Vor Hunderten von Jahren dachte man an einen Gesandten des Himmels, wenn ein Damhirsch mit weißem Fell auf einer Lichtung hervortrat. Im Mittelalter suchten sogar Adelige seine Nähe. Doch gerade diese Schönheit wurde den Vierbeinern zum Verhängnis. Der Bayerwald-Tierpark beheimatet seit Mittwoch drei junge weiße Damkühe.
Der Schaufelhirsch, wie die männliche Spezies genannt wird, war noch nicht abholbereit. „Hirschen im Bast dürfen nicht transportiert werden, weil die Verletzungsgefahr zu groß ist“, erklärte fachliche Leiterin Claudia Schuh, warum seine Reise nach Lohberg noch aufgeschoben wurde.
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Mit dem Geweih wollen die männlichen Tiere ihre Stellung im Rudel verteidigen und die Damkühe beeindrucken. Es besteht aus zwei riesigen Stangen und wird dann oberhalb immer größer und breiter – wie bei einer Schaufel. „Bis zu 70 Zentimeter groß kann dieser Kopfschmuck werden, der tatsächlich beeindruckt“, bestätigt die Tierärztin.
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Die Tierpfleger holten die Spezies am Mittwoch im Wildpark in Moritzburg bei Dresden ab, der aus dem ehemaligen Jagdgatter von August dem Starken (ehemaliger Kurfürst von Sachsen) hervorging, der dort ein Jagdschloss besaß.
Rentierbulle Rudolf sucht Partnerin
Natürlich hatte man sich im Bayerwald-Tierpark Lohberg auf die neuen Bewohner vorbereitet. Dazu wurde das Rentiergehege generalsaniert. Einesteils zeigte der Zaun Materialermüdung und andererseits war die Gelegenheit günstig, weil sich dort nur Rentierbulle „Rudolf“ aufhielt, nachdem er seine Partnerin „Ida“ altersbedingt verloren hatte.
„Wir stehen auf verschiedenen Listen für Nachzuchten bei den Rentieren“, berichtet Claudia Schuh. Eine positive Nachricht über ein passendes weibliches Tier gab es bisher noch nicht. Also haben die Tierpfleger den Witwer separiert, das heißt, für ihn ein provisorisches Ersatzgehege errichtet. Da es Monate dauern kann, bis für ihn ein Weibchen gefunden wird, hat sich Claudia Schuh entschlossen, nach der Sanierung weißes Damwild anzusiedeln. Voraussichtlich verträgt es sich gut mit den Rentieren.
Gehege generalsaniert
Bei der Schönheitskur für den Lebensraum waren die Tierpfleger vor allem auf eine längere Haltbarkeit bedacht. Deshalb errichtete Tierpfleger Hermann Mühlbauer als Abgrenzung einen Sockel aus Flussbausteinen. Nach der Fertigstellung samt der Stehendsäulen, brachte das Team die Kanthölzer so an, dass das Wasser abfließt. Der Verwitterungsprozess geht dadurch langsamer vonstatten.
Wissenswertes
Herkunft: „Die weiße Fellfarbe kommt bei Damwild sehr häufig vor. In der Natur weist sie ungefähr jeder zehnte Damhirsch auf“, weiß Claudia Schuh. In halbdomestizierter Haltung wurde die Farbanomalie teilweise bewusst gezüchtet. Was man sich kaum vorstellen kann: Vor tausenden von Jahren trieben sich Damwild-Rudel vor allem im Nahen Osten herum. Vor zweitausend Jahren entdeckten Römer die anmutigen Tiere und brachten sie mit nach Europa, wo es ein passendes Klima für sie gibt. Doch Europäer sperrten das weiße Damwild ein oder gab es zur Jagd frei. Heute werden sie vor allem in Wildgattern und landwirtschaftlichen Großgehegen gehalten. Einige sind sogar noch in freier Wildbahn zu finden.
Kein Albinismus: Der Damhirsch ist schneeweiß. Dabei scheint dies bei dem Tier kein Albinismus zu sein, denn das Auge ist dunkel - nicht rot – gefärbt. Die Fellfärbung ist demnach eine normale Farbvariante und nicht auf eine krankhafte Pigmentstörung zurückzuführen. Weiße Damhirsche kommen immer wieder vor, nicht nur in Gehegen, sondern auch als freilebende Tiere. Sie sind selten, aber nicht ungewöhnlich.
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