Am wildromantischen Regen gelegen befindet sich in Walderbach die Haselmühle. Der Fluss trennt das Anwesen mit dem Sägewerk vom restlichen Ort und so ist die ehemalige Mühle, die wohl schon zur Zeit der Klostergründung im 12. Jahrhundert eine Siedlung war, immer ein bisschen für sich geblieben.
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So viel steht aber fest – es rührt sich viel auf der anderen Seite des Regens. Maßgeblich verantwortlich dafür sind Samuel und Philipp, Söhne der Sägewerksbesitzer Philipp senior und Claudia Weber. Beide Jungen zog es zunächst einmal fort. Philipp ist studierter Physiker und Meteorologe, ein Freak im Programmieren, arbeitet(e) für Global Player wie Goldman Sachs, den Norwegischen Staatsfonds oder die Münchner Rückversicherung. Samuel bildete sich vom Schreiner zum Raum- und Objektdesigner weiter, studierte in München und Graz, darf sich heute auch Architekt und Zimmerermeister nennen.
Sicher hätten sie in der Ferne ihren Platz finden können, dennoch zog es aber beide wieder in die Heimat. 2015 kehrte Philipp wieder heim ins Regental, seit 2020 ist auch Samuel wieder da. Die auswärts gesammelten beruflichen und unternehmerischen Erfahrungen setzen sie nun daheim ein.
Die Wurzeln weiterführen
„In der Haselmühle war man immer wieder mal sehr innovativ und erfinderisch, wenn es die Situation erforderte“, beschreibt Philipp Weber junior schmunzelnd die Geschichte des heimischen Anwesens. Dieser traditionelle Pioniergeist ist wohl auch die Grundlage für das gegenwärtige Projekt „Haselmühle“.
Die Wurzeln, also das elterliche Sägewerk, weiterzuführen, dem Handwerk treu zu bleiben und dabei die eigenen Visionen eines innovativen, fortschrittlichen und dabei nachhaltigen Unternehmens im Bereich Bauen und Immobilien verwirklichen zu können, an einem besonderen Ort eine „kreative Heimat“ zu schaffen für Ideen und Produkte von Architekten, Jungdesignern und Künstlern – das ist das Credo der neuen Haselmühle.
Beim Gang über das weitläufige Gelände versteht man schnell mehr. Neben dem gut ausgelasteten Sägewerk steht die riesige Zimmereihalle. NU Impulse House GmbH heißt die zweite, noch relativ junge Firma in der Haselmühle. Die Weber-Brüder sind zwei von vier Gesellschaftern. Samuel Weber fungiert als Geschäftsführer, Mastermind Philipp plant intelligenten, modularen Bau. Als Generalunternehmer wickelt das Unternehmen auch größere Projekte mit unterschiedlichen Partnern an gut 80 Standorten in Deutschland und Österreich ab. Gewerbe- und Projektbau gehören genauso zum Angebot wie klassische (Holz-)Wohnhäuser. Ziel: ein bezahlbares, flexibles, rechtssicheres und modernes Haus der Zukunft, das sich der jeweiligen Lebenssituation anpassen kann.
Hier kommt das dritte in der Haselmühle ansässige Unternehmen ins Spiel. Das „Auwegkartell“ von Schreinermeister Alexander Plank. Im Hauptamt als Fachlehrer tätig, leitet Samuels einstiger Studienkollege nebenberuflich in der Haselmühle Do-it-yourself-Kurse zum Bau des eigenen Tiny-Houses. Diese Nische entwickelt sich mehr und mehr zum Renner für Familien, die ein bezahlbares Eigenheim suchen oder Alleinstehende bzw. Paare aus der Altersgruppe 55+, die nach Übergabe oder Verkauf des Eigenheims ein kleineres, eigenes Domizil für die neue Lebensphase möchten.
Der Wunsch, das neue Eigenheim mitzubauen und mitzugestalten, lässt sich mit einem Tinyhouse besonders gut umsetzen. Während der Bauphase halten sich die Do-it-yourself-Handwerker mehrere Wochen in der Haselmühle auf. Direkt am Regen und umgeben von herrlicher Natur, bekommt der DIY-Bau noch ein zusätzliches Plus. „Einige der Tiny-Bauherren würden sich am liebsten dauerhaft hier ansiedeln, weil es ihnen so gefällt“, erzählt Plank, der selber viel Gefallen am Regental findet.
Und noch ein visionärer Plan
Auch Philipp Weber weiß um die Schönheit seiner Heimat. Deshalb gibt es einen weiteren visionären Plan für die Zukunft der Haselmühle. In das leerstehende, denkmalgeschützte Alt-Wohnhaus, teils noch aus dem 16. Jahrhundert, soll wieder Leben einkehren, die verschwundenen Gebäude, die einst Mühle und die alte Säge beherbergten, zumindest als Hülle wieder entstehen, mitsamt Bauern- und Rosengarten.
Die neue, alte Haselmühle soll Wohn- und Arbeitsraum für kluge Köpfe aus nah und fern bieten. Gegenseitige Inspiration und Hilfe, Zusammenarbeit und Kosteneinsparung durch gemeinschaftliche Nutzung von Infrastruktur – Coworking Space heißt das Modell aus den USA, das auch in europäischen Ballungsräumen ankommt. Für die beschauliche Haselmühle klingt das noch kühn. Aber fortschrittlich und innovativ ist man hier ja schon öfter gewesen.
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