Am Sonntagnachmittag fand im Offenen Treff im Mehrgenerationenhaus in Waldmünchen eine Gesprächsrunde mit Melanie Fischer, Mitarbeiterin der Einrichtung SAPV (Spezialisierte ambulante Palliativversorgung im Landkreis Cham), und mit Anita Steindl, Mitgründerin von PalliativNetz Cham und Wohnberaterin am Landratsamt, statt.
Zusammen mit der Gesundheitsbotschafterin der Stadt, Barbara Konering, gaben sie den knapp 20 Besuchern Informationen zu Hilfen für die Erkrankten und die pflegenden Angehörigen und gingen auf Fragen ein, wie die letzte Lebensphase in Würde und Selbstbestimmung gestaltet werden kann – gemäß dem Leitsatz der Gründerin der Hospizbewegung Cicely Saunders: „den Tagen mehr Leben geben“.
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„Wir setzen uns ein für Linderung. Lebensqualität und menschliche Nähe“, so der Leitspruch der „Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin“. Die ambulanten und stationären Einrichtungen im Landkreis Cham seien fest mit dem Hospiz- und Palliativgedanken verbunden, schreibt Landrat Franz Löffler in einer Info-Broschüre. Beide Begriffe stammen aus dem Lateinischen. Hospiz (Herberge, Gastfreundschaft) ist eine meist stationäre Einrichtung der Sterbebegleitung, mit dem Ziel, dass Betroffene nach Möglichkeit im häuslichen Bereich verbleiben oder dorthin zurückkehren können. Palliation (Bemäntelung) bezeichnet Maßnahmen der Gesundheitsversorgung, deren Hauptziel nicht die Heilung, sondern die bestmögliche Anpassung an die gegebenen Verhältnisse ist: die liebevolle umhüllende Betreuung des Menschen mit all seinen Nöten.
Ein zusätzliches Zuckerl
Das SAPV-Team sei kein Pflegedienst und ersetze auch nicht den Hausarzt als Betreuer des Patienten, sondern sei ergänzend und gemeinsam tätig, als „zusätzliches Zuckerl“. Es wolle die bestmögliche Lebensqualität für schwerstkranke und sterbende Menschen in ihrem vertrauten Umfeld schaffen. Speziell ausgebildete pflegerische und ärztliche Fachkräfte wie auch Ehrenamtliche würden Patienten und Angehörige, die oft ratlos und überfordert seien, zu Hause als „mobile Palliativstation“ unterstützen. Gerne würden auch kostenlos telefonisch Fragen beantwortet.
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Ein Teammitglied, meist eine Palliative-Care-Fachkraft, werde Bezugsperson, ein sogenannter Lotse, für den Patienten. Er besuche ihn regelmäßig, kümmere sich um Linderung belastender Symptome und stimme die Behandlung mit dem Hausarzt, der zum Mittelsmann werde, ab.
„Wir bauen einen Deckmantel um die Familie und ein Netzwerk auf“, so Fischer. Die gesetzlichen Krankenkassen übernähmen nach Genehmigung alle Kosten. Träger sei der Verein PALLIAMO (Palliativversorgung mobil) aus Regensburg. Falls die SAPV von der Symptomlast her noch gar nicht gefragt sei, sondern sich Alltagsprobleme ergäben, würde das PalliativNetz Cham in Anspruch genommen mit seiner Beratungsstelle im Landratsamt.
Hierzu nahm Anita Steindl Stellung. Als zertifizierte Wohnberaterin gibt sie Tipps, wenn sich bei körperlichen Einschränkungen oder vermehrtem Unterstützungsbedarf die Bedürfnisse an das Wohnen gewandelt haben. Schon kleine Veränderungen wie Abbau von Barrieren tragen zum Erhalt der Selbstständigkeit bei.
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Seit fünf Jahren gebe es auch den gemeinnützigen, spendenfinanzierten Verein „Hospiz DAHEIM“. Dessen Leitbild basiere auf der Hospizarbeit (Palliative Care) von Cicely Saunders. Ein Team von Pflegefachkräften und Brückenschwestern (eine Brücke zwischen pflegenden Angehörigen und Patienten) käme in regelmäßigen Abständen vorbei, gebe Unterstützung im häuslichen Bereich und im Alltag, berate bei sozialrechtlichen Sachen.
Ehrenamtliche Begleiter
Beim Ambulanten Hospizdienst des Caritasverbandes würden ehrenamtliche Hospizbegleiter schwerstkranke und sterbende Menschen in ihrer letzten Lebensphase unterstützen und Trauerbegleitung ermöglichen. Eingegangen wurde auch auf die Palliativstation in Bad Kötzting (mit vorübergehender Behandlung zur Linderung der Krankheitssymptome und der stabilen Verbesserung der Lebensqualität) und auf stationäre Hospizeinrichtungen (bei unheilbarer Krankheit, begrenzter Lebenserwartung und fehlender passender Wohnung).
Im Frageteil ging es um die Platzfrage bei Kurzzeitpflege und im Hospiz (offen für alle Einrichtungen sein), um die Patientenverfügung (detailliert und rechtzeitig mit Kindern und Familie besprechen) und um Nachbarschaftshilfevereine. „Es war wichtig, dass an diesem Nachmittag ein Tabuthema ein bisschen ins Blickfeld gerückt wurde“, fasste ein Zuhörer die Veranstaltung treffend zusammen.
cds
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