Eine Mammutaufgabe meisterten die Verantwortlichen der 50-Jahrfeier bei den Hubertusschützen Wettzell mit einem fünftägigen Fest, das Hunderte Besucher anlockte und die Tradition der Schützenvereine nach den Corona-Einschränkungen maßgeblich wiederbeleben half.
Allein am Festsonntag gaben über 45 Gastvereine den Hubertusschützen die Ehre und gestalteten bei hochsommerlichen Temperaturen einen Kirchen- und Festzug, der alle Erwartungen übertraf.
Schon in den frühen Morgenstunden fanden sich bei den Gastgebern neben den Kaitersberg-Schützen aus Steinbühl als Patenverein und den als Ehrenpatenverein fungierenden Edelweiß-Schützen aus Viechtach zahlreiche Gäste im Bierzelt ein, wo die Festkapelle aus Weißenregen mit Kapellmeister Hans Ramsauer zünftig unterhielt.
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Der kilometerlange Kirchenzug formierte sich gegen 10 Uhr und belebte die Ortsstraßen vom Festzelt bis zum Dorfplatz mit Musik, prächtig herausgeputzten Festdamen, über 45 Fahnenabordnungen von Schützenvereinen, Feuerwehren, Soldaten- und Kriegerkameradschaften und Frauenbünden. Die Spielmannszüge aus Bad Kötzting, Viechtach, Arnbruck und Ansdorf-Simpering begleiteten neben Musikkapellen den Kirchenzug, der am Altar vor der Bäckerei Achatz endete.
Mitten ins Schwarze treffen
„Wir sind eingeladen zum Fest des Lebens“ sang der Chor Andiamo Laurentio unter Leitung von Elke Weiß zur Eröffnung des Festgottesdienstes, den er gemeinsam mit Bläsern der Viechtacher Stadtkapelle musikalisch gestaltete. Stadtpfarrer Thomas Winderl feierte die Messe in Konzelebration mit Oberstudienrat a. D. Eduard Dietl und wertete in seiner Begrüßung das Jubiläumsfest auch als Gelegenheit, um zurückzublicken auf das, was gemeinsam geleistet wurde und an jene Schützen zu erinnern, die nicht mehr am Leben sind.
Das von Eduard Dietl gelesene Evangelium berichtete von der Botschaft Jesu „Das Himmelreich ist nahe“, mit der er die Jünger beauftragte, Kranke zu heilen, Leiden zu lindern und Dämonen auszutreiben. Weil seine vorbereitete Predigt zu diesem Fest nicht passe, wolle er sich „frei von der Leber weg“ äußern, sagte Stadtpfarrer Thomas Winderl in seiner Predigt, in der er sich selbst als (früher) leidenschaftlicher Schütze zu erkennen gab, dem die Konzentration und Anspannung nicht fremd sind, welche erforderlich sind, um „ins Schwarze zu treffen“.
Auf das Evangelium eingehend, stelle sich die Frage, ob Jesus bei dieser Gelegenheit ins Schwarze getroffen habe, oder ob sein Auftrag an die Jünger ein Fehlschuss gewesen sei. Jesus habe sein Ziel nicht verfehlt, denn die Jünger seien „Menschen wie wir“ gewesen, sagte der Prediger, deren Leben nicht perfekt gelaufen sei und die Fehler gemacht hätten.
Jesus habe ihnen den Auftrag erteilt, das Reich Gottes nicht nur mit dem Mund zu verkünden, sondern auch mit Taten. Auch heute gelte es, Dämonen auszutreiben, wenn Menschen schlecht über andere reden, oder sich selbst erheben, um auf andere hinabzuschauen. Jeder Mensch verdiene Wertschätzung und Anerkennung, das sei die Botschaft Jesu.
Die Gesellschaft könne nur überleben, wenn die Menschen bereit sind, zu vergeben, das zeige sich auch im aktuellen Krieg in der Ukraine. Wer sich von Jesus rufen lasse, produziere keinen Fehlschuss, sondern treffe „mitten ins Schwarze“, schloss der Stadtpfarrer – und erntete spontanen Applaus der Gläubigen.
Vorbilder für Gesellschaft
Bürgermeister Markus Hofmann gratulierte dem Festverein zu seinem Jubiläum und hob hervor, dass die Hubertusschützen neben ihren vielfältigen gesellschaftlichen Aktivitäten auch ganz viele Leistungsschützen hervorgebracht haben, die überregional erfolgreich waren. Den langjährigen Mitgliedern dankte er für die Aufbauarbeit in den vergangenen 50 Jahren und gratulierte zur Abwicklung des Jubiläumsfestes, bei dem sich enorm viele Mitglieder in die Pflicht nehmen ließen. „Wir brauchen solche Leute, die sich begeistern lassen“, sagte der Bürgermeister, „sie sind Vorbilder in unserer Gesellschaft“.
Der stellvertretende Landrat Helmut Plenk stellte als Besonderheit heraus, dass der Landkreis Regen einem Schützenverein im Landkreis Cham zum Jubiläum gratulieren könne, der eine besondere Verbindung zwischen diesen Verwaltungseinheiten schaffte.
Sein Dank galt den Gründungsmitgliedern und allen Verantwortlichen, die in den vergangenen fünf Jahrzehnten den Schützenverein Hubertus führten. Besonders erfreulich nannte es der stellvertretende Regener Landrat, dass behinderte Mitglieder problemlos im Verein integriert werden, „in Wettzell wird Inklusion großgeschrieben“, sagte Plenk.
Nach dem gemeinsamen Mittagessen im Festzelt, das die zahlreichen Besucher kaum fassen konnte, bildete ab 14 Uhr der farbenprächtige Festzug durch Wettzell einen weiteren Höhepunkt, ehe nach dem Fahneneinzug die Bänderverleihung noch einmal alle Teilnehmer begeisterte.
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