Auch Sagengestalten verfügen nicht über ein ewiges Leben. Der Zahn der Zeit nagte an der hölzernen Nachbildung des Osserriesen, der vor rund 13 Jahren am sagenhaften Rundweg an der Lamer Westumgehung aufgestellt wurde. Da sich mittlerweile ein Wespennest und auch Vögel eingenistet hatten, war die hölzerne Skulptur nur mehr als Biotopbaum tauglich. Den Auftrag für die Nachfolgerstatur erhielt, wie beim ersten Mal, Matthias Seidl senior.
Paul Roßberger begrüßte am Montag den Kreis von Gästen, die der offiziellen Stellung des neuen Osserriesen beiwohnten. Dazu gehörten die Regionalmanagerin des Aktionsbündnisses Künisches Gebirge, Jana Dirriglova, Tourist-Info-Leiterin Christine Vogl, Wanderführerin Maria Müller, der Osserriese in Fleisch und Blut Alois Vogl junior, Bauhofmitarbeiter Josef Schmatz, der beim Aufstellen Hand anlegte, und Kettensäger Matthias Seidl sen.
„Der Osserriese ist wichtig für unsere Region und wir sind auf die Sagengestalt sehr stolz“, betonte der Rathauschef. Nachdem der alte Zeitgenosse in die Jahre gekommen und nicht mehr sanierungsfähig war, führte an einer Nummer zwei kein Weg vorbei. In die Karten spielte das Programm „Regionalbudget“, über das der Markt Lam eine Förderung abgreifen konnte. Der Antrag wurde genehmigt und der Auftrag vergeben.
Der Rohling stammt von einer Hochlagenfichte aus Oberhaiderberg, die extrem langsam gewachsen ist. Er hatte einen Mitteldurchmesser von 80 Zentimetern und eine Höhe von 3,50 Meter. Die Figur ist von Schuh bis Hut drei Meter hoch. Im Mai hat er das Holzstück erhalten, im Juni war es bereits fertig und zweimal gestrichen. Wegen des Alters zählte der Künstler auch die Jahresringe. „Bei 150 habe ich aufgehört“, berichtete der Kettensäger. „Außer dem Bart, bei dem ich ein Schnitzeisen genommen habe, ist alles mit der Kettensäge herausgearbeitet“, ließ sich der Gastwirt in die Karten schauen.
In Engelshütt fanden einige Jahre Holzwurmtage statt, bei denen mehrere Kettensägeschnitzer aus Rohlingen Kunstwerke formten. Von den Künstlern sind etliche schon verstorben, so dass die Aktion eingeschlafen ist. „Eventuell könnte man sie mit tschechischen Kollegen wiederbeleben“, regte Seidl an.
Den sagenhafte Rundweg belebt die Wanderführerin Maria Müller aus Lohberg mit einem Themenwanderweg, auf dem die Skulptur nun steht. „Der Rundgang ist in der Tat immer sehr fesselnd, besonders wenn die Gestalten wie der leibhaftige Osserriese oder die Rauhnacht-hexen bei Dunkelheit auftauchen“, erklärt sie.
Interessant seien aber ebenso die Osserriesenbank und das Osserriesenbett im Panoramapark. Dass Matthias Seidl senior um neue Ideen nicht verlegen ist, zeigten die hölzernen Schlüsselanhänger mit dem abgebildeten Hünen und dem Datum seiner Taufe, die er als Erinnerung verteilte.
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