Ein stetig wachsender Bereich sei die Jugendarbeit in der Stadt Cham – so leitete Bürgermeister Martin Stoiber die Trägersitzung für das Jugendzentrum ein. Das, wurde aber bald deutlich, muss bald nach einer neuen Bleibe suchen, da die Stadt die aktuellen Räumlichkeiten für ein neues Rettungszentrum benötige.
Heuer verzeichnete das Jugendzentrum in seinem stärksten Monat, dem Juni, mehr als 500 Gäste. Die meisten kommen dabei zum Offenen Treff, der das Herzstück der Arbeit darstellte, wie der pädagogische Mitarbeiter Andreas Wischenewski sagte.
Jugendliche aus 27 Ländern
Am schwächsten war der Oktober bisher besucht, mit etwa 200 Jugendlichen, die ihre Nachmittage in der Einrichtung verbrachten. Die verantwortlichen pädagogischen Mitarbeiter Wischnewski und Ingrid Roider verzeichneten in diesem Jahr, dass Kinder und Jugendliche aus insgesamt 27 verschiedenen Nationalitäten in der Einrichtung waren.
„Die verschiedenen Herkünfte sind bei uns nie ein Problem“, sagte Wischnewski. Viel eher erlebe er den Austausch auch für sich selbst als eine Bereicherung, da er schon vieles von den Gästen gelernt habe. „Besonders kulinarisch ist das für uns immer spannend, auch etwas Neues kennenzulernen.“
Dass es wieder so viele Jugendliche gab, die heuer ihre Freizeit im JUZ verbracht haben, ist dabei nicht selbstverständlich. „Corona war für uns eine schwere Zeit und wir mussten in der Jugendarbeit überall wieder von Null starten“, sagte Anja Arndt-Grundei, Leiterin des Jugendmigrationsdienstes in Regensburg.
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Kaum Mädchen im JUZ: Das Problem hat nicht nur Cham
Das Zielpublikum für das Chamer Jugendzentrum, so Roider, seien alle Jugendlichen zwischen zehn und 21 Jahren. Auch ältere, die Großteile ihrer Jugend bei ihnen verbracht haben, kämen aber manchmal zu Besuch. Doch bei den regelmäßigen Besuchern lasse sich ein klarer Trend ablesen: 80 bis 90 Prozent der Jugendlichen kämen nämlich aus Familien mit einem Migrationshintergrund.
Dabei gibt die Statistik ein ganz deutliches Gefälle wider: weit mehr als ein Dreiviertel der Besucher sind Jungs. „Viele der Jugendlichen, die zu uns kommen, sind aus Familien, in denen die Mädchen nicht einfach so raus dürfen wie die Jungs“, sagt Stoiber. Die Mädchen, die im Jugendzentrum ihre Freizeit verbringen würden, seien meist aus deutschen Familien.
Gern würden sie dem entgegenwirken, zum Beispiel wären bereits Aktivitäten angeboten worden, die sich gezielt nur an Mädchen gerichtet haben. Doch die geringen Zahlen an Mädchen in Jugendzentren sei kein Chamer Problem: Auch Arndt-Grundei erkenne ähnliche Verhältnisse in den Regensburger Einrichtungen. Dort hätten sie Räume geschaffen, die nur für die Mädchen zugänglich sind. In Cham sind aber diese Räumlichkeiten nicht vorhanden.
Aber die Zeit der Räumlichkeiten des Chamer Jugendzentrums sind aus einem anderen Grund gezählt: Weil die Stadt das Gebäude in der Nähe der Stadthalle bald für ein Feuerwehr-Rettungszentrum braucht.
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Umzug in wenigen Jahren
„Wenn die Großbaustelle in der Stadt beseitigt ist, werden wir uns diesem Projekt widmen“, sagte Stoiber. Es könne dabei eher nach hinten raus – 2026 bis 2027 – mit Beginn der Arbeiten an dem Rettungszentrum gearbeitet werden.
Für das kommende Jahr kündigte Wischnewski an, die bisherigen Projekte, wie beispielsweise das offene Tonstudio für musikbegeisterte Jugendliche, oder gemeinsame Ausflüge weiter zu vertiefen. Besonders die Möglichkeit, professionelle Aufnahmen der eigenen Musik zu machen und die Pflege einiger Hochbeete werde von den Gästen sehr gut angenommen. Der Termin für das Fest zum 20. Jubiläum des Chamer Jugendzentrums stehe aber noch aus, so Wischnewski.
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