„Kelheim liest ein Buch“ und 18 Schülerinnen und Schüler des BSZ Kelheim malen Graffitis zu „Titos Brille“ – und beeindrucken ihre Coaches mächtig. Mit Bildergalerie.
Zum Wochenstart drei Stunden Deutsch. Das ist nicht nach jedermanns Geschmack in der Vorklasse 10 der FOS in Kelheim. Diesmal stand aber Unterricht an, der bei allen Schülern gut ankam. Selbst bei denen, die Deutsch nicht gerade ihr Lieblingsfach nennen und die zudem vergessen hatten, dass sie besser keine makellosen, weißen Turnschuhe oder den weißen Lieblingsanorak anziehen sollten.
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Regensburg und auch Kelheim lesen gerade ein Buch. „Titos Brille“ von Adriana Altaras. Das hat auch die Vorklasse 10 der FOS, angesiedelt am BSZ Kelheim, getan. Am Montag stand ein Graffiti-Workshop auf dem Stundenplan sowie die Auseinandersetzung mit einem bestimmten Aspekt aus dem Roman. Mit Adriana Altaras‘ Dibbus, den Seelen der Toten.
„Normal lernt man Basics“
Ihre Skizzen hatten die 18 jungen Frauen und Männer bereits im Vorfeld zu Papier gebracht. Teils mit ganz feinen Bleistiftstrichen. Als Workshop-Leiter waren Michael Lotter und Oskar Schöttl engagiert. Die beiden Freunde sind stadtbekannt für ihr Können mit der Spraydose.
Bei manchem Detail rieten sie zu Beginn des Graffiti-Tags zum Weglasssen. Schon nach kurzer Zeit waren die beiden Coaches baff, was die Jugendlichen auf ihre weißen Wände brachten. „Normal lernt man in der ersten Einheit nur die Basics: Dose richtig halten, geradeaus sprühen und Flächen füllen“, so Lotter. Diesmal hatten sie kurz „fortgeschrittenere“ Theorie vermittelt. Wie: Welchen Sprühkopf wähle ich wofür, wie weit gehe ich von der Wand weg.
Statt Basics malten die FOS-Schüler fast alle großformatige Figuren. Vielfach entstand Adrianas Vater. Mit Stethoskop und Mundschutz stellten viele den Arzt dar. Eine junge Frau malte ihn als „Superman“ vor einer Klinik. „Weil die Tochter ihn als Helden sieht“, so die Antwort. Ein Mitschüler zeigte ihn mit zwei Frauen, „weil er immer wieder Affären hatte“. Andere entschieden sich für die Tante, die in Italien lebte.
„Ich schäme mich in Grund und Boden, wenn ich daran denke, wie meine ersten Versuche ausgesehen haben“, kommentierte Michael Lotter die Ergebnisse. Derlei Komplimente gingen runter wie Öl. Ähnliches Lob verteilte Oskar Lotter. Die beiden werden selbst noch den Titel „Adrianas Dibbuks“ beisteuern und eine weitere weiße Wand gestalten.
Top-Start in die Woche
Denn Mitte März werden die Graffitis in der Kelheimer Sparkasse am Ludwigsplatz ausgestellt, freute sich Deutsch-Lehrerin Simone Mittermeier. Von den Jugendlichen hörte sie vielfach: „Das war richtig cool und hat Spaß gemacht“. Schüler Sinan war, wie so ziemlich jede und jeder in der Klasse am Ende sichtlich stolz auf das Ergebnis. Er setzte hinterher: „Ich hatte da heute richtig Bock drauf. Zudem war das ein sehr guter Start in die Woche.“ Etwas neidisch schauten andere Schüler des BSZ immer wieder zu. Schnell war klar: Bei dem Unterricht hätten gerne noch mehr mitgemacht.
Ausstellung ind er Sparkasse Kelheim ab 13. März
Schau: Vom 13. März bis 12. April sind die Werke der Schüler in der Sparkasse am Ludwigsplatz zu sehen. Eintritt frei; Titel der Schau: „Tito durch die Graffiti-Brille - ein Kunstprojekt mit der FOS/BOS Kelheim“
Übersicht: Einen Überblick über alle Veranstaltungen zu „Kelheim liest ein Buch“ gibt es online: www.kelheim.de/kelheim-liest
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