In Anerkennung ihres herausragenden Beitrags zur Kultur in der Region – insbesondere der Kultur, die „lachen“ macht, und der, die „kritisch“ macht, wurde die Kabarettistin Eva Karl Faltermeier mit dem „Schauer 2023“ ausgezeichnet. „Sie ist die grandioseste freie Radikale in der Oberpfalz“, so Jury-Sprecher Theo Zellner.
Seit inzwischen gut 20 Jahren wird auf Burg Neuhaus unter der Patenschaft des Landkreises die Schauer-Auszeichnung vergeben. Wie Walter Reiser von der Laienbühne Schorndorf bei der Begrüßung betonte, „sind dies immer ganz besondere Abende“. Mit dem Kulturpreis beabsichtige die Laienbühne einerseits, an den verstorbenen Neuhauser Burgbesitzer, Förderer und Freund Vinzenz Schauer zu erinnern. Zum anderen sollen mit dem „Schauer“ Personen, Gruppen oder Einrichtungen geehrt werden, die schon lange Zeit im kulturellen Bereich wirken oder engagiert sind.
Jeder „Schauer“ ein Unikat
Die Bezeichnung "Schauer" sei einfach, kurz sowie prägnant und verbinde mehrere Gedanken: Weitblick, nach vorne orientiert, aber immer im Einklang mit dem Althereingebrachten. Der Name "Schauer" passe außerdem ausgezeichnet zum Logo der Gemeinde Schorndorf („Immer in Bewegung“) und des Landkreises Cham („Beste Aussichten“). Glaskünstler Hubert Hödl gelingt es bei den Anfertigungen in hervorragender Art und Weise, die Gedanken des Schauer-Kulturpreises zum Ausdruck zu bringen. Kein "Schauer" ist wie der andere, jeder bleibt für sich ein Unikat - genauso wie die alljährlichen Preisträger.
Die Liste der Schauer-Preisträger kann sich laut Reiser „sehen lassen“. Von den bisher Geehrten konnten Toni Lauerer (erster Preisträger 2002), Walter Thanner (Liederbühne Robinson, 2003), Walter Kolbeck (Lichtenegger Bund Rimbach, 2007), Luise Kinseher (Kabarettistin, „Mama Bavaria“, 2012), Manfred Zollner (Publikumspreis und Drachenvater, 2013), Humorist „Bäff“ Josef Piendl (2014) und Paul Windschüttl (Landkreismusikschule, 2021) begrüßt werden. Vom leider bereits verstorbenen Ehrenmitglied Georg Maier, dessen Iberl-Bühne-Stücke die Laienbühne Schorndorf seit 1997 auf Burg Neuhaus zeigt und der 2006 mit dem Schauer ausgezeichnet worden ist, war Ehefrau Raphaela mit Töchterchen Marie aus München angereist.
Auch zahlreichen weiteren Ehrengästen, angefangen von der Geistlichkeit und der Burgherrin Thekla Schauer mit Gatten Ludwig Oswald, bis hin zu Bundes- und Landtagsabgeordneten, einer ganzen Reihe von Bürgermeistern und den Sponsoren – vor allem der Sparkasse im Landkreis Cham – galt ein Willkommen. Bei der Schauer-Verleihung werden jedes Jahr abwechselnd auch Hilfsorganisationen als Dankeschön mit Karten bedacht, heuer insbesondere das BRK bzw. die Krisenintervention und Notfallseelsorge im Landkreis Cham.
Einen Riesenapplaus für die Laienbühne als Gastgeber forderte Schorndorfs Gemeindeoberhaupt Max Schmaderer vom Publikum ein: „Genießen sie heute Abend die Zeit hier heroben und tauchen sie ein in das einzigartige Ambiente. Die Burg lebt und bebt.“ Dafür könne man der Laienbühne nur das höchste Kompliment zollen. Vorstand Säp Kiesl dankte seiner eifrigen Mannschaft hinter den Kulissen und für das Miteinander. Im Anschluss an die Würdigung der Preisträgerin durch Jury-Sprecher Theo Zellner setzte Daniel Schrödinger als Überraschungsgast einen im wahrsten Sinne des Wortes „zauberhaften“ Abschluss.
