Musiker im Luftballon, der Meister der Stromkabel, aber auch ein eingestürztes Festzelt. Darauf stößt man im Gillamoos-Archiv der Mittelbayerischen Zeitung. Wir blättern es auf. 2004: Die Trinkers waren sich ihrer Verantwortung bewusst: Traditionen spielten am Gillamoos ja immer eine große Rolle. Traditionell spielten „Luis Trinkers Höhenrausch“ zum Auftakt im Ottenbräu und traditionell war der Auftritt am Gillamoos mit besonderen Einlagen gewürzt. 2004 hatten sie sogar den Magier Fred. M. engagiert. „Es ist ja nun einmal so, dass die Erwartungshaltung am Gillamoos traditionell recht hoch ist“, brachte Gitarrist Chris Kuttler wieder die Traditionen ins Spiel. Bevor die Trinkers aber ihr großes Geheimnis lüfteten, waren erst einmal „Five Volts“ an der Reihe, die Fans anzuheizen. Die junge Abensberger AC/DC-Coverband, machte ihre Sache sehr gut. Andere Klänge stimmten dann die „Trinkers“ an. Als Außerirdische hatten die Musiker ihre Köpfe in riesige Luftballone gesteckt, wirkten zu den Klängen von „Space Taxi“, dem Titellied des Kinohits „(T)Raumschiff Surprise“ von Bully Herbig. Sänger Bertl hatte sich Spock-Ohren angeklippt.
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Die Fans, wie immer war das Zelt brechend voll, waren begeistert. Immer wieder scheuchte die Security Fans von den Tischen, doch in der Menge kochte es. Ein weiterer magischer Höhepunkt folgte später am Abend: Fred M. steckte den Gitarristen der Band samt Gitarre in einen riesigen Luftballon, der stimmte von dort aus die nächste Nummer an.
Aldini bringt den Himmel über der Wiesn zum Leuchten: „Bummm!“ mit den großen Anfangsknall begann das Gillamoos-Feuerwerk im Nachthimmel über dem Festplatz. Was folgte, war ein Feuerwerk aus „Ahhhs“ und „Ohhhs“ während die bunten Lichter den Nachthimmel aufhellten. Doch was in zehn Minuten verglühte, bedurfte einer stundenlangen Vorbereitung. Die kleine Brücke über der Abens war gesperrt. Die Aldini-Pyrotechniker aus Pullach waren schon am Nachmittag einige Stunden vor dem Spektakel mit Aufbauen beschäftigt. Zuerst wurden die Bomben, die in Fünfer- und in Dreier-Bündel zusammengefasst waren, in die Abschussrohre eingefüllt.
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„Viele Leute denken immer, wir schießen Raketen, das stimmt nicht. Wir haben diese Bomben vom Kaliber 75 Millimeter bis 150 Millimeter.“ Die „Bomben“, die aussahen wie Christbaumkugel aus Pappe, lagerten in einem Munitionsbunker in der Nähe von Saal und wurden erst kurz vor dem Abbrennen dort herausgeholt. Wenn die Bomben in den Rohren lagen, wurden die Zündschnüre an die Ränder der Kästen getackert. Der Himmel verfinsterte sich, es war aber nicht die Nacht, die kam. Es waren dunkle Wolken. Uli Faulhaber befürchtete Regen. Beim Aufbauen durfte natürlich nichts nass werden. Eine große Plane wurde über die Abschlusskästen gespannt. Faulhaber erläuterte, „durch die Plane können wir durchschießen“, Regen konnte also den Abschuss nicht verhindern.
