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Symposium in Bad Kötzting: Gefahren durch Waldbrände vielseitig bekämpfen

05.12.2023 | Stand 05.12.2023, 11:00 Uhr |

Ein Feuerwehrmann im Kampf gegen die Flammen. Symbolbild: Feuerer

„Der Klimawandel ist die größte Herausforderung“, auf die es sich einzustellen gilt. Dies beginnt beim Umbau des Waldes über die Bevölkerung, die sich dessen bewusst werden muss, bis hin zum Anpassen von Gerät und Einsatztaktiken bei den Hilfskräften. Beim Symposium „Vegetationsbrände als Querschnittsaufgabe für Kommunen, Staat, Forst und Feuerwehren“ betrachteten mehrere Referenten diese Entwicklung.

„Vegetationsbrände, heuer an einem Wochenende allein 15 im Landkreis, stellen ein Gefährdungspotenzial dar,“ begrüßte Landrat Franz Löffler mit einem prägnanten Beispiel zu dieser Veranstaltung im Postsaal in Bad Kötzting. Aus ganz Bayern und dem benachbarten Tschechien waren die Besucher zu dieser Ganztagesveranstaltung gekommen. „Wie können wir Vegetationsbrände wieder in einen beherrschbaren Zustand bringen“, fragte der Landrat, dabei auch die Mitwirkung der Bevölkerung ansprechend. Man muss sich der Gefahr des Rauchens im Wald oder dem Sonnwendfeuer auf Felsformationen und den davon ausgehenden Gefahren bewusst werden.

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Der vorbeugende und abwehrende Brandschutz muss ineinandergreifen nur dann seien derartige Ereignisse beherrschbar. Dazu braucht es unter anderem ganzjährig befahrbare Waldwege oder auch entsprechend geländefähige, wendige dem Wald angepasste Fahrzeuge, so der Landrat.

Handlungsdruck ist da



„Es ist schön, dass heute Kommunen, Feuerwehren und Forstdienststelle da sind. Die Zukunft zwingt uns, uns besser aufzustellen“ so Mathias Ott. Deutlich verwies der Ministerialrat darauf, dass die aktuelle Entwicklung durch den abwehrenden Brandschutz allein nicht schulterbar ist. Der Handlungsdruck sei da, aber noch nicht so richtig angekommen. Die Feuerwehren schaffen das noch, müssen sich aber sukzessive auf Veränderungen einstellen. Die Forstdienststellen gelte es, mit deren Equipment miteinzubeziehen, während der Freistaat in 2024 die Landkreise mit entsprechendem Waldbrandgerät ausstatten wird.

Diese Themen gelte es mit allen Playern global anzugehen, ergänzte Michael Stahl als Organisator der Veranstaltung und leitete auf die einzelnen Fachreferate weiter. „Die Wetterverhältnisse machen uns zu schaffen, das Waldökosystem ändert sich“, so Johann Goldhammer. 180000 Tote weltweit seien etwa auf die zunehmende Rauchentwicklung in Folge der vermehrten Vegetationsbrände zurückzuführen, so der weltweit anerkannte Experte.

Neue Taktiken



Um die Waldbrandgefahr zu minimieren, müsse auch über neue Taktiken gesprochen werden, etwa das Einbeziehen von Gegenfeuern. Trotz der Möglichkeit, luftgestützte Unterstützung zu bekommen, werden Waldbrände am Boden bekämpft, so seine Quintessenz.

„Kernaufgabe des Bayerischen Staatsforsten ist es, den Klimawald der Zukunft aufzubauen“, so Dominik Schwarz. Der Klimawandel sei die größte Herausforderung, die es zu meistern gelte. Deshalb sei der Waldumbau angesagt, müsse der Nadelholzanteil reduziert und mit Laubholz kompensiert werden, so der Forstbetriebsleiter in Roding. Organisatorische Maßnahmen seien dabei z.B. Lotsendienst zu generieren oder die Zusammenarbeit mit der Feuerwehr auf die gleiche Sprache zu stellen. „Die Kleinstrukturiertheit beim Privatwald bringt Nachteile etwa beim Nutzen von Geräten“, ergänzten Johann Koch und Stefan Ertl aus Sicht der Privatwaldbesitzer. „Der Klimawandel ist Fakt“ so Johann Koch, dabei auch zunehmende Wetterextreme wie häufigere Stürme oder längere Trocken – und Hitzeperioden darstellend. Stefan Ertl ergänzte, dass es gelte, Lkw-befahrbare Wege vorzuhalten. In Punkto Erreichbarkeit müsse die bessere Vernetzung der Akteure vor Ort das Ziel sein. Ebenso wie die verbesserte Ausstattung der Feuerwehren mit Drohnen oder der Grundausstattung für die Bekämpfung von Bodenfeuern.

Sebastian Muth stellte den Teilnehmern eine dramatische Entwicklung eines Brandes eines Getreidefeldes dar, der allein durch die sich ändernde Windrichtung einen dramatischen Verlauf nahm. „Die Balance zwischen den Nutzungsinteressen und den jeweiligen Schutzzielen herzustellen“, betonte Karsten Neumann eingangs seines Berichtes zum großen Waldbrand in Sachsen.

Nur durch europäische Unterstützung insbesondere durch Luftfahrzeuge sei letztendlich nach weit über vier Wochen die Löschung gelungen.

„Wir fühlen uns bestätigt. Es war ein wichtiger Tag in die richtige Richtung“, so die Quintessenz bei der finalen Diskussionsrunde. Der Austausch soll weiter fortgeführt werden, um den Schulterschluss zu finden. In Sachen Anpassung und Ausrüstung sei die aktuelle Entwicklung zu betrachten und dabei auch die Entwicklung in den kommenden zehn Jahren mit einzubeziehen.

„Der Glaube, alles mit großen Fahrzeugen abdecken zu können, muss evaluiert werden. Es gelte Lösungen zu finden, die mit wenig Wasser, effizienterer Löschtechnik und der gleichbleibenden schweren Arbeit die Waldbrandbekämpfung effizienter werden lassen“ so Matthias Ott bei seinem Schlusswort.

kht


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