Lederfabrik in Furth im Wald
Seit fünf Generationen im Familienbesitz: IHK zeichnet 160 Jahre alten Gerberbetrieb Perlinger aus

13.12.2024 | Stand 13.12.2024, 11:18 Uhr |

Geschäftsführer Uli Perlinger erläutert Richard Brunner die Qualitätsmerkmale beim Leder. Fotos: Volkmar Dimpfl

1864 gründete der Lohgerber Joseph Perlinger in Furth im Wald eine Lederfabrik. Die Ludwig Perlinger GmbH ist somit heuer 160 Jahre alt. Aus diesem Anlass kamen am Mittwochnachmittag IHK-Vorstandsmitglied Franz Breu und Richard Brunner, Chamer Geschäftsleiter der IHK in die Further Lederfabrik, die seit fünf Generationen im Familienbesitz ist. Geschäftsführer Uli Perlinger, seine Frau Ute und Sohn Nikolas nahmen die Urkunde erfreut entgegen und berichteten in kurzen Statements aus der Geschichte des Unternehmens.

Vor 160 Jahren hat Joseph Perlinger die Firma an der neu entstandenen Bahnstrecke Nürnberg-Prag gegründet. Schon bald wurde es im Stadtkern zu eng, so dass in den Jahren 1890 bis 1896 der Neubau am jetzigen Standort, etwas außerhalb des Stadtkerns erfolgte. Die von Perlinger als erste in Deutschland eingeführte Metallsalzgerbung, die bei den Weltausstellungen 1893 und 1894 mit Gold prämiert wurde, war Grundstein für einen großen unternehmerischen Erfolg, der sich unter anderem auch in der 1922 vom Großvater des heutigen Firmenchefs erbauten „Perlinger-Villa“ am Aufgang zum Schlossplatz widerspiegelte.

Lesen Sie auch: Die Parkarena in Furth im Wald soll ein architektonisches Meisterwerk werden

Nach überstandenen weltpolitischen Krisen kam ein neuerlicher Aufschwung in den 1950er Jahren, bevor Fertiglederimporte ein Gerberei-Sterben in Deutschland auslösten. Auch diese Krise konnte von Perlinger gemeistert werden. Produzierten um 1900 in Deutschland noch über 100 Kalbgerber, ist seit 2005 die Lederfabrik Perlinger die letzte Kalbgerberei, die ausschließlich in Deutschland produziert.

Uli Perlinger erläuterte auch kurz die Bedingungen am Standort an der Daberger Straße. Begrenzt durch den Chamb und die Straße ist der Standort praktisch eine Insel. Als Folge muss bei Neubauten immer erst ein altes Gebäude abgerissen werden. Der Name Perlinger, so der Firmenchef, stehe für handwerklich traditionell gefertigte Kalbleder von höchster Güte.

Lesen Sie auch: Ausstellung zeigt die enorme Schaffenskraft von 13 Künstlern aus Furth im Wald

In seinem Grußwort hob IHK-Vorstandsmitglied Franz Breu das Besondere des Unternehmens hervor. 160 Jahre seien ein seltenes Jubiläum. Aber die ganze Zeit in Familienbesitz, fünf Generationen, seien eine unglaublich lange Zeit, eine ganz besondere Firmengeschichte und ein wunderbares Beispiel für Unternehmertum und Verantwortung einer Further Unternehmerfamilie.

Lesen Sie auch: Wie der Verkehr in Furth in Zukunft fließen soll: Lorenz-Zierl-Straße wird zur Einbahnstraße

Gelebte Tradition und Werte, das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und die der Mitarbeiter, sowie die Bereitschaft, sich immer wieder mit neuen Rahmenbedingungen auseinanderzusetzen und das Unternehmen erfolgreich weiterzuentwickeln, das trägt das Unternehmen über diese lange Zeit. 160 Jahre Perlinger, das sei eine beeindruckende, einmalige unternehmerische Erfolgsgeschichte im Landkreis Cham.

An die Übergabe der Ehrenurkunde schloss sich ein Rundgang durch die Firma an. Uli Perlinger erläuterte bei den vielen Spezialmaschinen (zum Teil nach eigenen Vorgaben angefertigt) die Arbeitsschritte. Angeliefert werden die Kalbsfelle noch als Rohware und zunächst eine Zeitlang gepökelt. Das Gerben, die Verwandlung von Haut in Leder mit dem vollständigen Entfernen von Haaren und Fleischresten, dauert etwa acht Tage. „Wenn“s dabei in der Gerberei stinkt, dann wurde schlampig gearbeitet“, merkte er an. Anschließend wird die Qualität geprüft und auf jede Haut gestempelt, zu welchen Produktklassen die Leder passen. Im nächsten Arbeitsschritt werden die Leder gegärt, getrocknet und mit speziellen Dispersionsfarben gefärbt, was den Gebrauchswert deutlich erhöht.

Die Hauptabnehmer der Ludwig Perlinger Gesellschaft mit beschränkter Haftung sind Schuhhersteller, die Lederwarenindustrie, die Hersteller orthopädische Medizinprodukte und Sonderaufträge. 90 Prozent der Produktion gehen in den Export. In der hochwertigen lederverarbeitenden Industrie ist Furth im Wald weltweit ein Begriff.

fvd

Artikel kommentieren