Was sich am Sonntagvormittag wie Kampfgeschrei aus der Sporthalle des Kolping-Ferienhotels anhörte, entstammte der Aufwärmeinheit am dritten Tag des 19. Wintercamps, das Oyama Karate Bad Kötzting ausrichtete. Über hundert Karatekas hörten auf die Kommandos von Shihan (Lehrmeister) Muzaffer Bacak. Für die Beteiligten aus sämtlichen Altersschichten folgte straffes Kumitetraining. Beim bloßen Zusehen bestand kein Zweifel, dass sich hier nur angemeldet hatte, wer hart im Nehmen war.
„Wir sind echt stolz, dass die Ausschreibung Interessierte aus ganz Deutschland motiviert hat“, so 2. Vorsitzender des Vereins Oyama Karate in Bad Kötzting, Peter Steidl. Für das Wochenende nahmen die Teilnehmer weite Anfahrtsstrecken auf sich. Die Liste reichte von Hamburg, Berlin, Bonn, Koblenz, Hannover, Tübingen, Dresden, Krefeld bis Ingolstadt und Landshut. „Und viele sind Wiederholungstäter“, weiß Steidl.
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Trotz des harten Trainings war die Halle voll. Das Camp war ausgebucht. „Das weiß auch jeder, der herkommt“, so die Organisatoren über die anspruchsvollen Übungen.
Nachdem die Karatekas aufgewärmt waren, zogen sie sich die Schienbein- und Bauchschützer über, einige wenige schoben sich noch einen Gebissschutz in den Mund. Dann ist das Trainingsequipment schon vollständig.
Vize-Weltmeister zu Gast
Trotz der Härte wird das Verletzungsrisiko durch Regeln und Respekt herabgesetzt. „Es wird gegrüßt und gedankt, dass man miteinander gekämpft hat und voneinander lernen durfte“, erklärte der stellvertretende Vorsitzende die Gesten. Stolz war der Verein auch, dass dem 19. Wintercamp als besonderer Besucher der Vizeweltmeister aus Bulgarien, Valeri Dimitrov, die Ehre gab.
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Für Kinder bestand ein Mindestalter von zwölf Jahren für das Wintercamp“, sagte Steidl. Der Nachwuchs ist dem Karateverein Bad Kötzting besonders wichtig. Es werden Kinder ab sieben Jahren aufgenommen. Sie durchlaufen mit dem Kihon einen Einstieg in die Grundtechniken und Koordination. „Leider können nicht einmal alle Zehnjährigen mehr einen Purzelbaum“, erläuterte Peter Steidl das Defizit bei den Heranwachsenden. Natürlich gibt es auch eine Fluktuation, so dass von den Meldeeingängen auch wieder welche ausscheiden. Immerhin sind wöchentlich zwei Trainingseinheiten angesetzt.
Bei den Übungskämpfen im Camp ging es früh ans Eingemachte. Es erfolgte alle eineinhalb Minuten ein Wechsel des Gegners, wobei die Mädels genauso gegen die Jungs kämpften. Was die Gürtel angeht, waren alle von weiß, blau, gelb, grün, braun, bis schwarz mit der verschiedenen Anzahl von Streifen vertreten.
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Das Camp ist in mehrere Phasen unterteilt gewesen. Am Samstag ging es im Freien am Sportplatz zur Sache. Im Bildungsraum trainierte Muzaffer Bacak den Kader und Perspektivkämpfer. Währenddessen erfolgte draußen für die übrigen ein imaginärer Kampf.
Übungen auf dem Osser
In der Tagesplanung gab es auch noch ein „Memorial Training“ am Osser. „Wir gehen da schon seit 20 Jahren sehr zügig hinauf, machen oben ein paar Übungen und erinnern uns dabei an unseren verstorbenen Gründer der Karate-Stilrichtung Kyokushin, Oyama Masutatsu“, führte Steidl aus. Am späten Sonntagvormittag neigte sich die Veranstaltung dem Ende zu. Die Hartgesottenen wagten sich zum Abschluss noch in das eiskalte Wasser im Kneippbecken.
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