Amtsgericht Neumarkt
Angeklagter stößt Ex-Freundin (14) im Bahnhof Parsberg auf die Gleise – Gericht schickt ihn in Arrest

13.11.2024 | Stand 13.11.2024, 19:07 Uhr |

Die 14-Jährige landete im Parsberger Bahnhof auf den Gleisen, konnte sich aber schnell und unverletzt wieder auf den Bahnsteig retten. Foto: pixabay/analogicus

„Dass hier nichts Schlimmes passiert ist, war mehr Glück als Verstand“, schimpfte Staatsanwalt Bastian Winter. Vor sich hatte er einen unscheinbaren 20-Jährigen, der aber auch ganz anders kann: Im Februar hatte er seine Ex-Freundin im Parsberger Bahnhof (Landkreis Neumarkt) ins Gleisbett geschubst.

  

Die 14-Jährige hatte Glück: Nur wenige Sekunden nach dem Sturz rappelte sie sich wieder auf und stieg unverletzt zurück auf den Bahnsteig. Ein Zug war nicht in Sicht. All das hatte das Video einer Überwachungskamera dokumentiert, das Richter Marcel Dumke in der Verhandlung zeigte.

Auch interessant: Bald keine Anzeige mehr für Schwarzfahrer? Verkehrsbetriebe und Amtsgericht Neumarkt üben Kritik

Der Angriff auf das Mädchen hat eine Vorgeschichte, die der Angeklagte und die 14-Jährige dem Jugendrichter schilderten. Am Tag zuvor hatte es Streit gegeben. Am Tag der Tat trafen sie am Parsberger Bahnhof wieder aufeinander. Die Schülerin war mit Freunden dort, darunter auch ein anderer Junge. Das passte dem Angeklagten offenbar gar nicht. „Er hat sich darüber aufgeregt, dass sie mit anderen Jungs geflirtet und ihn ignoriert hat“, erklärte Verteidiger David Hölldobler.

Angriff kam aus dem Nichts

Als die 14-Jährige in den Zug einsteigen wollte, verhinderte der eifersüchtige Ex-Freund das, indem er sie festhielt. Das Mädchen schien aber wenig alarmiert, denn sie ließ ihre Freunde ohne sie davonfahren. Doch auch in den nächsten Zug ließ sie der junge Mann nicht einsteigen. Danach standen die beiden mit weiteren Personen an einem Wartehäuschen beisammen. Aus einem relativ ruhigen Gespräch griff der Angeklagte der Schülerin dann plötzlich an den Nacken, stieß sie die Bahnsteigkante hinunter und lief ein Stück weg. „Ich habe geschaut, dass die Ampeln rot sind und kein Zug kommt“, versuchte sich der Angeklagte zu verteidigen.

Schon einmal wegen Rache an Ex-Freundin vor Gericht



Doch das ließ ihn Staatsanwalt Winter nicht durchgehen: „Das ist Quatsch.“ Das Video zeige, dass er sich keineswegs vorher umgeschaut habe. Das Mädchen habe einfach großes Glück gehabt, dass sie auf den Füßen gelandet und nicht etwa mit dem Kopf gegen die Gleise geschlagen sei.

Dass der Angeklagte ein Problem mit seiner Impulskontrolle hat, ist ihm selbst klar. Es ist nämlich nicht das erste Mal, dass er straffällig wurde. Zuletzt stand er vor Gericht, weil er einer anderen Ex-Freundin wüste, sexistische Drohungen aufs Smartphone schickte und deren Mutter Videos weiterleitete, das die Ex und ihn bei sexuellen Handlungen zeigte. Auch das war eine Racheaktion aus verschmähter Liebe. „Ich erkenne bei Ihnen ein ganz problematisches Frauenbild. Das geht gar nicht“, mahnte Richter Dumke den 20-Jährigen, wenngleich er ihm auch manches zu Gute hielt.

Junger Mann leidet an psychischer Störung

So wurde bei ihm eine Borderline-Störung diagnostiziert und er ist in psychotherapeutischer Behandlung. Diese zeige auch schon Erfolge, betonten sein Verteidiger. Trotzdem brauche es einen Arrest als Warnschuss, stimmte sogar Hölldobler zu. Am Ende schickte ihn der Richter wegen versuchter Körperverletzung und zwei Fällen von Nötigung für drei Wochen in den Dauerarrest. Auch die Strafe für ein geklautes E-Bike floss in das Urteil mit ein.

Artikel kommentieren