Zurückgeblättert
Blöder Scherz sorgte für Großeinsatz der Rettungskräfte auf dem Gillamoos in Abensberg

30.08.2024 | Stand 01.09.2024, 10:44 Uhr |

Eine gute Figur auch im Schleudergang machten diese drei Festbesucherinnen Ende der 1960er Jahre Foto: Heinz Krieg/Stadtmuseum

Die legendäre Edi Forstner-Band, Auftriebsprämieren für vierbeinige große Tiere, die Dirndl-Bäuerin und ein blöder Scherz – Wir blicken ins Gillamoos-Archiv.



2004: Die Edi-Forstner-Band und die Frauen: Ein Doppeljubiläum feierte die Edi Forstner Band 2004. 1979 war diese schon legendär zu nennende Kapelle gegründet worden. Seit damals war sie eine Konstante in der Musiklandschaft der Region. 1979 hatten Edi Forstner und seine Leute erstmals auf dem Gillamoos gespielt. Alles hatte als Liebesgeschichte begonnen. Eduard Forstner fand in besagter Formation seine Anneliese, die Frau seines Lebens. Beide heirateten und zogen gemeinsam nach Abensberg. Dort fanden sie im Musikverein Abensberg eine neue Heimat. Daraus ging die Edi-Forstner-Band hervor. Einzige Konstante, was die Besetzung anging, war Edi Forster Junior. Erst 2003 stieß mit Barbara erstmals eine Sängerin dazu, „was die Bandbreite unseres Repertoires vergrößert hatte“. Lange Jahre dachte Edi Forstner nicht daran, eine Sängerin für seine Band zu engagieren. Der 42jährige fürchtete nach eigenen Worten „Starallüren“, hatte Angst um den Bestand seines Lebenswerkes. All die Bedenken waren vom Tisch gewischt, als dem erfahrenen Musiker Barbara aus Ihrlerstein über den Weg gelaufen war. Beim musikalischen Einsatz, bei der Hochzeit der besten Freundin von Barbara trat die 25-Jährige ins Bandleben von Edi Forstner. Sie hinterließ einen bleibenden Eindruck. Beim Gillamoos 2004 wurde die musikalische Ehe ein Jahr alt.

• 1999: Die Tuscher-Brüder geben dem Gillamoos eine Tradition zurück: Sie steht direkt am Gillamoos-Eingang und ist doch so etwas wie ein Geheimtipp. Nur die alten Gillamoos-Gänger wussten, was sich hinter den Zeltplanen von dunkeloliver Farbe verbirgt. Helmut Tuscher nimmt eine der schweren Kugeln, wiegt sie in der Hand, bevor er sie auf die Bretter schleudert. Die Kugel poltert, räumt drei der neun weißen Kegel ab. Die Rede ist hier von der über 100 Jahre alten Gillamoos-Kegelbahn. Hier gibt es keine Elektromotoren, kein Kegel zappelt an Seilzügen. Das einzige einigermaßen Moderne sind die Neonröhren über den Kegeln. Es herrscht schon fast andächtige Stille, ungefähr 30 Zuschauer recken ihre Hälse über das Gatter. Die Kegelbahn ist das wohl traditionellste Geschäft auf dem Gillamoos. Seit mehr als 100 Jahren wurde auf dem Gillamoos schon gekegelt und auf diese Tradition haben sich die Tuscher Brüder besonnen. Nach einem Jahr Pause haben Helmut, Herbert und Hans Tuscher die Kegelbahn, dem Gillamoos zurückgegeben.

• Kein Muh und kein Mäh auf dem Viehmarkt: Zum ersten Mal wurde 1999 Viehmarktbeschickern eine Prämie ausbezahlt, aber das Angebot blieb mager. Es war sogar rückläufig: Dass keine Rindviecher aufgetrieben waren, gab es bisher nicht, zumindest nicht, seit Ludwig Bäumler vom städtischen Marktbüro wusste. Kühe waren beim Viehmarkt ja schon lange nicht mehr zu sehen. Aber 1999 fehlten auch Kälber. Sehr zum Missvergnügen einiger Landwirte. Lorenz Donner aus Mauern, der zu den regelmäßigen Viehmarkt-Besuchern gehörte, hatte vor 1997 hier vier Kälber gekauft. Er hätte gerne wieder ein paar Kälber aufgeladen. Auch Schafe und Ziegen waren nicht da. Die Beschicker bekamen pro Ross 30 Mark, pro Pony und Esel zehn Mark, für eine Kuh hätte es 20, für ein Kalb zehn Mark gegeben. Aufgestellt waren Marktmeister Hans Peter Maier zufolge 28 Rösser, 14 Ponys und 7 Esel. Angeboten wurden außerdem Hühner, Enten, Meerschweinchen und Kaninchen. Dass nun in Abensberg Prämien bezahlt wurden, begrüßten die befragten Händler sehr. „Sonst wäre der Markt ja tot“, meinte zum Beispiel Martin Mayer aus Augsburg, der mehrere Pferde gebracht hatte.

