Dialektsammler und Mundart-Koryphäe
Prof. Ludwig Zehetner erhält den Waldschmidt-Preis in Eschlkam

22.10.2023 | Stand 22.10.2023, 18:54 Uhr |
Alois Dachs

Werner Walter Richter (3.v.l.) überreichte an Professor Ludwig Zehetner (li.) mit Familie des Ehrenvorsitzenden Xaver Penzkofer (2.v.l.) und der 2. Vorsitzenden Marianne Schillbach (2.v. r.) den Waldschmidt-Preis samt Urkunde, rechts deren Gestalter. Foto: Dachs

Einen „großen Bahnhof“ für die Mundart und ihren „Papst“ in der Dialektforschung hat es am Sonntagnachmittag im Gasthof „zur Post“ in Eschlkam bei der Verleihung des Waldschmidt- Preises 2023 an Professor Dr. Ludwig Zehetner aus Lappersdorf gegeben.

Werner Walter Richter würdigte als Vorsitzender des Waldschmidt-Vereins die über mehr als sieben Jahrzehnte laufende Sammler- und Deutungstätigkeit des „Wortklaubers“ – wie sich Zehetner selbst nennt -, der schon mit 14 Jahren gemeinsam mit seinem Vater Mundartausdrücke in seiner damaligen Heimat Freising zusammentrug und seit 1969 in Regensburg und Umgebung die Oberpfälzer Mundart erforscht.

Mit dem traditionellen Preisträgertreffen im Gasthof „zur Post“ wurde die „Vorstufe“ der diesjährigen Waldschmidt-Preis-Verleihung eingeläutet. Ab 14 Uhr versammelten sich dann zahlreiche frühere Preisträger, viele geladene Gäste und Mundartfreunde im Postsaal, wo die Lamer-Winkel-Sänger mit „Vom Woid samma außa“ eine Einstimmung auf die kommenden Mundartgenüsse boten.

Verdienste um die Heimat



Mit einem „Habe die Ehre“, eröffnete Werner Walter Richter die Preisverleihung und bescheinigte Prof. Dr. Ludwig Zehetner ein jahrzehntelanges, verdienstvolles Wirken für die Mundartpflege und -Forschung in Bayern. Richter erinnerte an seinen Vater Walter Richter, der 1985 die Verleihung des Waldschmidt Preises als Anerkennung für Verdienste um die Bayerwald-Heimat eingeführt hatte.

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Seit einiger Zeit sei der Begriff Mundart wieder in vieler Munde und damit könne sich auch der heutige Preisträger in seiner Arbeit bestätigt fühlen, weil er viele Jahrzehnte Mundartforschung und -Pflege betrieben und sich damit um die Heimat verdient gemacht habe. Schon als 14-Jähriger habe der 1939 in Freising geborene Ludwig Zehetner mit seinem Vater bayerische Sprüche und Dialektwörter gesammel und sei sofort nach dem ersten Staatsexamen als wissenschaftlicher Mitarbeiter der Kommission für Mundartforschung an der bayerischen Akademie der Wissenschaften verpflichtet worden.

In München, Regensburg und Lauingen wirkte Zehetner als Gymnasiallehrer, war nach einem Einsatz in Kansas (USA) Gymnasial-Lehrer für Deutsch und Englisch bei den Domspatzen, wurde schließlich Studiendirektor und stellvertretender Schulleiter. Seine Doktorarbeit im Jahr 1977 befasste sich mit der Mundart der Hallertau. Ab 1999 war Ludwig Zehetner dann Honorarprofessor für Dialektologie des Bairischen an der Uni Regensburg, sagte Dr. Richter.

Bereits über 200 Vorträge gehalten



Zahlreiche Bücher zur Mundart hat Prof. Zehetner verfasst, zum Beispiel 1985 sein Bayerisches Dialektbuch, ein Wörterbuch „Bairisches Deutsch“ und viele andere Werke. Daneben befasste er sich in wissenschaftlichen und volkstümlichen Zeitschriften mit Dialekten, führt bis heute eine Dialekt-Serie bei der Mittelbayerischen Zeitung und vermittelte sein Wissen in weit über 200 Vorträgen. „Er wurde zu einem renommierten Experten auf dem Gebiet des Bairischen“, stellt Werner Walter Richter über den Preisträger fest. Damit habe er sich in besonderer Weise um ein Kulturgut unserer Heimat verdient gemacht, „ebenso wie Waldschmidt damals auch“, so Richter, ehe er gemeinsam mit der stellvertretenden Vorsitzenden Marianne Schillbach und dem Ehrenvorsitzenden des Waldschmidt-Vereins, Xaver Penzkofer, die Urkunde und den „auf Stein gebauten Preis“ überreichte.

„Ein würdiger Preisträger“



„Jetz derf i aa a bißl wos song, Gottseidank!”, freute sich Prof. Dr. Zehetner, der in seiner Mundartforschung auch mit Artikeln von Maximilian Schmidt, genannt Waldschmidt, in Berührung gekommen war, „aber nie hätte ich mir träumen lassen, dass mir ein Preis verliehen werden sollte, der seinen Namen trägt“, bekannte er. „Ich bin ein Wortklauber“, bekannte Dr. Zehetner, „im Ansatz so etwas, wie es Andreas Schmeller war“. Stets habe er sich über Wortfunde gefreut, die bereits als ausgestorben galten. Furchtbar ärgern müsse er sich oft, wenn Oberpfälzer für ihren Dialekt „Hohn und Spott ernten“. „Wieso sollte ein Dialekt schön und ein anderer hässlich sein?“, fragt sich der Mundartforscher. Besonders ärgere ihn das „helle a“ bei manchen Nachrichtensprechern, es werde nicht mehr „geschaut“, sondern nur noch „gekuckt“ und wenn jemand zu ihm sage „Komm zu mir hoch!“, dann würde er am liebsten zurückrufen „Komm Du zu mir tief!“, flachste der Forscher, denn „hoch“ gebe keine Richtung an.

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Landrat Franz Löffler, der wegen einer Erkrankung kurzfristig seine Teilnahme absagen musste, ließ in einem Grußwort bestätigen, dass der Waldschmidt-Verein mit Prof. Zehetner einen würdigen Preisträger gefunden hat. Mit der Preisverleihung an Prof. Zehetner würdige der Verein die jahrzehntelange Arbeit Zehetnerd, so der Landrat. Eschlkams 2.Bürgermeister Edi Stoiber sagte: „Ich bin überzeugt, dass der Waldschmidt-Verein die richtige Wahl getroffen hat“.

Für seine Verdienste um die Mundartforschung erhielt Prof. Ludwig Zehetner 2012 den Nordgaupreis des Oberpfälzer Kulturbundes in der Kategorie „Heimatpflege“. 2019 wurde ihm der Literaturpreis der Oberpfälzer Jura und der Bayerische Poetentaler der „Turmschreiber München“ verliehen. 2023 folgte der „Dialektpreis Bayern 2023“ der Bayerischen Staatsregierung.

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