Der Ausbau der Infrastruktur im Landkreis Cham schreitet voran. Nach Jahren der Planungen und Verhandlungen beginnt für den Ausbau der B 85 bei Cham und der B 20 bei Trebersdorf 2025 das Planfeststellungsverfahren. Noch nicht ganz so weit sind die Planungen für die Ortsumgehung Altenkreith.
Beim Pressetermin im Landratsamt informierten Landrat Franz Löffler, Vertreter des Staatlichen Bauamts Regensburg sowie Landtagsabgeordneter Dr. Gerhard Hopp und Bundestagsabgeordnete Martina Englhardt-Kopf über den aktuellen Stand der drei Bauprojekte.
• Ausbau der B 85 zwischen Cham-Mitte und Cham-Süd: Zentrale Bedeutung messen alle Beteiligten dem Ausbau des Abschnitts der B 85 zwischen Cham-Süd und Cham-Mitte bei. Immerhin handelt es sich dabei „um die meistbefahrene Strecke im gesamten Landkreis“, verdeutlichte Landrat Franz Löffler. Zudem laufe an dieser Stelle der Verkehr auf der B 22 aus Richtung Rötz mit dem Schwerlastverkehr auf der B 20 aus Richtung Tschechien zusammen. Prognosen zufolge sollen im Jahr 2040 hier täglich rund 29 000 Fahrzeuge verkehren. Aktuell sind es laut Löffler täglich bereits 24 000 pro Tag.
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Um dem steigenden Autoverkehr standhalten zu können, soll diese tragende Verkehrsader zwischen den beiden Chamer Anschlussstellen künftig vierstreifig am Stadtteil Janahof vorbeiführen. Lärmschutzwände sollen laut Julian Detsch, Leiter der Planungsabteilung am Staatlichen Bauamt Regensburg, künftig die Anwohner in Cham-Süd vom vorbeiführenden Verkehr abschirmen. Diese seien auch deshalb notwendig, da man infolge der Verbreiterung auf vier Fahrstreifen auch näher an die Wohnbebauung heranrücken müsse.
Turbo-Lösung für Cham-Süd
Herzstück der Neugestaltung am Knoten Cham-Süd soll ein sogenannter Turbokreisverkehr anstelle des jetzigen Kreisels am Taschinger Berg werden. Laut Detsch kann diese moderne Kreisverkehrsform wesentlich mehr Fahrzeuge bewältigen als herkömmliche Kreisel.
Laut Baudirektor Dr. Richard Bosl, zuständig für die Bundes- und Staatsstraßen im Landkreis Cham, müssen sich Autofahrer bei dieser Form des Kreisels jedoch etwas umgewöhnen, da sie etwa bereits vor der Einfahrt die richtige Spur wählen müssen. Um den vor allem morgendlichen Rückstau aus Richtung Straubing zu reduzieren, ist zusätzlich ein Bypass geplant, der den Verkehr auf die B85 und B20 in Richtung leitet. Damit werde die Verkehrsspitze entlastet.
Der nächste Schritt in der Planung ist laut Detsch die Beantragung bei der Regierung der Oberpfalz, die für die erste Jahreshälfte 2025 vorgesehen ist. Mit dem Planfeststellungsbeschluss und damit der Möglichkeit zum Bau rechnet man frühestens 2026.
• Ausbau der B 20 bei Traitsching: Licht am Ende des Tunnels sehen die Verantwortlichen auch beim zweiten Großprojekt einige Kilometer südlich: Seit Jahren prägen lange Lkw-Schlangen das Bild auf der B 20 zwischen Straubing und Cham – insbesondere auf Höhe Trebersdorf. „Mir fällt ein Stein vom Herzen, dass wir hier endlich vorankommen“, sagte Landrat Löffler.
Warten auf Vierspurigkeit
Nach einem Richtungswechsel in der Planung im Jahr 2016 – weg vom dreistreifigen Ausbau hin zur Vierspurigkeit – befinden sich die Planungen nun in der finalen Phase. Für den Landrat war die Planänderung „rückblickend die richtige Entscheidung. Die Vierspurigkeit hat auf Jahrzehnte betrachtet den größten Wert“. Dass die Umplanungen vom dreispurigen zum vierspurigen Ausbau so lange gedauert haben, liegt laut Bosl daran, dass sich von der alten Planung kaum etwas auf das aktuelle Vorhaben übertragen lassen hat.
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Julian Detsch erklärte, dass mittlerweile alle Gutachten nahezu abgeschlossen sind und das Planfeststellungsverfahren im kommenden Jahr beantragt werden soll. Baurecht wird ab Ende 2026 erwartet.
Landtagsabgeordneter Dr. Gerhard Hopp hob die Bedeutung der Maßnahme für die Wettbewerbsfähigkeit des Landkreises hervor. Diese hänge auch künftig von einer funktionierenden Infrastruktur ab.
• Ortsumfahrung bei Altenkreith: Schlusslicht hinsichtlich des Planungsfortschritts bildet die Ortsumfahrung von Altenkreith. Laut Julian Detsch arbeitet das Bauamt derzeit am Vorentwurf, der Anfang 2025 an das Bundesverkehrsministerium übermittelt werden soll. Dann folgt der technische Ausführungsplanung. Grundstücksverhandlungen stehen aufgrund der fehlenden Planfeststellung noch aus. „Erst wenn der Vorentwurf genehmigt ist, können wir den Grunderwerb angehen“, erläuterte Richard Bosl, stellvertretender Leiter des Bauamts.
Im Zuge der Baumaßnahmen sollen die B85 und ein Teilstück der B 16 verlegt und nördlich des bisherigen Kreisverkehrs mit einem größer dimensionierten Kreisel verbunden werden. Von diesem soll auch eine Abfahrt ins Gewerbegebiet abzweigen.
Dankbar zeigen sich die Vertreter des Straßenbauamtes über die Unterstützung der Stadt Roding in dieser Sache. Die Bürger wurden bereits in mehreren Veranstaltungen über die Planungen informiert, wie Detsch betonte.
Investitionen in die Zukunft
Trotz schwieriger wirtschaftlicher Zeiten stehen die Verantwortlichen geschlossen hinter den Projekten. „Infrastruktur sichert den Wohlstand“, erklärte Landrat Löffler. Martina Englhardt-Kopf, Bundestagsabgeordnete und Mitglied im Verkehrsausschuss des Bundestages, forderte zudem schnellere Genehmigungsverfahren: „Die Dauer der Behördengänge ist inakzeptabel.“ Auch Dr. Richard Bosl zeigte sich entschlossen: „Schwierige Zeiten dürfen uns nicht daran hindern, Baurecht zu schaffen.“ Alle Beteiligten waren sich einig, dass der Ausbau der Straßen im Landkreis Cham eine essenzielle Investition in die Zukunft darstellt.
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