Bilanz mit gemischten Gefühlen
Gewalt gegen Polizeibeamte und Massenschlägereien am Pfingst-Volksfest in Bad Kötzting

28.05.2024 |

Die gute Nachricht: Mit Blick auf die große Zahl der Besucher war das Pfingstfest sehr friedlich. Foto: Simon Tschannerl

Am Ende des zehntägigen Pfingst-Volksfestes zieht die Polizeiinspektion Bad Kötzting eine Bilanz mit „gemischten Gefühlen“. „Leider wurde der Festauftakt am Samstag und Sonntag von mehreren, teilweise massiv gewalttätigen Auseinandersetzungen getrübt“, fasst die Polizei zusammen. 

 



Mit dem Pfingstritt am Pfingstmontag sei der Höhepunkt der Festwoche dafür ohne Zwischenfälle verlaufen. Dennoch sei es im weiteren Verlauf der Festwoche zu teilweise schwerwiegenden Schlägereien gekommen. In diesem Zusammenhang sucht die Polizei weiterhin Zeugen. Auch Polizeibeamte seien durch Angriffe verletzt oder beleidigt worden – und natürlich bedauerten auch die Beamten, dass Ermittlungen wegen offensichtlich rassistisch motivierter Taten eingeleitet werden mussten.

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Gegen fünf Verkehrsteilnehmer werde wegen Alkohol am Steuer ermittelt, und trotzdem könne die Polizei, die regelmäßig mit einem starken Aufgebot vor Ort gewesen sei, in Anbetracht der Besucherscharen auf ein insgesamt sicheres Pfingstfest zurückblicken.

 

Berauscht und aggressiv

Wie berichtet, kam es in der Nacht auf Sonntag unter anderem zu einer Körperverletzung auf dem Parkplatz einer Diskothek in der Pfingstreiterstraße, bei der durch einen bislang Unbekannten mit bloßer Gewalt die Seitenscheibe eines Autofensters eingeschlagen wurde. Durch weitere Schläge wurden drei Fahrzeuginsassen verletzt. 

Der weitere Verlauf des Festes war durchgehend von zahlreichen Polizeieinsätzen geprägt, insbesondere aufgrund berauschter Festbesucher und körperlicher Auseinandersetzungen.

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Am Mittwochmorgen schlichen sich ein 17- und ein 21-Jähriger gemeinsam in eine Wohnung in der Müllerstraße, als die Wohnungsinhaberin diese für einen kurzen Zeitraum verlassen hatte. Dabei entwendeten die beiden Täter einen Schlüssel und flüchteten. Durch Zeugenhinweise konnten sie in Tatortnähe von einer Streifenbesatzung der Polizei festgenommen werden. Wie sich herausstellte, standen die beiden von der Festnacht kommenden Männer unter merklichem Drogeneinfluss. Weiterhin kam es gegen Mitternacht in einem Bus zu einem Streit zwischen einem 19-Jährigen und einem 26-Jährigen. Im Verlauf des Wortgefechts kam es zwischen den beiden dann zu körperlichen Angriffen. Beide Kontrahenten wurden leicht verletzt.

 

Schlägerei auf Parkplatz von Getränkemarkt

In der Nacht auf Samstag wurde eine größere Schlägerei auf einem Parkplatz eines Getränkemarktes in der Lehmgasse mitgeteilt. Dabei soll ein zunächst Unbekannter gegen 0.35 Uhr einen am Boden Liegenden körperlich angegangen haben, indem er diesem mehrfach gegen den Kopf trat. Der Angegriffene musste in einem Krankenhaus behandelt werden, konnte es aber inzwischen wieder verlassen. Insgesamt sollen an der Auseinandersetzung etwa zehn Personen beteiligt gewesen sein. Zwischenzeitlich konnte ein Tatverdächtiger ermittelt werden. Aufgrund der Intensität des Angriffs hat die Kriminalpolizei Regensburg die Ermittlungen übernommen und bittet um Hinweise, Tel. (0941) 5060.

Etwa eine Stunde später wurde die Polizei auf eine Person im Bereich der Jahnstraße aufmerksam gemacht, die augenscheinlich auf einer Parkbank schlief. Beim Versuch der Streifenbesatzung, die Personalien des offensichtlich stark alkoholisierten 30-Jährigen festzustellen, griff sie dieser unvermittelt an und biss im weiteren Verlauf einem der eingesetzten Polizeibeamten in den Arm. Der erlitt eine massive Bisswunde am Unterarm. Seine Kollegin wurde ebenfalls verletzt. 

Im Verlauf der Festwoche kam es zu zwei weiteren Widerstandshandlungen sowie einer Beleidigung gegen Polizeibeamte. Insgesamt wurden drei Polizeibeamte verletzt. Die Täter waren dabei zum Teil stark alkoholisiert.

