rotkappen. Röhrlinge seien leicht an ihren Röhren (Schwamm) an der Hutunterseite zu erkennen. Zum Verwechseln ähnlich sieht der Gallenröhrling aus, der auch Bitterpilz genannt wird und ungenießbar ist.
Die meisten tödlich giftigen Arten befinden sich unter den Lamellenpilzen, sagt Kellnhofer. Wer Lamellenpilze sammelt, sollte sich deshalb Expertenrat einholen. Dies kann zum Beispiel bei einer Beratungsstelle oder bei einer Pilzwanderung passieren.
Pilzwanderung und Frischpilzausstellung
Am Sonntag, 29. September, zeigt Elfriede Kellnhofer Schwammerlbegeisterten von 9 bis 12 Uhr und von 14 bis 17 Uhr bei der Exkursion „Pilze im Bereich Waldmünchen am Fuße des Čerchovs“ die Artenvielfalt in der Region. Im Anschluss werden die gefundenen Exemplare besprochen. Die Kosten betragen vier Euro. Eine Anmeldung ist bis Mittwoch, 25. September, unter der Telefonnummer (0 99 77) 82 27 erforderlich.
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Außerdem findet am Samstag, 12. Oktober, und auch am Sonntag, 13. Oktober, jeweils von 13 und 17 Uhr eine Frischpilzausstellung im LBV-Zentrum in Nößwartling statt. Auch hier können sich Pilzsammler über die Schwammerl informieren und austauschen.
So wird man Experte
Pilzberater: Bei der Bayerischen Mykologischen Gesellschaft oder der Deutschen Gesellschaft für Mykologie kann man sich zum Pilzberater ausbilden lassen. Zum Abschluss der Lehrgänge muss eine anspruchsvolle Prüfung abgelegt werden, berichtet Elfriede Kellnhofer. Um die Lizenz zu behalten, ist die Teilnahme an Lehrgängen Voraussetzung. Zudem gibt es eine Weiterbildungsmöglichkeit zum Pilzsachverständigen.
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