„Wenn ich einmal dement werde, denke daran, dass ich nicht alles verstehe, aber doch mehr, als du denkst. Und vergiss nicht: Mein Herz wird nie dement!“ Dies ist ein Auszug aus einem Text „Meine Wünsche“ eines unbekannten Verfassers, bei dem man ins Grübeln kommt. Ihn trug Sinah Giehl, Praktikantin von der BFS für Pflege und Altenpflegehilfe Bad Kötzting, zu einem besonderen Anlass vor.
Was er ausdrückt, ist Thema der „Erlebniswelt der Demenz“. Dabei können sich pflegende Angehörige, Pflegekräfte und Interessierte in einer dreitägigen Aktion durch einen Demenzparcours einen Eindruck verschaffen, wie es ist, wenn man nicht mehr alles so schnell und gut umsetzen kann, weil man demenzkrank ist. Zugleich soll Verständnis erzeugt werden, wie man sich fühlt, wenn man überfordert ist und selbst einfache Dinge nicht mehr gelingen. Dazu laden die Fachstelle für pflegende Angehörige der Stadt Cham und der Malteser sowie die Seniorenkontaktstelle des Landratsamtes in den Pfarrsaal „St. Josef“ in Cham-West ein.
Eine dramatische Erfahrung
Fachstellenleiterin Marga Löffler eröffnete am Freitagvormittag gemeinsam mit Martina Pfeilschifter von der Seniorenkontaktstelle das Projekt. Dessen Ziel sei es, die Demenz in den Fokus der Gesellschaft zu holen. Die Krankheit zerstöre nach und nach das Gedächtnis, das Bewusstsein und die Persönlichkeit. „Das ist für Menschen mit Demenz und deren Angehörige ein oft sehr schmerzhafter Prozess, der viele Herausforderungen mit sich bringt“, so Löffler. Der Demenzparcours solle sensibilisieren, so dass Pflegende nicht überfordert werden und den Kranken besser begleiten können.
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Der stellvertretende Landrat Markus Müller bekräftigte, dass Demenz oft dramatische Erfahrungen für die Angehörigen bedeute. Wenn niemand da sei, der mithelfe und Verständnis habe, würden Demenzkranke vereinsamen. Daher gelte sein Dank im Namen des Landkreises und des Landrats besonders allen, die zu Hause betreuen und dafür viel Kraft und Nerven brauchen. Weder kenne man die Ursache der Krankheit, noch gebe es ein Medikament. Bestimmte Therapien und Beschäftigungen könnten sie verlangsamen. In etlichen Orten des Landkreises gebe es Demenzverzögerergruppen.
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Auch für den 2. Bürgermeister Walter Dendorfer ist die beste Pflege jene daheim. Aber man wisse oft nicht, was zu machen sei. Daher sei es wichtig, mehr über Demenz zu erfahren. Die Stadt Cham habe eine gut angenommene Fachstelle eingerichtet. Auch im neuen Seniorenheim gebe es demenzgerechte Räume und einen Demenzgarten. Als weitere Ehrengäste begrüßte Löffler den Kreisvorsitzenden des Bayerischen Gemeindetages, Michael Multerer, den Hausherrn Pfarrer Dr. Kazimierz Pajor, Anja Fischer vom Landratsamt, die Kreisgeschäftsführerin der Malteser, Martina Vogl, und die Stadt- und Kreisrätin Claudia Zimmermann.
Einfaches fällt schwer
Margit Pfeilschifter erläuterte die 13 Stationen des Parcours. Dabei würden Alltagssituationen behandelt mit Geschicklichkeitsprüfungen, Denkaufgaben und Merkübungen, das Ganze unter strenger Zeitvorgabe. Mehrere davon mussten unter dem Handicap einer Spiegelbox, mit Handschuhen oder mit einer unscharfen Brille durchgeführt werden: „Man erkennt so, wie schwierig der Tagesablauf für einen dementen Menschen ist, der nicht mehr alles auf die Reihe bringt und bei Aufgaben verzweifelt. Es gilt, dafür Verständnis aufzubringen statt in Streit zu geraten.“ Nach dieser Einführung machten sich die Ehrengäste ans Werk und stellten fest, wie schwierig es ist, ständig Misserfolge einstecken zu müssen. „Wenn es wirklich so schlimm ist, wie wir es jetzt erfahren haben, hat man großes Mitleid mit den Kranken“, beschrieb Dendorfer die Aktion und Müller ergänzte: „Das ist eine ganz andere Welt.“
Im Eingangsbereich sind eine Reihe weiterer Ausstellungsteile aufgebaut. 13 witzige Cartoons des Zeichners Peter Gaymann zu „Demensch“ zeigen, dass Demenz und Humor sehr wohl zusammenpassen.
Vorgestellt werden neben Informationsunterlagen und einer Beschreibung einer Biografiearbeit auch ein Demenzkoffer mit Materialien für die Arbeit mit Demenzkranken und eine Erinnerungskiste mit Gegenständen aus dem Leben der Erkrankten, die von den Angehörigen zusammengestellt werden könnte. Schon ein einzelnes Objekt, sei es ein Foto, ein Poesiealbum ein Pilzbuch für einen begeisterten Schwammerlsucher weckt positive Erinnerungen. Ähnlich ist es mit den Stücken, die Marga Löffler aus ihrem Privatbesitz präsentiert, beispielsweise zu den Bereichen Musik, Nähen oder Spielsachen.
Parcours und Ausstellungen sind heute und am Sonntag jeweils von 10 bis 16.30 Uhr geöffnet.
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