• Scherz im Suff: Junger Bursche löst Suchaktion aus: Eine große Suchaktion hatte in der letzten Gillamoos-Nacht 1999 ein betrunkener 17-Jähriger ausgelöst. Im Scherz hatte er einem Freund gegenüber angekündigt, sich in der Abens zu ertränken. Bekannte des 17-Jährigen alarmierten die Polizei. Sie wussten offenbar nicht, wo ihr Freund geblieben war und vermuteten, dass er in die Abens gesprungen war. Für die Suchaktion waren die Feuerwehren Abensberg und Kelheim alarmiert worden. Während Polizei, Feuerwehr und BRK den Fluss absuchten, tauchte der Jugendliche am Weißbierstadl wieder auf. Es sollte ein Scherz sein um seinen Bekannten einen Schreck einzujagen, gab er an.

• 1974: Maria Geltl wird zur Dirndl-Bäuerin gewählt: Der Gillamoos brachte 1974 einen neuen Besucherrekord Das herrliche Spätsommerwetter der fünf Wiesn-Tage bescherte allen Fieranten, Fahrgeschäften und den zahlreichen Ständen am Gillamoos gute Umsätze. Die Rekordzahl der Besucher in den Festzelten, nicht zuletzt wegen der gelungenen Veranstaltungen des Stadtverbandes, sicherte den Brauern und Festwirten gute Einnahmen. Am letzten Abend wurde im Hofbräu Festzelt die feschste Dirndl-Bäuerin des Landkreises Kelheim gewählt. Er freute sich über die sieben mutigen Mädchen, die sich zur Wahl stellten. Direktor Ludwig Kreitmeyr vom Amt für Landwirtschaft stellte die sieben Bewerberinnen vor. Einzeln traten die Mädchen mit den jeweiligen Nummerntafeln auf die Bühne und wurden von Direktor Kreitmeyer interviewt. Die Fragen richteten sich nach der Betriebsgröße oder, wenn nicht zu Hause beschäftigt, nach dem derzeitigen Beruf, die Freizeitbeschäftigung und die Ehewünsche. Die fescheste Dirndl-Bäuerin 1974 des Landkreises Kelheim war eine hübsche Blondine und hieß Maria Geltl. Sie stammte aus Mantelkirchen, Gemeinde Kirchdorf, 16 Jahre jung, arbeitete im elterlichen Betrieb. 60 Tagwerk, dazu Schweine, Kühe, sogar etliche Hennen hatte sie zu betreuen. Beim Hopfenzupfen riss Maria gern den Hopfen herunter, das Ausblättern gefiel ihr weniger. „Saumisten mog i gor net gern!“ Sie mochte schon einen schönen, netten, lieben Bauern zum Manne, aber aussehen sollte er, „wie der do an der Eckn!“. Tosende Heiterkeit im Zelt und alle verrenkten sich die Hälse nach der angegebenen Ecke. Nach der Stimmenauszählung und Bekanntgabe gab es rauschenden Beifall.

• 1926 Wildegewordene Radfahrer: Rechts fahren! Bei dem starken Straßenverkehr während der beiden Gillamoostage konnte man wieder die Wahrnehmung machen, dass Viele mit der Straßenverkehrsordnung noch immer nicht vertraut sind. Besonders beherrschen Radfahrer in Rudeln die Straßen. Kommt ein Auto oder Motorrad, so streben sie nach beiden Seiten auseinander und im letzten Moment biegen dann oft die Linksseitigen doch noch nach der rechten Straßenseite. Dass in solchen Fällen Gefahren nahe sind, zeigte sich auch hier wieder. Verschiedentlich kam es zu Zusammenstößen, bei denen dann immer auf die Motorrad- und Autofahrer geschimpft wurde, während aber meist immer Radfahrer die Hauptschuld trugen. Die Verkehrsordnung besteht nicht nur für die Autofahrer, sondern auch für alle, die zu Fuß, zu Rad oder per Fuhrwerk die Straße benutzen. Also immer rechts fahren und rechts auweichen!

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