Zellner spannte den Bogen zur Preisträgerin mit dem bekannten Song „Momentensammler“ des Liedermachers Werner Schmidbauer, wollte aber zunächst die Laienbühne Schorndorf als Gastgeber ebenfalls in diesem Zusammenhang herausstellen. „Das hier und heute sind solche Momente, die man gerne in seine emotionale Sammlung aufnimmt und die in der Summe zum Erlebnis werden“, so Zellner, „Gastfreundschaft, ehrenamtliches Theaterschaffen, Unterhaltung vom Feinsten, dargeboten von der Laienbühne, einer Powertruppe um Säp Kiesl“. Und dann auch noch alle Jahre ein besonders spannender Moment mit der Schauer-Preisverleihung.
Dieses Mal hatte es laut Theo Zellner die Jury nicht schwer, „weil uns sofort als verdiente Preisträgerin eine Frau ins Auge gestochen ist, die auch Momente sammelt, Momente, die sie weitergibt“. Es seien vor allem Momente der Sprache des Oberpfälzer Dialekts, „des wohl markantesten Dialekts unter den vielen bayerischen“. Die Preisträgerin sammle Momente der besonderen Mentalität der Oberpfälzer, Momente des Alltags, des täglichen Lebens und dessen Bewältigung bzw. Nichtbewältigung, „Momente so mancher gesellschaftlicher Entwicklungen, Momente, die zusammengefasst unser Oberpfälzer Image ergeben“. Ausgerechnet kurz vor der Pandemie verließ die Preisträgerin das gesicherte Leben ins Risiko des freiberuflichen Schaffens in der Kunst. Eine Frau aus Eichhofen in der Gemeinde Nittendorf im Tal der Schwarzen Laaber, wozu von ihr mit viel Ironie bemerkt wird: „Da hört der Oberpfälzer Nebel nie auf“. Eine Kabarettistin, die mit Bühnenprogrammen wie „Es geht dahi!“ oder „Taxi, Uhr läuft“ und Büchern („Der Grant der Frau“ bzw. „Mama Fatale“) in einem Wahnsinnstempo die Unterhaltungsbranche aufmischt.
Geschichten aus dem Alltag
Sie selbst nennt das den „Roadmovie der Vierziger“ und umschreibt ihren Stil so: „Ich schreibe und erzähle Geschichten“. Witzig, ehrlich, lustig und oft absurd – und dann doch wieder schnell im Alltag. Dabei sei neben ihrer Gestik und Mimik die größte Stärke die Mundart – dreisprachig: „Hochdeutsch, niederbayerisch, oberpfälzisch“. O-Ton der Preisträgerin: „Oberpfälzer Dialekt ist ein identitätsstiftendes Moment“.
„Wir hier in der Region freuen uns, dass die Preisträgerin so bodenständig ist“, bog Jury-Sprecher Theo Zellner langsam in die Bekanntgabe des Namens ein, der natürlich allen im Publikum längst klar war: Eva Karl Faltermeier. „Respekt und Anerkennung für diesen außergewöhnlichen Weg einer Frau von uns, die bewiesen hat, was für ein Gewinn die Oberpfalz für die gesamte Bühnen- und Autorenszene ist“. Obwohl nicht mit Geld dotiert, sei der Schauer-Kulturpreis besonders wertvoll, „weil er sich als Beliebtheitspreis unserer Oberpfalz, unseres Landkreises und unserer Bayerwaldheimat versteht“. Glas-Ehrengabe und Urkunde überreichte Landrat Franz Löffler und freute sich mit Eva Karl Faltermeier: „Weil sie eine von uns ist“.
cls
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