 

Mehrere Fahrten unter Alkoholeinfluss

Zu viel Alkoholeinfluss musste auch bei insgesamt fünf Fahrern festgestellt werden. Mit dem höchsten Alkoholwert setzte sich am Montagmorgen ein 30-Jähriger aus dem Altlandkreis hinter das Steuer. Er musste sich einer Blutentnahme unterziehen, außerdem wurde sein Führerschein sichergestellt. Ihn erwartet ein Strafverfahren wegen Trunkenheit im Verkehr.

Die weiteren Verkehrsteilnehmer erwarten Bußgeldverfahren. Sie müssen ihren Führerschein ebenfalls für mindestens einen Monat abgeben. Vor einer strafbaren Fahrt unter Alkoholeinfluss konnte die Polizei durch vorsorgliche Kontrollen dafür zwei Verkehrsteilnehmer rechtzeitig bewahren, die teilweise erheblich alkoholisiert waren.

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Auf einem gesondert für das Pfingstfest zur Verfügung gestellten Parkplatz ereignete sich am Sonntag nach der Festeröffnung zudem ein Verkehrsunfall, in dessen Zusammenhang gegen den bekannten Verursacher wegen unerlaubten Entfernens vom Unfallort ermittelt wird. Appelliert werden darf im Zusammenhang mit der Verkehrssicherheit erneut an die Festbesucher und Besucher des Pfingstritts hinsichtlich des Parkens und Freihaltens von Feuerwehrzufahrten und Rettungswegen: Im Verlauf der Festwoche kam es insgesamt zu 50 diesbezüglichen Ahndungen mit einem Verwarnungs- oder Bußgeld.

Im Verlauf der Festwoche kam es zu regelmäßigen Personenkontrollen auf dem Festplatz und dessen Zu- und Abwegen. Hierbei wurde unter anderem eine Fahndungsnotierung zu einem 24 Jahre alten Polen festgestellt, nach dem zur Aufenthaltsermittlung sowie aufgrund eines vergangenen Diebstahlsdelikts gefahndet wurde.

 

K.o. durch Drogenkonsum

Anlässlich des Jugendschutzes wurden außerdem zwei minderjährige Ukrainerinnen kontrolliert, die harten Alkohol und nikotinhaltige Rauchmittel mit sich führten. Zu deren Schutz wurden die Konsumgüter sichergestellt und die jungen Damen ihren Eltern übergeben.

Nicht gut ist der Konsum einer härteren Droge für einen 21-Jährigen am vergangenen Samstagabend ausgegangen: Nach der Einnahme des Betäubungsmittels musste dieser bewusstlos auf die Intensivstation eines Krankenhauses eingeliefert werden. Gegen den ebenfalls 21 Jahre alten Mann, der die Droge an ihn abgegeben hatte, wird wegen eines Vergehens nach dem Betäubungsmittelgesetz ermittelt.

Im Hintergrund des friedvollen und fröhlichen Festgedankens wurden in Zusammenarbeit mit der Stadt Bad Kötzting aufgrund der geschilderten Vorfälle insgesamt zwölf Personen mit Betretungs- und Aufenthaltsverboten für das Pfingstfestgelände belegt.

Der Leiter der Polizeiinspektion Bad Kötzting, Christian Pongratz, blickt in Anbetracht der buchstäblichen Menschenscharen, die das Bad Kötztinger Pfingstfest besuchten, dennoch auf ein sicheres Fest zurück. Allerdings fügt er noch an, dass ihm das Aggressionspotenzial gerade junger und berauschter Festbesucher durchaus Gedanken mache. Insbesondere die körperlichen Auseinandersetzungen zwischen den Festbesuchern unter teilweise massiver und scheinbar exzessiver Gewaltanwendung trügen hierzu bei. Doch auch im nächsten Jahr werde die Sicherheit aller Festbesucher oberste Priorität haben. 

 

Cannabis als Thema

Verbot: Hinsichtlich des Konsumverbots von Cannabis, welches durch die Stadt Bad Kötzting im Vorfeld für das Festgelände erlassen wurde, kam es erfreulicherweise zu keinen Verfehlungen.
Kontrollen: Allerdings konnte bei Personenkontrollen festgestellt werden, dass für Kinder und Jugendliche durchaus die potenzielle Gefahr besteht, mit der Droge in Berührung zu kommen. Bei mindestens einer Kontrolle im Nahbereich des Festgeländes, welcher auch gut durch Kinder und Jugendliche frequentiert war, trug ein junger Erwachsener Cannabis in einer zur Portionierung geeigneten Menge bei sich. Nach polizeilicher Erfahrung war er auf ein mögliches „Dealen“ vorbereitet – aufgrund der erfolgten Teillegalisierung bestand jedoch keine polizeiliche Handlungsmöglichkeit. 
Hinweis: In diesem Zusammenhang darf aus Sicht der Polizei vor den potentiellen Gefahren des Cannabiskonsums hingewiesen werden, heißt es in der Festbilanz. 
 

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