Gebürtiger Rodinger
Tobias Haberl las im Pop-up-Store: Wie es sich anfühlt, heute gläubiger Katholik zu sein

09.12.2023 | Stand 09.12.2023, 12:42 Uhr |

Tobias Haberl, gebürtiger Rodinger, suchte das Gespräch mit seinem interessierten Publikum vor und nach den Lesungen aus ausgewählten Büchern. Foto: Jakob Moro

Die Stadt und der Werbekreis hatten für Donnerstag Tobias Haberl aus München zu einer Lesung aus seinen selbst verfassten Büchern in Rodings Pop-up-Store eingeladen. Rund 30 Interessierte fanden nicht auf den wenigen Stühlen im ehemaligen Verkaufsraum Platz und verfolgten teils stehend die Ausführungen des gebürtigen Rodingers.

Sebastian Gabler, Veranstaltungsmanager der Stadt, hieß auch für den Werbekreis den Gast willkommen und begrüßte Bürgermeisterin Alexandra Riedl sowie mehrere Stadt- und Kreisräte. Gabler: „Wir haben nicht damit gerechnet, dass heute so viele kommen. Seit Mitte November ist der Pop-up-Store am Start. Immer wieder gibt es hier was Neues zu entdecken. Heute freuen wir uns auf eine Lesung aus dem großen Fundus der von Tobias Haberl verfassten Bücher .“

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Der Autor versicherte: „Ich fühle mich geehrt, hier in Roding zu sein“ und führte u. a. aus; „Ich weiß immer noch nicht genau, was ich lesen werde. Ich habe was Lustiges dabei, ich habe was Ernsteres dabei, ich kann aus den Büchern was vorlesen, muss aber nicht. Ich habe unterhaltsame Geschichten dabei.“

Haberl stimmte die Zuhörer mit einer lustigen Geschichte mit dem Titel „Der Weg nach Hause“ auf den Abend ein und hatte damit viele Lacher auf seiner Seite, kamen doch bekannte Orte und Personen in und um Roding vor.

Weiter informierte er über sein neuestes, noch nicht fertiggeschriebenen Buch „Unter Heiden und das Abenteuer, in der heutigen Zeit noch an Gott zu glauben. Haberl, der sich bewusst zum katholischen Glauben bekennt, erzählte: „Ich habe vor einigen Monaten einen längeren Text für das Titelthema des SZ-Magazins geschrieben. Es scheint, als habe ich da irgendeinen Nerv getroffen. Ich habe das Gefühl, dass ich mich in der Süddeutschen Zeitung und dem Umfeld schämen sollte, dass ich noch christlich bin, dass ich noch nicht aus der Kirche ausgetreten bin. Ich sehe natürlich die Schwierigkeiten, den Missbrauch, die Probleme der katholischen Kirche. Ich bin immer noch gern katholisch. Ich habe sehr viele Reaktionen auf meinen Text bekommen, Hunderte Briefe von Lesern, die mit mir in Kontakt treten und wissen wollten, wie wichtig Glaube oder auch Kirche ist. Ich selber gewinne meinem Glauben und der Kirche viel ab.“

Der Autor sagte weiter: „Ich erlebe ungläubige Blicke, wenn ich sage, dass ich an einem Sonntagvormittag in den Gottesdienst gehe. Im Koalitionsvertrag der Ampelregierung kommt die Buchstabenfolge ‘Christ’ auf 178 Seiten nur ein einziges Mal vor – in der Unterschrift des Finanzministers (Christian Lindner).“

Der Autor betonte, er sei überzeugt, dass dem heutigen Menschen in seiner Haltlosigkeit so etwas wie göttlicher Trost guttun könne. Haberl: „Ich kenne Menschen, die an technischen Fortschrift und Nachhaltigkeitsfonds glauben, nur aber nicht an Gott.“ Er frage sich: „Ob sie ahnen, dass es nur andersherum geht.“

Im einem Interview 2020 habe er gesagt: „Wer nicht mehr auf die Knie geht, jegliche Transzendenz entsorgt, Gott nicht kennt, wer nicht an das ewige Leben glaubt, ist auf sich selbst zurückgeworfen. Die Folge ist, dass er sich selbst der letzte Sinn ist, dass er ständig in Angst vor dem Ende lebt und krampfhaft versucht, sein Leben einzigartig zu machen und aussehen zu lassen.“

Haberl las zum Abschluss kurze Passagen aus dem Buch „Der gekränkte Mann". In dem Buch geht es darum, dass Vater und Großvater schlecht gemacht würden und immer etwas falsch gemacht hätten, dass gefordert werde, dass die Männer abtreten und die Frauen an die Macht kommen. „Ich finde es nicht richtig, dass die Männer alles falsch gemacht haben, das ist so der Hintergrund des Buches, so Haberl.

Beim abschließenden Stehempfang suchten viele Zuhörer das Gespräch mit dem Autor.

Tobias Haberl: 1975 in Roding geboren, Abitur am Robert-Schuman-Gymnasium in Cham. Er studierte Literaturwissenschaften in Würzburg und Großbritannien, besuchte die Henri-Nannen-Schule, schreibt seit 2005 für die Süddeutsche Zeitung und verfasst(e) Bücher. „Die große Entzauberung – Vom trügerischen Glück des heutigen Menschen“ wurde ein Bestseller. 2016 erhielt Haberl den Theodor-Wolff-Preis. Er wohnt in München.

rjm

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