Lange hatte sich die Telekom gesträubt, beim Breitbandausbau bereits vorhandene Infrastruktur der Kommunen für ihre Dienste zu nutzen, sie wollte lieber alles in ihrer Hand behalten und verlegte eigene Glasfasernetze. So ist die Zusammenarbeit des Netzanbieters mit der Stadt Cham bzw. deren Stadtwerken ein echtes Pilotprojekt, da hier Leerrohre der Stadt genutzt werden und die von den Stadtwerken verlegten Kabel von der Telekom angemietet werden.
Das Netz bleibt in der Hand der Stadtwerke „und damit der Chamer Bürger“, wie Stadtwerke-Leiter Stefan Raab am Donnerstagabend beim symbolischen Spatenstich für die zweite Breitband-Ausbauphase in der Stadt betonte.
100 Prozent der Haushalte an Glasfaser anschließen
Groß war das Aufgebot an Beteiligten der Maßnahme bei der kleinen Zeremonie neben dem Hintereder-Wirtshaus. Das Vorhaben ist auch recht ambitioniert. Bürgermeister Martin Stoiber hatte als Ziel ausgegeben, in diesem Jahrzehnt 100 Prozent der Haushalte in der Stadt an das Glasfasernetz anzuschließen. In einem ersten Schritt werden derzeit rund 900 Haushalte durch den Eigenbetrieb Digitale Infrastruktur des Landkreises mit Fördermitteln des Bundes und mit dem Partner Vodafone an die Glasfaser angeschlossen.
3700 Adressen versorgt
Die Telekom kam beim 2. Abschnitt zum Zuge. Sie versorgte in einem eigenwirtschaftlichen Ausbau in den beiden letzten Jahren 3700 Adressen mit dem Kabelanschluss. Schon dabei hatte der Konzern aus Bonn die von der Stadt auf Betreiben von Harald Jucht von den Stadtwerken angeregten und von dem städtischen Betrieb ab 2009 bei jeder Gelegenheit mitverlegten Leerrohre genutzt. Die machten sich jetzt endlich bezahlt, freute sich Raab.
Gigabit-Förderung der bayerischen Staatsregierung macht es möglich
Die Gigabit-Förderung der bayerischen Staatsregierung hat es nun möglich gemacht, weitere Weiße Flecken, also Gebiete mit weniger als 30 Mbit/Sekunde Übertragungsgeschwindigkeit, zu tilgen. In der Stadt Cham sind davon fast alle Stadtteile betroffen, von Kothmaißling bis Altenmarkt, von Höfen bis Katzbach.
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Auch hier ist die Telekom wieder Partner der Stadt Cham, die inzwischen bei dem Konzern schon einen bekannten Namen habe, wie der Konzernbevollmächtigte Süddeutschland (Bayern) Stefan Kranz erwähnte. 3,5 Millionen Euro gibt der Freistaat dafür der Stadt. Doch Anschlusswillige müssen selber aktiv werden, wenn die letzten Meter bis ins Haus auch noch kostenfrei verlegt werden sollen. Sie wurden zwar schon angeschrieben, müssen aber den Grundstücksbetretungsvertrag an die Stadtwerke schicken. Dann braucht es noch den Hausanschlussvertrag mit der Telekom, die den Anschlusskasten verlegt und die Leitung freischaltet.
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Nach Stoiber wären dann schon 80 bis 90 Prozent aller Haushalte ans schnelle Netz angeschlossen. Selbst die 100 Prozent hält Stefan Kranz für machbar. Die Pläne dafür seien schon fertig. Warum der Optimismus berechtigt scheint, erklärte Kranz so, dass Cham als Pilotprojekt für andere Kommunen diene, da es eben das erste Mal sei, dass die Telekom nicht ein eigenes Netz verlegt, sondern ein vorhandenes der Stadt bzw. wie in Cham der Stadtwerke anmietet.
Es sind Bauarbeiten nötig, etwa um von den Leitungen in den Straßen in die Häuser zu gelangen. Dafür hat sich die Stadt die damit erfahrenen Firmen Niebler Fernleitungsbau aus München und die BiSt Tiefbau aus Böbrach an die Seite geholt.
Kontakt: Stadtwerke
Bevor am Donnerstag alle zum Spaten griffen, um eine Schippe Sand in die Luft zu werfen, und es danach zum gemütlichen Teil bei Glaslsalaten und Getränken überging, bat Harald Jucht alle von den Baumaßnahmen direkt oder indirekt betroffenen Bürger, die Arbeiten mit Geduld zu ertragen, es gehe um die Zukunftsfähigkeit Chams und ihrer Bürger und schaffe einen Mehrwert für die Anschließer.
Sollten dennoch Probleme oder Fragen auftauchen, die Stadt, Stadtwerke und die eingesetzten Firmen seien kompetente Ansprechpartner.
Schnelles Internet
Nach den Weißen Flecken stehen die Grauen Flecken auf der Netzkarte im Fokus, also mit Geschwindigkeiten von über 30, aber unter 100 Mbit/Sekunde. Das betrifft weitere 1750 Haushalte, wie die Telekom mitteilte. Und sie werde ab 2026/27 eigenwirtschaftlich noch weiter ausbauen.
chi
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