Wir vermenschlichen Tiere ja gerne mal. Dem Raubwürger ist das bei der Namensgebung widerfahren. Der etwa amselgroße Vogel ernährt sich nicht nur von Insekten, sondern auch von kleinen Wirbeltieren. Schwupp, wurde er zum „Räuber“. Stattdessen ist doch er es, den wir beraubt haben.
Viele der angestammten Lebensräume des Raubwürgers sind in den letzten Jahrzehnten auf kleine Reste zusammengeschrumpft: Extensive Weiden und Wiesen, Moorflächen, brachliegende Äcker sind sein selten gewordenes Jagdgebiet, im Sommer wie im Winter.
Weil er Vögel und Mäuse auch in der kalten Jahreszeit findet (und per Biss ins Genick tötet), kann er sich weite Reisen in den Süden sparen. Lediglich Raubwürger, die im hohen Norden brüten, flüchten im Spätherbst Richtung Mitteleuropa. Deshalb sind jetzt im Winterhalbjahr die Chancen etwas größer, den seltenen Vogel in unserer Region zu sehen – so wie das abgebildete Exemplar, das bei Bad Abbach Ausschau nach Beute hielt. Brutpaare im Sommer sind eine Rarität; nur noch rund ein Dutzend wurden im Jahr 2015 laut Landesamt für Umwelt gezählt. Der Vogel ist bei uns vom Aussterben bedroht. Etwas häufiger ist sein nächster Verwandter, der Neuntöter.
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John Mihopulos ist begeisterter Fotograf und Naturbeobachter. Für uns öffnet er zwei Mal im Monat seine Foto-Schatztruhe und gibt Tipps zur Vogelbeobachtung.
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