1994: Ohne Strom fließt auch kein Festbier: Wenn einer auf der Leitung stand, merkte Max Heilmeier das ziemlich schnell: In Sachen Stromversorgung auf der Gillamoos-Festwiese liefen alle (Kabel-)Fäden bei ihm zusammen, zweieinhalb Kilometer lang wären allein die Starkstromkabel, die auf dem Gelände verlegt sind. Im Laufe der Jahre wurden die Abenteuer-Maschinen der Schausteller immer größer, die Lautsprecher für die Musikanten immer lauter, entsprechend der Stromverbrauch immer höher. Max Heilmeier war lange genug in diesem Geschäft, um den historischen Vergleich ziehen zu können. Vor 30 Jahren (also 1964) verbrauchten alle Wirte, Schausteller und Marktschreier zusammen so viel Strom wie heute allein das „Enterprise“ mit seinen schnell kreisenden Armen. Und aus der Statistik wusste der Elektromeister, dass in den Betrieb der Autoscooter, der heute auf der Wiese bei Klein und Groß für spaßige Bewegungen sorgte, ungefähr so viel Strom floss wie ein halbes Jahrhundert zuvor in den ganzen Festbetrieb. Um größere Ausfälle auf der Wiese zu vermeiden, wurden die Stromkreise so aufgeteilt, dass bei einer Störung maximal ein Drittel der Anschlüsse saftlos wurde. Ein Dutzend Hauptverteilerkästen waren permanent auf dem Gelände installiert. 18 kleinere Kästen wurden zu den jeweiligen Veranstaltungen nach Bedarf aufgebaut. Dass ein ganz großer Störfall, der noch einmal wieder die Lichter ausgehen lassen könnte, zog auch Heilmeier ins Kalkül. Aber so schlimm wie vor 25 Jahren sollte es wohl nicht werden. Da hatte es eines schönen Gillamoosabends so um 19 Uhr den Trafo zerrissen, mit der schrecklichen Folge, dass vier Stunden lang ohne Strom eingeschenkt und ausgetrunken werden musste.
1984: Vier Bierzelte bis auf den letzten Platz gefüllt: Der Abensberger Gillamoos, das große Fest der Hallertau hatte an seiner Anziehungskraft nichts verloren, im Gegenteil, man sah kaum je zuvor so viele begeisterte Gillamoos-Besucher und die vier Festzelte und der Weißbierstadl mit rund 15.000 Sitzplätzen waren ganz besonders an den Abenden bis auf den letzten Platz besetzt. Dazu mochten die Attraktionen des Stadtverbandes wie Holz-Sägewettbewerb, Feuerwerk, Festköniginnen-Vorstellungen beim Bieranstich und auch die Musikkapellen, die ausgesuchte Spitzen-Kapellen waren, mit beigetragen haben. Zu den Höhepunkten des Abensberger Gillamooses gehörte zweifellos der Gillamoos-Auszug mit einem Rekordteilnehmerzahl. Darunter waren auch 18 Festköniginnen in hübschen Kleidern mit Krönchen oder Diadem im Haar, allen voran Gillamoos-Dirndlkönigin Gabi Friedrich. Viele Zuschauer, die an den Straßen von der Regensburger bis zur Münchner Straße standen, füllten später die Bierzelte. Der offizielle Bieranstich erfolgte im Kuchlbauer-Festzelt durch Bürgermeister Klaus Klingshirn.
1931 Ein eingestürztes Bierzelt und ein Todesfall: Leider haben sich die zahlreichen Hoffnungen auf ein günstiges Wetter für den Gillamoos nicht erfüllt. Aus diesem Grunde ließ der Besuch ziemlich zu wünschen übrig. Am Samstag war es ziemlich frisch und stürmisch. Einem Sturm ist dabei auch das große Zelt der Brauerei Kuchlbauer in einer Breite von 30 Metern zum Opfer gefallen. Mit lautem Krachen stürzte ein Teil des Zeltes zusammen, wobei auch eine große Zahl von Bierkrügen und einiges Inventar zerstört wurde. Vor Schreck erhielt die gerade neben dem Zelt stehende Frau Maria Nerb einen Schlaganfall, dem sie in kurzer Zeit erlag.
1926 Premiere der elektrischen Menschen: „Zum ersten Mal hier: Die größte amerikanische Sensation, das Tagesgespräch aller Großstädte: Original Elektro John: Die größte wissenschaftliche Demonstration mittels großer Transformatoren am Körper zweier Menschen. Aus dem Programm sei auszugsweise erzählt: Die Ladung eines Menschen mit Elektrizität, Entsprühen von 20 bis 30 cm Funken aus allen gewünschten Körperteilen. Das Entzünden einer Kohle mittels Elektrizität in seinem Munde, bis sie selbst im Munde verkohlt, was schon allein eine Sensation bedeutet, doch wird noch vieles Interessante gezeigt, weshalb ein Besuch nur zu empfehlen ist.
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